Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
schloß die geschickt angebrachten Zugklappen, die die stumpfen Kupferdüsen der Gaskanister verbargen. Dann legte ich drei Finger auf die Druckpunkte, murmelte die Parole und trat ein.
    Armitrage war schon dort. Er sprang von der Couch, senkte aber rasch seine Waffe wieder, als er mich erkannte. »Du lebst?« rief er. »Tod und Schmerzen, du siehst entsetzlich aus, aber du lebst!«
    Pfingstkamm und Sanktanna kamen herein. Armitrage hob seine Waffe wieder. »Sie gehören zu mir«, erklärte ich ihm.
    Armitrage schob die Tür mit dem schweren Ende seiner Keule zu. Dann breitete er die Arme aus und zeigte damit sein reichbesticktes Hemd mit den hübschen grünen Ärmeln. »Kiddy, ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, daß ich dich sofort an diesen Busen drücken würde, wenn du nicht von deinem eigenen geronnenen Blut so ekelhaft klebrig wärst. So wie sie dich heute bearbeitet haben, hätte ich geglaubt, die Klons vollziehen ihre Blutfehde an dir. Die ganze Zeit habe ich in der festen Überzeugung hier gesessen, dein kostbarer Leib ruhe längst im Bauch eines Rochens.«
    »So schnell bin ich nicht unterzukriegen«, sagte ich. »Was war denn hier los? Wo ist Quadra? Und wer hat versucht, bei mir einzubrechen?«
    »Eins nach dem anderen, junger Freund.« Armitrage hielt eine Hand hoch und zählte die einzelnen Antworten an den Fingern ab.
    »Erstens: Eine Gruppe von Männern in bunten Bodysuits tauchte heute nacht in der Zone auf und hat deinen Palankin in Brand gesteckt. Vorher haben sie ihn mit irgendeiner Flüssigkeit übergossen. Deine Sänfte ist nur noch ein Häufchen Asche. So sagen es zumindest die Augenzeugen. - Zweitens: Deine Haushälterin ist von den Klons vor einer großen Menge Zeugen gekidnappt worden. Während sie mit ihr verschwanden, haben sie Schmähungen ausgestoßen. Und einige Stunden später haben sie dich ja auch persönlich angetroffen, nicht wahr? Ich erkenne die Druckstellen ihrer Ketten an deinem Körper.«
    Ich hob abwehrend eine Hand. »Ist ja schon gut, du hast mich gewarnt. Jawohl, ich gebe es zu: Du hast mich gewarnt.«
    »Drittens: Jemand hat versucht, in dein Haus einzudringen, und deine Alarmanlage hat sich bei mir gemeldet und mich aus den schönsten Träumen gerissen. Ich bin so rasch wie möglich hierher geeilt, konnte aber keinen der Eindringlinge erblicken. Eigentlich konnte ich wegen deines verdammten Tränengases überhaupt nichts sehen. Soweit der jüngste Stand der Dinge.«
    »Tut mir leid wegen des Gases, Armi.«
    »Macht fast überhaupt nichts«, meinte er mit seinem gewinnenden Lächeln. »Das mit den schönen Träumen war ohnehin gelogen. Ich habe mir vielmehr die ganze Nacht hindurch Sorgen gemacht.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Ungefähr anderthalb Stunden. Es war recht bizarr. Dein alter Herr erscheint alle paar Minuten und tobt, bevor er ebenso rasch wieder verschwindet.«
    »Ja, das tut er immer, wenn der Computer Alarm gibt. Auch wenn es sich nur um eine Übung handelt. - Verdammt, ich hatte gehofft, Quadra hier vorzufinden. Statt dessen sehe ich mich von allen Seiten angegriffen. Also gut, die Krise ist da.« Ich hielt inne. »Natürlich möchte ich mich erst einmal frisch machen. Ihr drei setzt euch jetzt hin und unterhaltet euch schön, während ich aus diesen blutverschmierten Fetzen steige und ein heißes Bad nehme. Armitrage, darf ich vorstellen: Sanktanna und Herr Pfingstkamm. Du weißt ja, wo alles steht ... Getränke, Drogen, Leckereien, Bänder ...« An der Tür blieb ich noch einmal stehen, trat dann jedoch beiseite, als mein alter Herr in heller Aufregung heranstürmte und sich mit seinen glitzernden Raubvogelaugen umsah. »Steht ein Angriff bevor, ist die Zeit für halbe Sachen vorbei!« rief er.
    »Ganz genau«, sagte ich scherzhaft. »Sanktanna, Herr Pfingstkamm, das ist Rominuald Tanglin, mein Vater. Willst du unsere Gäste nicht ein wenig unterhalten, während ich mich rasch ins Bad zurückziehe?« Ich mußte hämisch grinsen, als ich sah, wie Sanktanna alle Farbe verlor und sich an der Couchlehne festhalten mußte.
    Ich ging nach unten zum Bad. Mehrmals ließ ich die Wanne vollaufen, bis das Wasser sich nicht mehr sofort in eine rote Brühe verwandelte, wenn ich hineinstieg. Ich reinigte mein Haar, legte neue Kunsthaut auf die Wunden, untersuchte sie und fand überall ein Gewimmel von Milben vor. Die größeren Blessuren nähte ich mit ein paar Stichen. Dann legte ich eine zweite Garnitur meiner Kampfausrüstung an und einen

Weitere Kostenlose Bücher