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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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meine angeschwollenen Knie plötzlich nachgaben. Ich fiel hin, und die Kugel krachte an die Haustür und riß sie weiter auf.
    Die Gegner gelangten daraufhin zu dem törichten Entschluß, mein Haus stürmen zu wollen. Armitrage schoß den Blauen an, der Quadra mit seinem linken Arm hielt. Schreiend brach er zusammen, und die anderen suchten rasch nach einer Deckung, während der Blaue über die Straße kroch. Ich kam wieder auf die Beine, packte Quadra, betäubt und jammernd, wie sie dastand, am Arm und zerrte sie ins Haus. Ein zweites Mal wurde vom Dach aus gefeuert, und wieder ertönte ein Schrei.
    Im Haus verlor Quadra den Rest ihrer Stimme in einem konvulsivischen Würgen. Der gefolterte Ausdruck in ihren gelben Augen erfüllte mich mit wahnsinnigem Zorn. Ich stürmte nach draußen, wirbelte den Nunchuck durch die Luft und war darauf aus, einen der beiden Verwundeten zu töten. Aber ihre Freunde hatten sie schon fortgeschleppt, waren mit ihnen irgendwo im Labyrinth der Zone verschwunden. Ich kehrte ins Haus zurück, warf die Tür ins Schloß und blieb keuchend und vor Wut kochend im Wohnzimmer stehen.
    Armitrage trabte die Treppe herunter, schien vor Freude fast zu tänzeln. »Waren das nicht herrliche Schüsse, oder was?« Er warf das Gewehr in eine Ecke und umarmte Quadra. »Du bist gerettet, meine hübsche, etwas zu lang geratene Freundin! Aber wo bleibt das Lächeln, wo sind die Tränen der Erleichterung ...« Seine Stimme erstarb, und er ließ sie so plötzlich los, als habe er eine Leiche umarmt. »Tod und Schmerzen, sieh dir ihren Kopf an! Und erst die Arme und Beine!«
    Mit einiger Mühe brachten wir Quadra dazu, auf der Couch zu sitzen, auch wenn sie dort wie eine Statue hockte. Etwa ein halbes Dutzend häßlicher Dellen zeigten sich auf ihrem Schädel, und rote Brandmale waren auf ihren dünnen Armen und Beinen. »Man hat sie gefoltert«, bemerkte ich überflüssigerweise. »Großer Gott, wie entsetzlich!« Ich schüttelte angewidert den Kopf. »Wer könnte dir so etwas antun? Dir, meiner so liebevollen, unschuldigen Quadra?«
    Irgend etwas in meinem Tonfall schien bis zu ihr durchzudringen. Sie öffnete die Augen weit, und nur das Weiße darin, überzogen mit einem gelben Film, war in ihnen zu sehen. Sie schrie wieder. Dann begann sie, wie wild und ohne Koordination um sich zu schlagen. Armitrage und ich hielten sie fest und schoben ihr Smuff in den Mund. Bald blieb von den Schreien nur noch ein Wimmern übrig, bis auch das erstarb.
    »Sie muß einen Schock erlitten haben«, sagte ich.
    Armitrage schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein. Sieh dir doch ihre Augen an. Sind sie öfters so gelb?«
    »Meinst du den Film dort? Ja, manchmal. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.«
    »Nun, ich schon. Sie ist Synkophin-abhängig, und die Wirkung läßt wohl gerade deutlich nach. Ich frage mich nur, wo sie das Zeugs herbekommt. Synkophin gibt es schon seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Markt. Vielleicht hat sie sich irgendwo einen Vorrat angelegt, aber das hilft alles nichts, sie muß jetzt den Cold Turkey durchmachen.«
    »Wieso? Wir können Quadra doch fragen, wo sie ihr Synkophin lagert, und ihr dann etwas davon verabreichen, oder?«
    »Mach die Augen auf und sieh genau hin. Diese Flecken da auf ihrem Kopf. Man hat ihre Erinnerung ausgelöscht. Du hast eben zu einer völlig neuen Persönlichkeit gesprochen, die nichts weiß.«
    »Aber das ist doch Mord!« Ich drückte die reglose, nicht ansprechbare Quadra fest an mich. Sie war wie ein Stück Holz. Tränen erschwerten mir die Sicht. »Ich habe versprochen, sie zu beschützen. Ich habe ihr eine Unterkunft gegeben. Sie gehört mir! Wie konnten sie es nur wagen, mir ihr Leben zu rauben? Darauf kann es nur eine Antwort geben: Blutfehde! Ich erkläre ihnen die Blutfehde! Professor Angelhecht, du bist schon so gut wie tot!«
    Anna sah verwundert auf. Sie hatte gerade Kopfkissen unter Quadras Kopf geschoben. »Professor Angelhecht?«
    »Jawohl«, sagte ich bitter, »ich bin mir sicher, ihn in dem roten Kostüm erkannt zu haben. Seine Stimme und die Art, wie er sich bewegt hat, haben ihn verraten. Und nun mache ich mich auf, ihn zu töten. Armitrage, willst du mir dabei helfen?«
    »Natürlich, aber wer ist er?« Nachdem wir es ihm erklärt hatten, meinte Armitrage: »Wo soll er diese Burschen herbekommen haben, wenn er nicht mit der Kabale unter einer Decke steckt? Solche Männer kann er nicht mit einem Lächeln und einem Dankeschön anheuern. Nur die Kabale

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