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Video-Kid

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Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Identität ihrer Mitglieder aufzudecken. Und damit ist die Kabale verwundbar. Der Versuchung, dann zurückzuschlagen, wäre kaum zu widerstehen. Ich weiß, ich würde es tun, wenn es mir nur irgendwie möglich wäre.«
    »Natürlich würdest du das«, sagte ich, »vor allem, wo sie dich jetzt auch angegriffen haben. Aber ich denke, der durchschnittliche Planetarier würde sich kaum zur Wehr setzen. Immerhin kann man der Kabale nicht vorwerfen, ein tyrannisches Regiment zu führen. Die geheimnisvollen Kabalisten sind immer sehr vorsichtig vorgegangen. Sie haben den Vorstand, der ihnen die normale Arbeit abnimmt, wie die Aktienausschüttung und so weiter. Gerade auf dem Geld basiert ja die Macht der Kabale. Der Vorstand ist nur eine Art Hülle für sie, ihre Vertretung nach außen. Und die Kabale ist gut damit gefahren, im Hintergrund zu bleiben. Sie will doch nur in Ruhe gelassen werden, um weitere Millionen Anteile zu horten. So hat sich mir die Kabale jedenfalls immer dargestellt.«
    »Millionen von Anteilen?« rief Moses Moses bestürzt. »Wie konnten sie denn in eine solche Position geraten? Das Gesetz der Korporation verbietet es jedem Anteilseigner, mehr als drei Aktien zu besitzen. Mehr noch, es war der eigentliche Grundpfeiler meines Gesellschaftsentwurfs! Wie, in Dreiteufelsnamen, war es jemandem möglich, soviel an sich zu raffen? Eine Aktie garantiert schon den normalen Lebensunterhalt, nebst einem hübschen Taschengeld. Ist denn die nackte Gier ein so starker Motor?«
    Armitrage machte den letzten Stich an meinem Rücken. Er klebte neues Hautspray über die Wunde, bevor er sich Moses Moses zuwandte und entschuldigend die Arme ausbreitete. »Das Gesetz der Korporation ist nicht mehr wert als das Papier, auf dem es steht. Natürlich erhebt es deine Unterschrift zu einem heiligen Dokument, aber über mehr Bedeutung verfügt das Gesetz nicht. Übrigens hat es schon seit langer Zeit eher diskrete Zusatzeinkommen gegeben. Tausend Anteile für jeden, für Millionen Menschen. Natürlich sammelte sich das Kapital zunächst in den Händen jener, die sie danach ausstreckten. Aber dann entwickelte sich das Geldanhäufen zu einer Art Sport. Und der alte Aufsichtsrat, das Direktorium, wie wir es nennen, war bei der Verfolgung dieses Treibens außerordentlich lasch. Seine Macht war dermaßen begrenzt, daß er sich nur auf sein Prestige verlassen konnte. Und als du von uns gegangen bist, blieb von diesem Prestige nicht mehr viel übrig. Das Direktorium war gerade darum bemüht, seine Macht wiederherzustellen, als der Fuchs-Tag kam und seine Mitglieder vernichtete. Danach war dann nur noch der Vorstand da.«
    »Den Vorstand kann man aber kaum als Regierung bezeichnen«, sagte ich. »Er kümmert sich nur um Routineangelegenheiten, und die meiste Arbeit nimmt ihm auch noch der Computer ab. Ich habe Bänder von Vorstandssitzungen gesehen. Nichts als Gerede findet dort statt. Ein einziges Herumgezanke, eine Schlammschlacht, wenn man so will, und das alles, weil der Vorstand keinen Einfluß hat. Kunststück, wenn er nur einmal im Jahr zusammentritt.«
    »Es handelt sich dabei ja auch eher um ein Ehrenamt«, bemerkte Armitrage. »Manche Leute behaupten, die Vorstandsmitglieder würden direkt von der Kabale eingesetzt. Aber ich glaube, das trifft heute nicht mehr zu. Vielmehr ziehen sich die Vorstandsmitglieder wohl von ihrem Amt zurück, wenn sie keine Lust mehr haben, und verkaufen es an den, der am meisten dafür bietet, oder sie geben es an einen Freund weiter. Die Vorstandsmitglieder mögen zwar über keine Macht verfügen, aber sie lieben es, sich selbst reden zu hören.«
    »Und wie sieht es mit Wahlen aus?« wollte Moses Moses wissen. »Vorstand und Aufsichtsrat sollen eigentlich von der Gemeinschaft der Anteilseigner gewählt werden! Eine Aktie, eine Stimme!«
    »Ach, Wahlen«, erklärte Armitrage, »so etwas ist heute doch vollkommen aus der Mode. Jedermann, der ein Anliegen oder eine Beschwerde vorzubringen hat, wendet sich direkt an den Zentralcomputer. Warum sich erst die Mühe machen, sich mit dem Vorstand in Verbindung zu setzen?«
    »Aber da sie gewählt sein sollten, müßten sie auch die Anwälte der Anteilseigner sein! Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder sollen den Willen der Aktionäre ausführen! Hat sich denn noch nie jemand darüber beschwert?«
    »Man kann sich an den Computer wenden, wenn man eine Beschwerde hat«, sagte ich. »Aber der Computer verfügt über keine richtigen Datenschutzeinrichtungen.

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