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Pläne zu schleichen.
Ich hatte meine Aura verloren. Wenn ich heute daran zurückdenke, verwundert es mich, wie lange ich sie überhaupt besessen habe. Aber nun war ich zu mir selbst zurückgekehrt, und der Planer ersetzte den Heiligen. Das machte mich krank. Wenn ich versuchte, meine Scharade fortzusetzen, drohte sie, mich zu erwürgen. Es kam mir vor, als würde mir alles Leben ausgesaugt. Ich verteilte meine Macht an die, denen ich besonderes Vertrauen entgegenbrachte, um mich nach und nach zurückziehen zu können. Es hat Jahre gedauert. Großer Gott, was waren sie schüchtern. O ja, großer wunderbarer Moses, sagten sie, du heldenhafter Märtyrer, du geborener reiner Staatsmann! Wie sollen wir denn ohne unser wahres Herz und ohne unsere wahre Seele mit der Arbeit fortfahren? - Es hat mich ungeheure Anstrengung gekostet, Macht an den Aufsichtsrat, an das Direktorat zu delegieren. Diejenigen, die ich für diesen Posten aussuchte, waren damit keine Staatsmänner, sondern ausgesuchte, loyale Gefolgsleute. Ständig schoben sie Entscheidungen auf, um erst meine Meinung zu hören. Dieser Zustand hat bis zum Ende des Ausplünderungs-Jahrhunderts angehalten, bis ich dreihundert Jahre alt war. Was habe ich nicht alles für diese Leute getan?
Eines Tages wachte ich auf und wußte, wir waren reich. Sogar unvorstellbar reich! Unsere erste Sorge hatte darin bestanden, uns von der Konföderation freizukaufen. Das dauerte nicht lange. Danach waren wir mit der Hilfe der Konföderation und astronomisch hoher Bestechungssummen in der Lage, das Forschungsteam der Akademie zu kaufen und uns den Planeten überschreiben zu lassen, bevor ihr Bericht fertig war. Wir waren langsam ungeduldig geworden. Seit zweihundert Jahren erforschte das Team nun schon den Planeten und war noch immer nicht zufrieden. Wir versprachen, große Sorgfalt in bezug auf das Mikroleben an den Tag zu legen, und ich persönlich versicherte, der Masse nicht zu nahe zu kommen. Das schien wohl die gefährlichste Region zu sein. Wirklich keine besonders schöne Gegend, nur Schimmel und Pilze findet man dort. Und wer will schon so etwas, wenn er daneben Hunderttausende von hübschen, reichen und tropischen Inseln vorfindet? Schließlich ließen wir unser Geld nach Niwlind zurückfließen und zahlten unsere Investoren aus. Und sobald wir das hinter uns hatten, erklärten wir unsere volle politische Unabhängigkeit. Das hat einigen Herren natürlich ganz und gar nicht gefallen. Sie beschimpften uns als Verräter, aber was konnten sie schon unternehmen? Die Kosten eines interstellaren Krieges treiben jede Welt in den Konkurs. Außerdem konnten wir uns auf die Unterstützung der Konföderation verlassen, die die Kontrolle über die Interstellarpiloten hatte. Niwlind konnte uns also nichts mehr anhaben.
Und immer noch wurden wir Monat um Monat reicher. Wir verwandten die Mittel zuerst dafür, riesige Garten-Eininseln zu bauen, damit wir auch bei den Nahrungsmitteln von niemandem mehr abhängig waren. Und ich bestärkte diese Arbeit, denn wir hatten zu viele Jahre lang nur von grünem Schaum und Hefe gelebt. Danach kauften wir Wissen, veräußerten Metall für Technologie, ließen uns mit Know-how bezahlen. Wir setzten das alles zur Verbesserung unserer Gärten ein und besaßen danach die besten Nahrungssyntheseanlagen und Gewächshäuser, die von computergesteuerten Drohnen gepflegt wurden. Die Drohnen-Technologie entwickelte sich zu unserer Domäne. Wir entwickelten sie so weit wie die fortgeschrittensten Welten - und wahrscheinlich noch etwas weiter -, und wir konzentrierten alle Forschung auf dieses Gebiet. Die Drohnen wurden unser Arbeitsheer. Wir wollten eine Gesellschaftspyramide errichten - mit einem gewaltigen Unterbau an Drohnen, der die winzige Spitze der Menschen versorgt. Also bauten wir sie in unbegrenzter Anzahl, bis es mehr Drohnen gab als Menschen, dann doppelt so viele, vier-, sechs-, zehn-, zwanzigmal so viele. Und wir bauten Eininseln zu ihrer Lagerung, Fertigung, Energiezuteilung; Eininseln für die Nahrungsversorgung, Nachrichtenverbindung und zur Transportsteuerung. Und soweit es uns möglich war, beließen wir es bei einfachen Geräten. Niemals sollten die Computer schlauer werden als die Menschen. Auch das hatte ich aus der Vergangenheit gelernt.
Als der Kapitalstrom immer noch nicht versiegte, konnten wir uns nicht mehr gegen das Bedürfnis nach etwas mehr Luxus wehren. Gemäß meinen ursprünglichen Plänen sollten die Eininseln nur so etwas
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