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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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»Aaaaaa-hahahaaaa-hahahahaaaa.« Ja, vielleicht sollte ich wirklich noch eine kleine Weile dabeibleiben, obwohl Sofie mich mit ihren Blicken tötete, weil Serdans Hand noch auf meiner Schulter gelegen hatte, als wir den Raum betreten hatten.
    Aber seit seinem Kuss war mir alles ein bisschen egal geworden. Wenn die Klassenfahrt ausgestanden war, würde ich in einer ruhigen Minute mit Seppo reden. Und mit Sofie. Vielleicht auch mit Leander.
    Doch jetzt, in diesem Moment, wollte ich nur neben Serdan an der Wand sitzen, meinen Mund halten und den anderen beim Singen zuhören. Und nicht daran denken, dass ich mir meinen ersten Kuss immer vollkommen anders ausgemalt hatte.
    Immerhin hatte ich jemanden geküsst, den ich mochte. Sehr sogar. Und davon hatte Leander überhaupt keine Ahnung.

Sieben Tage lang
    Als Herr Rübsam sich in Trance gesungen hatte und schon wieder Lady in Black anstimmte, begann mein Kopf zu schmerzen und ich brauchte dringend frische Luft. Es sah ganz so aus, als habe Herr Rübsam die Zeit vergessen. Es war schon nach dreiundzwanzig Uhr und er hatte noch keinen einzigen Versuch unternommen, uns ins Bett zu schicken. Doch meine Blicke wanderten immer wieder zu Seppo und Kelly und das wollte ich mir nicht länger antun.
    Serdan hatte schon recht. Ich war nicht mehr in Seppo verknallt – wahrscheinlich war ich es nie richtig gewesen. Trotzdem kam es mir vor, als wäre ich verraten und betrogen worden, wenn ich ihn so dicht neben Kelly sitzen sah. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn Seppo niemals eine Freundin finden würde. Dass wir zusammen Parkour machten wie früher und unser neuer geheimer Pakt war, dass keiner von uns sich verlieben durfte. Denn diese blöden Verliebtheiten ruinierten alles.
    Ich hatte genug davon. Ich wollte wieder normal sein. Und die beste Methode, wieder normal zu werden, war, eine ausgiebige Portion Schlaf zu bekommen. Gähnend trottete ich den Gang zu meinem Zimmer entlang und für einen Moment beschlich mich das schlechte Gewissen. Hätte ich Leander warnen sollen, nachdem seine Truppe hier gewesen war? War es fair, ihm nichts davon zu sagen? Doch ich hatte ihn nicht sehen und schon gar nicht sprechen wollen. Außerdem waren seine Eltern so in Eile gewesen, dass sie ihn sicher nicht mehr gesucht hatten. Sie wollten schließlich erst über ein Disziplinarverfahren nachdenken und nicht gleich eines in die Wege leiten.
    Dennoch zog ich automatisch die Schultern hoch, als ich mir Leander in einem tropischen Sumpf vorstellte, wo er irgendwelche bettelarmen Eingeborenenkinder bewachen musste. Er würde verzweifeln – ein Gedanke, der mich zugleich bedrückte und erheiterte. Allerdings, stellte ich eine Spur ernüchtert fest, würde das mit dem Penisfisch nicht funktionieren, denn ich würde ja kaum mit in den Kongo gehen und somit würde er wieder durchsichtig werden. Nicht greifbar. Aber vielleicht spürte er die Hitze und die Moskitos trotzdem? Konnten sie das überhaupt tun – ihn zwingen, dort hinzugehen? Oder waren das nur leere Drohungen gewesen?
    »Es ist genug für alle daaaaaa …«, schallte es gedämpft durch den Flur – aber nicht aus dem Gemeinschaftsraum, sondern aus meinem Zimmer. Ich stutzte und blieb stehen, um zu lauschen. War das etwa Leanders Stimme gewesen?
    »Kommt, lasset uns trinken, sieben Tage lang, wir haben Durst. Hicks!«
    Ja. Es war eindeutig Leanders Stimme. Die letzten Meter legte ich im Eilschritt zurück und riss ohne Vorwarnung die Tür auf. Ich fand mich im absoluten Chaos wieder. Leander hatte sich aus Elenas zurückgelassenen Leintüchern eine Hängematte gebastelt, die er zwischen der Kleiderstange und dem Bettgestell befestigt hatte, was dem Schrank nicht sonderlich gut bekommen war. Er befand sich in einer gefährlichen Schräglage, ebenso wie Leander, der sein linkes Bein lässig baumeln ließ und mit schwungvollen Bewegungen die Saiten der Gitarre bearbeitete. Auf dem Fensterbrett brannte eine Stumpenkerze. Die ganze Heizung war mit Wachs beschmattert. Außerdem hatte er aus unerfindlichen Gründen meinen Koffer ausgeleert. Als Leander mich sah, stockte er und kloppte einen schrägen Schlussakkord. Jetzt entdeckte ich auch die angebrochene Flasche Wodka, die in seinem Hosenbund steckte. Auf dem Boden lag eine zerquetschte Bierdose – inmitten einer schaumigen Pilspfütze, die sich gerade ihren Weg zu meinem Koffer bahnte.
    »Luzie, altes Haus!«, brüllte Leander freudig. »Sing mit! Es ist genug für alle daaaaaa – so lasset

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