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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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herum«, sagte er. »Scheint aber kaputt zu sein. Da komme ich wohl nicht ohne Schwierigkeiten heran. Anna, hilf mir, ein paar von diesen Antiquitäten aus dem Weg zu räumen.« Er reichte ihr einige Gegenstände hoch.
    Moses Moses stand immer noch am Steuer. Wir hielten nördlichen Kurs bei. Moses war ein guter Steuermann, entspannt und doch wachsam, und gleichzeitig hielt er ständig ein Auge auf das Echolot. Wie gewöhnlich war der Kanal ruhig. Wir fuhren nicht nach Norden, weil wir dort ein Ziel gehabt hätten, sondern weil das die Route war, auf der wir am ehesten eine große Distanz zwischen Telset und uns schaffen konnten.
    Obwohl Scheinberg einer meiner ältesten Freunde war, kannte ich ihn nur einen sehr geringen Teil seines langen, langen Lebens. Ich gab mich meiner Neugierde hin und begann, in dem Haufen herumzukramen, den Anna und Armitrage auf dem Deck aufschichteten. Da war ein hübscher Seesack voller Reservesegel und -leinen, ein verstaubter Kasten, der wunderbar gearbeitete, fleckenlose Fischmesser enthielt, ein Plastikköfferchen mit alten Navigationskarten, ein Sextant und eine Sternkarte. Darauf stand das Jahr 380 nKG. Scheinberg war erst zweihundertunddreißig Jahre alt gewesen, als sie auf den Markt gekommen waren.
    Armitrage gab Sanktanna ein rechteckiges, schwarzes Album. Sie schlug es auf, sah kurz hinein, keuchte und klappte es ruckartig wieder zu. Mehr noch, sie ließ es aufs Deck fallen, so als sei es glühend heiß. Das Album enthielt Pornobilder, hauptsächlich von einem unvorstellbar jungen Reichhart MünzScheinberg. Nase und Augen hatten sich nicht verändert, aber die Lippen auf dem Bild waren ungewohnt dünn und wirkten grausam. Scheinberg trug einen engansitzenden, hohen roten Hut, der mit hübschen, dicken Knollen verziert war. Ansonsten hatte er nur noch schwarze, stachelbewehrte Lederbänder an den Fußgelenken, sonst trug er nichts. Beim nächsten Bild mußte ich laut lachen. Alle drei darauf abgebildeten Personen waren von Kopf bis Fuß bekleidet. Das Album war ein Bildwerk über den Wandel der planetaren Mode. Gemessen an den gewaltigen, weit über die Brust ragenden Rockaufschlägen, den federbesetzten Ärmeln und dem elastischen Netz von bunten Streifen, die kreuz und quer die Beine der Personen auf dem Bild von der Taille bis zum Knöchel bedeckten, mußte die Aufnahme mindestens zweihundert Jahre alt sein. »He, Armitrage, komm mal her, das mußt du dir ansehen«, rief ich.
    »Einen Moment noch«, antwortete er. Dann kletterte er aus der Luke und trug einen kleinen Generator unter dem Arm, der mit einer alten und vertrockneten Schmierschicht überzogen war. Er setzte ihn ziemlich unsanft auf dem Deck ab, wobei der lose Griff mit einem melodischen Ping absprang und in hohem Bogen im Golf landete.
    »Mist«, sagte Armitrage. »Na ja, er hätte wahrscheinlich sowieso nicht mehr funktioniert.« Er griff sich das Album, blätterte zunächst ein wenig darin herum und wurde dann neugieriger. Mit dem Auge eines Fachmanns sah er sich Aufnahme für Aufnahme an. »Großer Tod«, sagte er, »das muß man gesehen haben.« Er zeigte auf ein Bild, auf dem Scheinberg und zwei Freunde in Spezialgeschirren über einem Parkettboden hingen. »Das ist wirklich nicht einfach zu bewerkstelligen. Dazu braucht man schon einige Erfahrung, Kid.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, »für mich sehen sie wie Idioten aus.« Ich sah Armitrage an. »Hast du so was schon gemacht?«
    »Doch, doch, aber nie in einer solchen Größenordnung.« Er sah noch einmal auf das Bild und schüttelte anerkennend den Kopf.
    Sanktanna, die in den Laderaum hinabgestiegen war, tauchte jetzt lächelnd wieder aus der Luke auf. »Seht einmal, was ich gefunden habe!«
    Ich besah mir den Gegenstand: ein viereckiger Körper aus Metall und Glas, versehen mit einer Tragevorrichtung aus dünnem Draht. »Was soll das denn sein?«
    »Eine Laterne natürlich! Hast du so etwas denn noch nie gesehen?«
    Ich nahm ihr den Gegenstand aus der Hand und besah ihn von allen Seiten. »Ist mir ein Rätsel. Wo ist denn die Linse? Ich kann auch keine Batterie entdecken oder eine sonstige Energiezufuhr.«
    »Paß auf, du Dummkopf, ich zeige es dir.« Sie nahm mir den Apparat ab, hielt ihn sich ans Ohr und schüttelte ihn. »Ist immer noch Öl drin. Also, man braucht für die Laterne diese kleinen Hölzer hier, die man Streichhölzer nennt.«
    »Wieso?« fragte Armitrage. »Was kann man denn mit ihnen streichen?«
    Sanktanna schüttelte in einer

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