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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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seines hübschen Geweihs. Punk hatte einen Fetzen roten Tuchs um einen seiner schmutzigen Arme gewickelt. Die beiden gehörten zu den besten Männern von Soforttod. Punk trug eine kleine Pistole, wahrscheinlich eine der wenigen Feuerwaffen, die die Kabale in der Kürze der Zeit hatte auftreiben können. Hirsch hatte eine Keule in der Hand, seine Lieblingswaffe. Punk richtete die Pistole auf mich. »Ihr beide steht im Namen der Kabale unter Arrest.«
    »Schon gut, ich ergebe mich, ja, ich ergebe mich«, sang Scheinberg fröhlich.
    »Ich schließe mich an«, erklärte ich. »Wir leisten keine Gegenwehr.«
    Hirsch und Punk sahen sich verdutzt an. »Na ja«, meinte Hirsch schließlich, »da bin ich aber froh, daß ihr die Dinge nicht kompliziert.«
    »Aber, Hirsch-Baby, was hast du denn erwartet? Gegen Soforttod würde ich sicher kämpfen, aber gegen die Kabale? Sei doch vernünftig, Baby; aussichtslose Fehden gehe ich nicht ein.«
    »Aber wir haben dir die Blutfehde erklärt«, sagte Punk mit seiner typischen krächzenden Stimme. Punk hatte sich vorgebeugt, so als litte er unter Rachitis. Er verlieh seiner Stimme stets den Klang eines hochgradig Lungenkranken, und er kleidete sich in zerfetzte Lumpen, die vor Dreck zu stehen schienen. »Du mußt sterben, Kid.«
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich nehme stark an, die Kabale wird sich eines anderen besinnen, wenn sie sieht, daß ich aufgegeben habe. Wahrscheinlich komme ich dann mit einer partiellen Gedächtnislöschung davon.«
    Hirsch sah sich argwöhnisch um und stieß dabei mit seinem Geweih heftig an eine seiner Kameras. Er war einer der hoffnungslos unfähigsten Programmierer, die ich je kennengelernt hatte. »Was hast du denn eigentlich genau angestellt? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Krabbenfurz wie du irgend etwas tun könnte, was der Kabale auf die Nerven geht.«
    Ich wedelte beiläufig den Nunchuck herum. Der Boden an den Griffen war abgeschraubt. Das Gewehr darin würde nach einem kurzen Zug meiner Finger losgehen. »Warum sollte ich es euch erzählen?«
    Punk sah mich fast schon entschuldigend an. »Ganz wie es dir beliebt, Kid. Wir haben es hier mit einer Blutfehde zu tun. Man hat uns befohlen, dich nicht am Leben zu lassen. Eine verdammte Schande, wenn du mich fragst. Ich besitze alle deine Bänder.«
    Das rettete ihm das Leben. »Nun, ein Grund ist, daß ich den Schußwaffen-Code gebrochen habe«, sagte ich und riß Punk mit dem Schuß das linke Bein ab. Laut schreiend brach er auf dem Teppich zusammen. Ich sprang aus dem Sessel, unterlief den hastigen Keulenschlag Hirschs und schlang die Kette meines Nunchucks um sein Geweih. Ich riß heftig daran und hörte, wie es in seinem Nacken knackte. Bewußtlos fiel er zu Boden, aber er war nicht tot.
    Punk hatte ebenfalls die Besinnung verloren. Ich riß einige Streifen aus seinen Lumpen und band direkt über dem Knie eine Aderpresse an sein Bein. Ich verzog das Gesicht. Sein Bein war noch nicht ganz ab, und es sah entsetzlich aus.
    »Tod und Schmerzen«, sagte ich, »Gewehren mangelt es wirklich an Stil.« Ich nahm Punks kleine Pistole an mich und schob sie in den Gürtel. Dann schraubte ich den Nunchuck wieder zusammen und gab Hirsch und Punk von ihrem eigenen Smuff. Danach verletzte ich den Kampfkünstler-Code wieder: Ich stahl ihnen etwas von ihrem Smuff. Mir war wirklich nicht wohl dabei, aber ich brauchte die Droge zu dringend. Ich warf einen Blick hinauf zu meinen Kameras. »Das schneiden wir später heraus«, sagte ich.
    Scheinberg starrte wie gebannt auf die ansehnliche Blutlache aus Punks Bein auf seinem Teppich. »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich fürchte, diese Performance war etwas zu realistisch für mich.« Zitternd griff er in seine Jacke und zog ein kleines rotes Fläschchen mit einer weißen Düse hervor. Er spritzte sich eine Wolke schwarzen Staubs oder Dunstes in jedes Nasenloch und atmete ihn tief ein. Kurz darauf verlor er das Bewußtsein. Annabella sagte immer noch nichts, aber sie begann jetzt, sehr langsam das Knie ihres Gatten zu streicheln.
    Ich rief Sanktanna und Moses Moses zu, sie sollten aus ihren Verstecken kommen. Sie traten hinter den Möbelstücken hervor und wandten sofort den Blick ab. »Kommt schon«, sagte ich. »Wir müssen alle sterben, wenn wir noch länger in Telset bleiben. Wir gehen an Bord der Albatros und stechen mit ihr in See. Ich hoffe nur, Armitrage hat genug Verstand, sich selbst ein Versteck zu suchen.«
    Kreidepfeifer war noch nicht wieder wach

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