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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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half ihm beim Kotzen, was so ziemlich das Widerlichste war, was ich jemals getan hatte – sah man mal von der Mutprobe ab, bei der ich eine überfahrene Kröte hatte ablecken müssen. Und dem Tag, an dem Mogwai Durchfall hatte und in den Hausflur schiss. Was ich anschließend aufwischen musste. Mit einem dünnen Lappen! Pfui …
    »Oh Gott ….«, stöhnte Leander, als er fertig war, und bettete seinen Kopf auf die Klobrille. Ich drückte die Spülung, riss ein Stück Klopapier ab und wischte ihm den Mund sauber. »Das ist ja grauenvoll … Ich will sofort wieder durchsichtig werden … sofort!«
    »Du siehst ziemlich durchsichtig aus, falls dich das tröstet«, murmelte ich. Er machte einen jämmerlichen Eindruck. Seine Wangen hatten einen ungesunden bläulichen Schimmer bekommen und auf der Stirn bildeten sich winzige, weißlich glitzernde Schweißtröpfchen. »Mann, Leander, du hast noch nie in deinem Leben einen Schluck Alkohol getrunken und das war viel zu viel auf einmal … Wo hast du das Zeug überhaupt her?« Ich feuchtete einen Waschlappen an, um ihm die verklebten Haare aus den Schläfen zu streichen, und legte ihn dann auf seinen Nacken. Mit beiden Armen umklammerte er die Kloschüssel.
    »Oh Luzie, das ist doch euer Alkohol. Von Marvin und Leon. Hab ihn konfisziert, weil das Zeug scheiße ist. Hab ich dir auf der Hinfahrt schon erklärt. Es vernebelt euren Geist, eure Reaktionen werden langsamer, ihr spürt nur noch ganz wenig, wenn ihr davon trinkt, obwohl ihr glaubt, viel zu spüren …« Er rülpste laut.
    »Und dann musst du es unbedingt selbst tun? Obwohl du das alles weißt? Das verstehe ich nicht.«
    »Ich muss nicht. Aber ich wollte«, sagte Leander mit schwerer Zunge. Er klang heiser und erschöpft. »Ich wollte dieses blöde Gefühl in meinem Bauch wegkriegen und ich wollte nicht mehr sehen, wie du Serdan geküsst hast. Das war immer in meinem Kopf, dieses Bild, jede Sekunde, Serdan mit Luzie, Luzie mit Serdan, ich hab es nicht mehr weggekriegt, egal, was ich gemacht hab. Ich hab gesungen und getanzt und gegessen und versucht zu schlafen, aber immer hab ich dich gesehen und diesen Kamelreiter … Dabei wollte ich dich eigentlich suchen, um dir bei Kerzenschein was vorzuspielen, ganz mutig, und danach …000h … Luzie … es geht wieder los …« Er fing an zu würgen und beugte sich über das Klo.
    »Luzie?« Jemand hämmerte an die Badezimmertür. »Luzie, bist du da drin? Ist alles in Ordnung?« Sofie. Scheiße, was sollte ich denn jetzt machen? Konnte sie Leander hören? Er hatte eben gesagt, dass der Alkohol ihm seinen Körper verliehen hatte. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass er auch für andere zu hören und zu sehen war … Wahrscheinlich war er nur für mich zu sehen. Doch sicher war ich mir nicht. Leander griff schnaufend nach oben und drückte die Spülung. Na, die hörte Sofie auf jeden Fall. Und den Strahl des Wasserhahns, mit dem Leander sich ausgiebig den Mund auswusch und gurgelte.
    »Ist dir schlecht, Luzie? Hier riecht es so komisch. Und dann das Chaos in deinem Zimmer … Mach doch auf, Luzie!« Ich stemmte mich fest gegen die Tür. Zum Glück hatte ich eben noch die Wodkaflasche und die Dose weggeräumt. Aber offensichtlich hing der Biergestank noch in der Luft.
    »Geht gleich wieder!«, rief ich betont munter. Leander rollte sich wie ein Baby auf dem Badezimmerteppich zusammen, die Hände auf seinen Bauch gepresst.
    »Mein Bauch … mein Kopf … meine Kehle … Alles tut so weh …«, klagte er leise.
    »Soll ich Herrn Rübsam holen? Ich ruf Herrn Rübsam, okay, Luzie?«, rief Sofie von draußen. »Bin gleich wieder da!«
    Oh nein. Bitte nicht Herrn Rübsam. Doch Sofie hatte sich schon auf den Weg gemacht.
    »Pass auf, Leander – kannst du mir zuhören?« Er nickte schwach und schob sich zwei Pfefferminzdrops in den Mund. »Geh ein bisschen an die frische Luft, nach draußen in den Burghof. Und nimm dir eine Flasche Wasser mit. Leg dich irgendwo hin, in einer dunklen Ecke, und warte auf mich. Ich komme gleich, ich bin in zehn Minuten bei dir, okay? Kannst du das?« Er nickte erneut. »Dann schnell!«
    Ich half ihm auf die Beine. Er musste verschwinden, bevor Herr Rübsam und Sofie kamen, denn die Gefahr war zu groß, dass er sich durch den Alkohol sichtbar gemacht hatte und sie ihn sehen konnten. In Schlangenlinien torkelte er den Gang hinunter, weit weg vom Gemeinschaftsraum. Ich huschte zurück ins Bad und hatte mich gerade neben das Klo sinken lassen, als Herr

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