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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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standen vier Männer und eine Frau in einer Seitengasse. Die Männer trugen einfache, hautenge Masken und Bodysuits: einer in Rot, einer in Gelb, einer in Orange und einer in Blau. Die Frau war Quadra Altmann. Man hatte sie geknebelt, und zwei Männer hielten sie an den Armen.
    »Das müssen die sein, die deinen Palankin angezündet haben«, sagte Armitrage ruhig und schloß die Tür wieder.
    »Und sie halten meine Hausdame als Geisel. Armitrage, weißt du, wo ich mein Gewehr habe? Du warst immer ein besserer Schütze als ich.«
    »Ich kann sie doch nicht niederschießen«, protestierte er. »So etwas tut man einfach nicht!«
    »Mach dir darüber mal keine Gedanken. Steig nur hinauf aufs Dach und behalte sie im Auge, während ich hören will, was sie auf dem Herzen haben.«
    Armitrage verschwand. »Laß mich mit ihnen reden«, meldete sich Sanktanna. »Ich vermittle zwischen euch. Mir werden sie schon nichts tun.«
    Ich starrte sie an, als sei sie von Sinnen. »Wenn du noch einmal versuchen solltest, hinter den Kulissen herumzupfuschen, reiße ich dir die Lungen aus dem Leib. Jetzt geh zu dieser Couch dort und halt die Klappe!«
    Ich schob die Tür halb auf und ließ zwei meiner Kameras nach draußen. »Wie hat euch mein Tränengas-Gruß gefallen, ihr schurkischen Mißgeburten?«
    Der Mann in Rot setzte ein kleines, kompaktes Megaphon an die Lippen. »Versuche nicht, uns ein weiteres Mal zu verärgern«, sagte er wie beiläufig, aber seine Stimme rollte durch die leeren Nachtstraßen wie die eines Gottes. »Jeder Widerstand ist sinnlos. Hinter uns hat sich die Macht des gesamten Planeten versammelt.«
    Ich zog mich von der Tür zurück und ließ die anderen hinausschauen. »Wovon redet er denn da?« sagte ich. »Habe ich es hier etwa mit einem Größenwahnsinnigen zu tun?«
    »Warum sind sie so merkwürdig bekleidet?« wollte Pfingstkamm wissen. »Rot, orange, gelb und blau … sind solche grellen Farben nicht höchst sonderbar?«
    »Starkbein Nimrod hat uns erklärt«, sagte Sanktanna, »daß die Mitglieder der Kabale nach Farben benannt werden. Nicht wahr, Kid?«
    »Ja, das hat er gesagt«, antwortete ich. »Aber was hat die Kabale mit mir zu schaffen? Ich habe keine politischen Ambitionen. Ich bin nicht einmal reich, zumindest nicht gemessen am Standard der Plutokratie.«
    »Sie sind dir sicher böse«, sagte Sanktanna. »Immerhin hast du ihnen vorgeworfen, Mörder mit Blut an den Händen zu sein. Und du hast gesagt, sie seien eine Fischgräte im Hals der menschlichen Erleuchtung.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe damit die Akademie gemeint, nicht die Kabale. Moment mal, die Akademie!« Ich rieb mir über den Kopf und spürte ein dumpfes Schmerzpochen. Es wurde Zeit für eine weitere Smuff-Dosis.
    Ich steckte den Kopf zur Tür hinaus. »Du da! Der impotente alte Hosenscheißer in Rot! Ich biete dir zwei Möglichkeiten an: Entweder du läßt meine Hausdame unverzüglich frei und ziehst deines Wegs … Oder du nennst mir deinen Namen, damit ich dir in aller Form die Blutfehde erklären kann.«
    »Du bist nicht in der Position, Möglichkeiten anzubieten«, sagte die ruhige, vielfach verstärkte Stimme. »Da aber deine Unverschämtheiten kürzlich erst die gebührende Antwort erhalten haben, sind wir bereit. Nachsicht walten zu lassen. Wir händigen dir die Frau im Austausch für den alten Mann in deiner Wohnung aus. Für den Mann in Schwarz.«
    »Ich habe schon befürchtet, daß es darauf hinauslaufen würde«, sagte Pfingstkamm leise.
    »Ich vertraue euch nicht!« rief ich. »Laßt zuerst meine Hausdame frei«
    »Nie und nimmer!« sagte der Rote. »Schick uns den alten Mann heraus, sonst zerstören wir mit unseren Sprengstoffen dein Haus bis auf die Grundfesten!«
    »Ihr könnt mir keine Angst einjagen!« brüllte ich. »Eine Explosion würde euch jeden einzelnen Kampfkünstler in der Zone auf den Hals hetzen. Und die schneiden euch dann in kleine Streifen!«
    »Du blöder Bube! Du läßt uns keine andere Wahl!« Der Rote sprang vor und riß Quadra den Knebel aus dem Mund. Sofort strömte ein dünnes, entsetzliches Wimmern über ihre Lippen. Ein wortloses, sinnloses Klagen, das wie das eines Tieres klang. Nie zuvor hatte ich ein solches schmerzliches Wimmern aus einer menschlichen Kehle gehört. Grenzenlose Wut brachte mein Blut zum Kochen. Ich sprang auf die Straße und rannte knurrend auf die Männer zu.
    Plötzlich hatte der Blaue eine Pistole in der Hand. Ich sah sie nicht einmal. Es war ein Glück, daß

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