Vic Daniel 1 - Down in the Valley
einer Infusionsflasche an einem Gestell, ein anderer kam aus meiner Nase und verschwand in der Dunkelheit unterm Bett. Ein dritter roter Schlauch schien aus meinem Wasserwerk unter der Bettdecke zu kommen und führte unters Bett in eine überdeutlich sichtbare Bettpfanne. Mein Schädel war zum größten Teil mit Gaze umwickelt. Und eine Hand war bandagiert. Nur eine; man soll’s ja auch nicht übertreiben. Es war nur die Notbeleuchtung an, und die gab dem ganzen Arrangement ein angemessen düsteres Aussehen.
Draußen schob Benny Wache, bereit, Florence oder jeder anderen Person, die zufällig vorbeikam, zu sagen, ich sei mit meinem Mädel zugange und wäre für ein paar gestohlene Momente Privatlebens zutiefst dankbar.
»Wie geht es Ihnen, Vic?« fragte Dev, nachdem er die Szenerie in sich aufgenommen hatte.
»Sind... Sind Sie das, Dev?«
»Und Miss Shirley«, sagte er. »Geht es einigermaßen voran?«
»Ach, ich bin hier in nullkommanix wieder draußen«, bluffte ich.
»Sie armer Schatz!« sagte Miss Shirley. Wenn sie irgendwelche Verdächte hegte, so behielt sie sie für sich. Sie kam näher und legte ihre kühle Handfläche gegen meine Wange. Roch ich eine flüchtige Spur frisch umgegrabener Lehmerde, von süßen, sonnengereiften Tomaten und vielleicht eine Andeutung, einen Hauch nur von Johnson’s Babykrem? Wohl eher nicht.
»Sie brennen ja!« sagte sie.
»Das ist bei Feuern so üblich«, sagte ich sanft. »Übrigens, wir glauben, wir wissen, wer die Bösis waren.«
»Ach ja?« sagte Dev Devlin.
»Ja.« Ich berichtete ihnen kurz von meinem kleinen Mißgeschick, was ein vornehmer Ausdruck für »versuchte Kastration« ist, in der Oasis draußen auf dem Ventura Boulevard, und erwähnte, ich glaubte, einen der verhaltensgestörten jungen Leute, was ein vornehmer Ausdruck für »vollgedröhnte Nachwuchs-Arschgesichter« ist, am Samstagvormittag vor meinem Büro gesehen zu haben, und zwar kurz, bevor es passierte.
»Diese Schweinehunde«, sagte er. »Samstagvormittag. Ich wünschte, ich wäre da gewesen, anstatt beim Fußballspiel Biertrinker rauszuschmeißen.«
»Ja, das wäre mir auch lieber gewesen«, sagte ich. »Hören Sie, Dev, der Grund, weshalb ich Sie gebeten habe, mich zu besuchen — übrigens vielen Dank, daß Sie gekommen sind — , ist, daß ich, wie der Spezialist sagt, längere Zeit von keinem großen Nutzen sein werde, und deshalb könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun.«
»Klar, Vic«, sagte er. »Schießen Sie los.«
»Behalten Sie die Lagerräume im Auge, ja? Mein Gesicht — oder das, was davon übrig ist — ist vielleicht morgen in der Zeitung abgebildet, und jemand von der Schule könnte anfangen zwei und zwei zusammenzuzählen, verstehen Sie? Ich spreche davon, daß vielleicht ein weiteres Feuer gelegt wird, um von irgendwelchen Fehlbeständen abzulenken, vielleicht von jemandem, der über den Computer Zugang zu den Akten hat, ja? Lassen Sie einfach ein paar Tage lang niemanden dran.« Dev war nicht der Einzige in der Stadt, der Beinarbeit beherrschte.
»Schon so gut wie passiert«, sagte er.
»Miss Shirley«, sagte ich, »Ihnen möchte ich ebenfalls herzlich für Ihr Kommen danken. Können Sie den Computer irgendwie so programmieren, daß Sie merken, wenn jemand daran herummacht, der das nicht soll?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich bin keine Expertin, aber ich kann’s versuchen.« Ich wünschte mir, daß sie nochmal meine Wange berührt, oder wenigstens meinen Fuß, durch die Bettdecke hindurch.
Nachdem das Geschäftliche erledigt war, schmiß ich sie raus, bevor Flo oder die Bibliothek auf Rädern oder sonstwer seine oder ihre Nase hereinsteckte. Das eben von mir erwähnte Geschäftliche bestand natürlich darin, Dev einen gründlichen Blick auf mich in meinem völlig unbeweglichen, behinderten und rundherum mitleiderregenden Zustand zu gewähren, so daß ich wirkte wie der Blödmann mit der Hühnersuppe, der sich nicht bewegen konnte (und es trotzdem tat).
Sobald sie weg waren, kam Benny wieder hereingestürzt, und innerhalb von fünf Minuten hatten wir das Zimmer und mich wieder auf Normal; Sichtblende und Infusionsgestell standen wieder da, wo sie hingehörten, Schläuche und Pullen waren verpackt, Kopfverband ab, Licht an. Dann verschwand er, um einen Happen zu schnappen und ein happiges Schnäppchen zu machen, in diesem Fall zwei Gros Ray Ban -Sonnenbrillen. Er ließ mir den Koffer da, weil er ein paar Artikel enthielt, die ich später noch
Weitere Kostenlose Bücher