Veyron Swift und das Juwel des Feuers
nicht besonders aufmerksam. Selbstverständlich verloren sie alle ihren Job beim Flughafen, die meisten erhielten jedoch gleich darauf lukrative Angebote als Park- und Torwächter bei der Energreen Corporation - zum doppelten Gehalt versteht sich.
Borgin & Bronx erging es dagegen nicht so gut. Anonyme Hinweise führten die Behörden auf die Spur von Harry Wittersdraught. Es wurde enthüllt, das dieser scheinbar einfache Angestellte niemand anderes war, als der Kopf von Borgin & Bronx, der geheimnisvolle Hauptanteilseigner H.G.W. Morgan. Mit kriminellen Praktiken wie Erpressung und Morddrohungen hatte er sich massiven Einfluss im Management verschafft. Fast die ganze Führungsriege des Investmenthauses wurde wegen Korruption, Unterstützung illegaler Geschäfte und wegen Verbindungen zum internationalen Terrorismus angeklagt und verhaftet.
Die Aktien von Borgin & Bronx fielen über Nacht in den Keller. Das Unternehmen verlor von einem Tag auf den anderen alle seine Investoren, als bekannt wurde, dass mit den Geldern von Borgin & Bronx die Terrororganisation Roter Sommer finanziert wurde. Es gab hunderte von Verhaftungen im ganzen Land, vor allem beim Sicherheitspersonal des Flughafens. Gesucht wurde auch ein Mr. Charles Fellows, von dem eine anonyme Beschreibung beim FBI eingegangen war. Am Ersten Oktober gab Borgin & Bronx die Insolvenz bekannt. Das Investmenthaus sollte sich nie wieder von dieser Katastrophe erholen. Ende des Jahres wurde es endgültig abgewickelt.
Vom Roten Sommer hörte man auch kaum mehr etwas. Bereits kurz nach der Entführung der Supersonic und dem dramatischen Absturz über dem Atlantik, distanzierte sich ein großer Teil der Sympathisanten von der Tat und kündigten die Unterstützung auf. Einige wenige Mitglieder des Roten Sommers stellten sich sogar der Polizei, die anderen tauchten unter und verschwanden aus dem Bewusstsein der Welt. Am Ende blieb nichts mehr von der Organisation übrig. Ob Tamara Venestra nun tatsächlich zurückgekehrt war oder nicht, konnte nie abschließend geklärt werden. Interpol beließ es dabei, da man sie offiziell schon die ganze Zeit über für tot gehalten hatte.
Nach den Ferien kehrte für Tom der Alltag zurück. Er ging wieder zur Schule und wenn er nachhause kam, war stets Mrs. Fuller da, die ihm etwas zum Essen machte und gelegentlich bei den Hausaufgaben half. Veyron war die meiste Zeit des Tages außer Haus, aber wenn er da war, nahm er sich viel Zeit für Tom. Sie gingen ins Kino, oder in die Oper (was Tom furchtbar langweilig fand). Hin und wieder überflog er auch Toms Hausaufgaben, korrigierte sie und versah sie mit Kommentaren für die Lehrkräfte (was Veyron im Kollegium sehr unbeliebt machte). Am Tag nach ihrer Rückkehr kam auch Jane noch einmal zu Besuch. Sie unterhielten sich jetzt über sehr viel privatere Dinge. Es war erfreulich zu hören, dass sie die Beziehung zu Michael Boran zwischenzeitlich beendet hatte. Sie war jedoch bereits mit einem neuen Freund liiert und furchtbar verliebt. Alles war also wieder beim Alten.
Es war der erste Sonntag im Dezember, als Tom die Post vom Vortag aus dem Briefkasten holte. Nur ein einzelner Brief war dabei. Der Absender war so ungewöhnlich, dass er sofort aufgeregt hinauf in das Arbeitszimmer seines Paten lief und ihm den Brief auf den Schreibtisch legte. Veyron ließ alles stehen und liegen, als er den Absender sah. Es war ein blutroter Kussmund, zweifelsohne weiblich, zwei Spitzen liefen von der Oberlippe herunter. Es war ein Vampirmund!
»Sieh an, Jessica Reed ist wieder zurück in unserer Welt. Du brauchst den Brief gar nicht erst aufzumachen. Es ist nichts drin. Das merkst du schon am Gewicht, außerdem siehst du es, wenn du ihn gegen das Licht hältst«, erklärte Veyron und legte den Umschlag zur Seite.
»Sie will uns nur wissen lassen, dass sie wieder hier ist. Womöglich müssen wir uns irgendwann auf einen nächtlichen Besuch einstellen.«
Er beugte sich wieder über seine augenblicklichen Arbeiten. Tom erkannte erst jetzt, wie sehr sich das Arbeitszimmer seit gestern verändert hatte. Alle Landkarten und Zeitungsausschnitte waren verschwunden, dafür hingen nun Unmengen von Fotos an den Wänden. Auf jedem einzelnen waren Buchläden abgebildet und auch deren Eigentümer. Zettel waren mit Wurfmesser an die Tür gespickt, Lebensläufe, Inventurlisten und viele Zahlen. Über dem kleinen Fenster hing das Daring-Schwert an der Wand, festgehalten von ein paar krummen Nägeln.
»Sie
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