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Video-Kid

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Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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und deine Fetzen in alle Winde zerstreuen!«
    Mir wurde schwarz vor Augen. Ich stand so unter Smuff, daß ich ins Wasser fiel und beinahe die kleine Pistole verloren hätte. Als ich mich wieder an Bord zog, machten die Gelenke in meinen Ellenbogen merkwürdige paffende Geräusche und bewiesen mir so eindringlich, wie sehr ich mein Gewebe über die Maßen belastet hatte. Meine Arme waren auf den doppelten Umfang angeschwollen, und ich spürte, daß einige der Wunden wieder aufgegangen waren und das Blut sich unter dem Hautspray sammelte.
    Eine frische Brise kam vom Riff, und wir segelten los. Im Licht der offenen Türen des Strandhauses sahen wir, wie unschuldige Vergnügungssüchtige von Gewehrläufen durch die Gegend getrieben wurden. Die Kabale hatte höchstwahrscheinlich einen unverzeihlichen Fehler begangen, als sie Soforttod und seine Gang gekauft hatte. Vielleicht war es aber auch die einzige Truppe gewesen, die sie in der Kürze der Zeit hatte finden können. Ich war jetzt froh, daß wir Soforttod nicht persönlich begegnet waren. Er war einer von den ganz wenigen Menschen auf dieser Insel, die mir wirklich Angst einjagen konnten.
    Die Segel der Albatros waren aus blauem Plastik, und bald schon hatte uns die Dunkelheit geschluckt. Zweifellos würden die beiden Klon-Brüder Alarm geben, sobald sie wieder an Land gelangt waren. Aber bis dahin waren wir längst aus der Reichweite der Gewehre.

6
     
    Wir setzten den Ausleger ein. Moses Moses übernahm das Steuer. Es war drei Stunden nach Mitternacht, wie ich an der Position der Sterne erkannte. Während Telset am Horizont zu einem dunklen Klumpen schrumpfte, entspannten wir vier uns. Lange Zeit sagte keiner von uns ein Wort; wir waren nur froh und ergaben uns unseren Gedanken. Ich zog einen Verbandskasten aus einer meiner versiegelten Taschen und holte Nadel und Faden heraus. Nachdem ich den Ärmel aufgekrempelt und die Hautspray-Schicht von einer der größeren Wunden entfernt hatte, machte ich mich ans Nähen. Die Wunde war schwarz vor Milben. Sie verrichteten eine wunderbare Arbeit, und bald würde die Schwellung verschwunden sein. Es fühlte sich an wie Gummi, als ich mit der Nadel durch ein loses Hautstück stach. Aber so fühlt es sich immer an, auch wenn man keinen Schmerz dabei empfindet. Ich benutzte einen Spezialfaden. Die Milben würden ihn auffressen, sobald er ausgedient hatte. Armitrage half mir, die Wunden am Rücken zu nähen. Seine Finger arbeiteten sehr sanft, wie man es oft bei Vielgeschlechtlern erlebt.
    Schließlich sagte Sanktanna: »Was wird wohl aus dem armen Scheinberg werden?«
    Ich zuckte die Achseln. (»Laß das!« mahnte mich Armitrage.) »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Eine Krise wie diese hat es noch nie zuvor gegeben. Münz-Scheinberg ist auf Telset ziemlich populär. Ihm gehören mehr oder weniger sechs Kanäle, und auf
    Dutzende weitere hat er Einfluß. Wenn man seine Programme aussetzt oder verändert, betrifft es das Leben Hunderttausender. Ich glaube nicht, daß die Kabale so offensichtlich vorgehen würde. Seit dem Fuchs-Tag hat sich die Kabale immer im Hintergrund gehalten. Wahrscheinlich wird sie versuchen, mit Scheinberg eine Art Übereinkunft zu treffen. Allerdings weiß ich nicht, welche Bedingungen er dabei stellen wird.«
    »Aber was, wenn Scheinberg sich zum Kampf entschließt?« wollte Sanktanna wissen.
    »Kämpfen? Gegen was denn?« antwortete ich. »Die Kabale weiß alles über Scheinberg. Wo er lebt, wie er lebt und so weiter. Er hat genügend Bänder über seinen Lebenswandel produziert, so daß im Grunde jeder alles über ihn weiß. Die Kabale hingegen ist ein Phantom. Sicher, er könnte Soforttod angreifen und eine Menge anderer umbringen, aber er würde nie die Kabale direkt treffen. Wie sollte er sein Heim vor einem neuen Fuchs-Tag bewahren? Es würde einem Attentäter nicht schwerfallen, in Zasterpflaster hineinzugelangen und das ganze Gebäude mit Sprengstoff in Atome zu zerblasen. Scheinberg bleibt nichts anderes übrig, als sich irgendwie mit der Kabale zu arrangieren.«
    »Ich schätze, sie hat einen Fehler begangen, als sie Soforttod gekauft hat«, sagte Armitrage. »Der Kerl hat einfach keine Klasse. Soforttod und seine Bande sind nichts als ein Haufen Lümmel und Schlagetots. So wie diese Typen vorgehen, rufen sie eine Menge Empörung und Groll hervor. Davon abgesehen ist es jedesmal, wenn die Kabale an Außenstehende einen Befehl erteilt, möglich, ihre Spur zurückzuverfolgen und die wahre

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