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Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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pappte ein Pflaster drauf. Dann schüttelte sie drei Anacin, falls sie das überhaupt waren, aus einer großen Flasche und gab mir aus einer kleinen Flasche zwei Kapseln, die, wie ich annahm, die Antibiotika waren, und paßte auf, daß ich sie auch nahm. Hätte ich doch sowieso getan, schon in der Hoffnung, daß jemand aus Versehen einen echten Wirkstoff reingemischt hat.
    Der Nachmittag verging, wie jeder Nachmittag vergeht, sogar auf dem 2. Stock von Kaiser.
    Mr. Lowenstein rief mich besorgt an, und ich sagte ihm ausschließlich Sachen, die gut und richtig waren; dann rief ich Mae an und sagte ihr fast ausschließlich Sachen, die gut und richtig waren. Sie laberte mir zehn Minuten Brandblasen ins Ohr, während ich »Kann ich doch nichts für« sagte und »Ich hab doch gar nichts getan« und »Was kann ich denn dafür, wenn ich doch gar nichts getan habe?« und ganz allgemein auf meiner absoluten Unschuld beharrte. Stocksauer (oder doch zumindest eingeschnappt) legte sie auf. »Ach, die Damen, ach, die Damen, ach, die Damen, sie sind ja so süß«, wie mein Alter zu singen pflegte. »Ohne Damen, ohne Damen wär die Welt, wie sie ist, nämlich mies.«
    Am selben Abend gegen 7:30h materialisierte sich Benny in meinem Zimmer, genau zu der Zeit, zu der die Happy Hour in den vielen dunklen, kühlen und gastlichen Herbergen des Tales vom Hl. Ferdinand bedauerlicherweise ein Ende findet. Perfekt abgestimmt; ich hatte bereits mein »Abendessen« eingenommen — Tomatensuppe aus der Dose, Kekse, Hacksteak, Sahnespinat, Götterspeise mit Bananen —, und das gab uns eine halbe Stunde, bevor Miss Shirley und noch jemand fällig waren.
    Benny. Benny, mein Kumpel. Er betrat das Zimmer mit der ruhigen, rotwangigen Unschuld des wahrhaft Amoralischen. Bei ihm war der Chorknaben-Look immer in. Sauber gestutzter rötlicher Bart. Schütter werdendes bzw. bereits gewordenes rötliches Haupthaar und er ein Jüngling noch Anfang Dreißig. Unnötige randlose Brille. Jackett aus Harris-Tweed, graue Flanellhose mit Aufschlag, dunkelgrüner (Tundra?) Rollkragenpullover, schwarze Halbschuhe mit Bommels an den Schnürsenkeln. In einer Hand einen Blumenstrauß, in der anderen einen kleinen Leinwandkoffer.
    »Bin ich froh, dich zu sehen«, sagte ich. »Das bist du doch, oder?«
    »Persönlich.« Er drehte sich langsam um sich selbst, damit ich seinen Anblick voll auf mich einwirken lassen konnte.
    »Frisch den Seiten von Esquire entronnen«, sagte ich.
    »Na, wie geht’s, Onkelchen?«
    »Du sollst mich doch nicht so nennen«, sagte ich ihm zum millionstenmal. In Wirklichkeit war es mir völlig wurscht, ob er mich Onkelchen, Tantchen oder Omi nannte, aber ich wußte, daß er enttäuscht gewesen wäre, wenn die erwartete Reaktion ausgeblieben wäre. »Also los, pack aus. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Hast du einen Fluchtweg gefunden?«
    »Am Ende des Ganges«, sagte er. Er holte Flaschen und Schläuche und verschiedene andere Gegenstände aus seinem Koffer und legte sie säuberlich auf dem anderen Bett zurecht. »Da geht’s hinaus; dann die Feuertreppe hinunter, zwei Etagen, und dann führt der Notausgang aufs hintere Ende vom Parkplatz. Kapiert?«
    Ich sagte, ich hätte es kapiert. Dann zog er einen weißen Arztkittel hervor und hielt ihn sich vor den mickrigen Brustkasten. »Hmmm, hübsch. Ach, ich hab ja noch was mitgebracht.«
    »Ja, ich hab’s schon gesehen. Schönen Dank für die Petunien.«
    »Die Petunien meine ich nicht.« Er fischte in seiner Jackentasche und warf mir ein Röhrchen Demerol zu.
    »Wurde aber auch Zeit«, sagte ich undankbar, pfiff mir zwei sofort rein und verstaute den Rest unter meiner Matratze. Dann begannen wir, das Bühnenbild für unseren Acht-Uhr-Besuch zu bauen.
    Miss Shirley erschien wie gewünscht um Punkt acht, und zwar mit Dev, ebenfalls wie gewünscht. Sie sah mit ihrer weißen, ausgestellten Hose, dem blauen Blazer und der dazu passenden, verwegen schief aufgesetzten blauen Seemannsmütze so einnehmend aus wie Alle-Mann-an-Deck. Mit seiner Khakihose und der roten Reißverschlußwindjacke sah er weniger einnehmend aus. Ich sah am wenigsten einnehmend von allen aus, d. h. ich sah aus, als läge ich auf der Schwelle des Todes und die Tür wäre weit offen. Eine Sichtblende verdeckte mein Bett fast völlig; durch eine wohlweislich offengelassene Lücke erblickten die schockierten Besucher das wenige, was von mir Armem noch übrig war. Ein Gummischlauch, mit Klebeband an meinem Arm befestigt, führte zu

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