Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens

Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens

Titel: Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kelly Carr
Vom Netzwerk:
Letzterem bloß einen Cameo-Auftritt bekommen anstelle von Batman & Robin oder anstelle der Harlem Globetrotters, meine Kindheit wäre glücklicher gewesen.) Aber ich schweife ab … Zurück zu Superman.
    Superträume
    Ich besaß nicht nur eine bewegliche Figur, die eine Boxbewegung machte, wenn man auf die Knie drückte, sondern ich trug auch die passende Superman-Unterwäsche! Ich war so besessen, dass ich glaubte, ich sei wirklich Superman.
    An Sommertagen band ich mir nachmittags meinen Umhang um und flog hoch hinauf, über die Skyline der Großstadt. Wenn ich mir vorstelle, wie lächerlich dieser Anblick für meine Nachbarn gewesen sein muss! Vor allem, weil ich ja gar nicht richtig flog. Ich rannte in unserem Garten hin und her mit nach vorn ausgestreckten Armen. (Wenn du das schon mal gemacht hast, weißt du, dass es schwierig ist, das Gleichgewicht zu halten, wenn man die Arme nach vorn ausgestreckt hält.)
    Zur Tatsache, dass ich nicht richtig flog, kam hinzu, dass mein Umhang gar kein richtiger Umhang war. Es war ein Strandtuch mit dem Logo der Versicherung, bei der meine Mutter arbeitete. Das band ich mir um den Hals und befestigte es mit einer Sicherheitsnadel, mit der früher meine Windeln um meine Hüfte befestigt worden waren. Sie war ungefähr fünf Zentimeter lang und hatte eine gelbe Plastikente am Verschluss. Und diese Entennadel machte mir auch gar nichts aus. Warum? Weil ich Superman war. Wenn man Superman ist, darf man so ziemlich alles anziehen und braucht sich keine Gedanken zu machen, dass jemand sich darüber lustig machen könnte.
    Ganz erwachsen?
    Das ist jetzt schon einige Jahre her. Mittlerweile bin ich erwachsen geworden. Ich habe mein Studium abgeschlossen und ein paar Jahre lang gearbeitet. Ich bin reifer geworden. Wenn du mich heute fragen würdest, ob ich mir noch immer einbilde, Superman zu sein, würde ich eine viel vernünftigere und abgeklärtere Antwort geben. Ich würde sagen: „Nein, natürlich nicht!“ Und ich glaube, du weißt, worauf ich hinauswill, denn die Antwort liegt auf der Hand: Ich wäre Spider-Man.
    Als ich zehn war, musste ich dringend mit der Wahrheit konfrontiert werden. Die ganze Geschichte von Superman ist eine Farce. Ein Außerirdischer, der auf die Erde geschickt wird und unter Einwirkung der Sonne übermenschliche Kräfte entwickelt? Das ist so sehr an den Haaren herbeigezogen wie die Vorstellung, ein Mensch würde unter Wasser überleben und mit der Unterwasserwelt kommunizieren!
    Bei Spider-Man ist die Geschichte jedoch vollkommen anders. Spider-Man war einfach ein normaler Kerl – der versehentlich von einer gentechnisch veränderten Superspinne gebissen wurde. Das ist nicht nur plausibel, es ist tatsächlich möglich! Es könnte jedem passieren. Es könnte mir passieren! Ich brauche bloß zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen ausgebüchsten Superspinne zu sein, und – tadaaa! – schon bin ich Spider-Man.
    Spaß beiseite: Ich glaube, der Grund, weshalb ich schon als Kind ein Superheld sein wollte, ist derselbe wie bei allen anderen Leuten, die auch ein Held sein wollen: Superhelden verkörpern besonders gut unsere größten Fähigkeiten. Sie sind stark. Sie sind furchtlos. Sie sind einfühlsam. Sie kümmern sich. Sie sind liebevoll. Sie sind menschlich. Sie leiden mit den Menschen, die sie lieben, und sehnen sich danach, dass ihre Liebe erwidert wird.
    Superhelden verkörpern besonders gut unsere größten Fähigkeiten
    Wir identifizieren uns mit ihnen. Wir möchten sein wie sie. Wir sitzen im Kino und schauen zu, wie sich ihre Geschichten in Bildern entfalten, und wir erkennen in ihnen Teile von uns. In Gedanken projizieren wir unser eigenes Bild auf die große Leinwand und halten die U-Bahn gerade noch an, bevor sie in den Fluss rast. Wir sind der Held. Noch während der Abspann des Films läuft, wünschen wir uns, die Welt hätte wirklich einen solchen Helden wie im Film.

    Was uns nicht immer klar ist: Die Welt hatte bereits einen Superhelden! Der setzte seinen Fuß vor etwa zweitausend Jahren erstmals auf die Erde. Doch anstelle eines ausgedachten Helden, der von einem fernen Planeten auf eine Farm in den USA geschickt wurde, oder eines Helden, der durch den Biss eines verrückten Insekts in New York entstand, wurde unser Held vom Himmel aus nach Bethlehem geschickt und in einer Krippe geboren. Er kam einzig und allein auf die Erde, um uns alle vor dem Bösen zu retten, der finsterer ist als jeder ausgedachte Comic-Bösewicht.

Weitere Kostenlose Bücher