Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens
Platz und passt gut auf.“
Ja, ich passte zwar auf, aber nicht auf die Durchsage. Auch sonst passte keiner auf. Wie konnten sie auch, wenn ein so schrecklicher Anblick in ihrer Mitte war? Mein tiefes Selbstmitleid wurde dann plötzlich doch unterbrochen. Vielleicht würden sie uns was Wichtiges mitteilen, zum Beispiel, dass die Schule brennt und dass wir alle sofort das Gebäude verlassen sollten?! Dann könnte ich heimgehen und meinen Kopf unter dem Kissen vergraben! Warum nicht?
„Wir treffen uns um 9 Uhr in der Kapelle zu einer Schulversammlung. Ich bitte die Lehrer um Entschuldigung für Unannehmlichkeiten, aber es geht um eine sehr wichtige Sache.“
Ein Schlag ins Gesicht! Hätte es noch schlimmer kommen können? Die ganze Schule wird mich in diesem Zustand sehen , dachte ich bei mir.
Nach den weiteren Mitteilungen und einem Gebet gingen wir zur Kapelle hinüber.
Ein Wechsel der Perspektive
Jeder Schritt wog zentnerschwer. Meine Schultern hingen herab und mein Kopf auch. Der Weg erschien mir unendlich lang. Ich fühlte mich so, wie man sich fühlt, wenn man seiner Mutter sagen muss, dass man in einer Klausur eine Sechs geschrieben hat. Oder so, wie wenn man dem Vater erklären muss, dass man mit dem Rasenmäher über den Gartenschlauch gefahren ist.
Es war sehr still, als wir die Kapelle betraten. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Mr Osborne machte einen sehr besorgten Eindruck. Als sich alle gesetzt hatten, fing er an zu sprechen.
„Wie die meisten von euch wissen, wurde am 26. Dezember 2004 ein Teil Asiens von einem fürchterlichen Tsunami heimgesucht und Tausende Menschen starben. Als christliche Schule haben wir die Möglichkeit zu helfen.“
Während er sprach, gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf: Tausende sind gestorben. Und ich sitze hier und denke, die Welt geht unter, nur weil ich mal einen Bad Hair Day habe! Die Frage ist, ob meine Frisur überhaupt irgendjemandem auffällt. Aber selbst wenn, wäre das wichtig? Ich kann’s nicht fassen, dass mich das so sehr fertiggemacht hat, dass mir bis jetzt sogar der Tod Tausender Menschen egal war!
Da betete ich, bat Gott um Vergebung. Und dann tat ich das Mutigste, was ich bislang an diesem Tag getan hatte: Ich nahm meine Kapuze ab. Mir wurde klar, dass meine Sorgen nichts weiter als Gedanken gewesen waren. Ich begann an Mütter zu denken, die alles darum geben würden, noch ein einziges Mal über das Haar ihres Kindes streichen zu können.
Die Durchsage an jenem Tag war nötig, damit ich erkannte, was in meinem Leben wirklich wichtig ist. Mein Haar krönt meinen Körper, der wiederum meine Seele beherbergt. Die Seele ist der einzige Teil von mir, der ewig bleiben wird, darum möchte ich ab jetzt mehr darauf achten, dass sie jeden Morgen zurechtgemacht wird – und vorzeigbar wird für Gott, nicht für meine Freunde.
Bethany Dillon
GOTTES WAHRE GNADE SEHEN
Als meine Großmutter starb und ich im Beerdigungsgottesdienst saß, musste ich unweigerlich darüber nachdenken, wie kurz das Leben ist. Im Buch Prediger heißt es, es sei viel besser, auf eine Beerdigung zu gehen als auf eine Party (siehe Prediger 7,2). Beerdigungen zwingen uns, darüber nachzudenken, wie kostbar das Leben ist.
Ich saß da also zwischen meinen Kusinen und anderen Verwandten. Meine Großmutter hatte acht Kinder, 29 Enkel und 14 Urenkel. Es war ein bewegender Augenblick für uns alle, weil deutlich sichtbar wurde, wie Gott uns alle durch diese eine Frau gesegnet hat.
Meine Großmutter war als Waisenkind aufgewachsen. Den größten Teil ihres Lebens war sie Pastorenfrau gewesen, bis zum Tod von Großvater. Sie hatte in ihrem Leben lauter kleine, unscheinbare Dinge getan, doch ich erkannte nun, dass wir alle durch ihr Leben gesegnet sind – durch diese schlichte, kleine Frau, die stets zugegeben hätte, dass ihr nicht immer alles gelingt. In diesem Augenblick merkte ich, dass ich mir total wünsche, so zu werden wie meine Großmutter – eines Tages Enkelkinder zu haben, die durch mich gesegnet sind und in deren Leben Gott hineinwirkt, auch durch mich.
Als ich begann, über mein Leben nachzudenken und darüber, was es bedeuten könnte, meiner Großmutter nachzueifern, wurden mir die Sachen klar, die ich ändern musste. Gott will mir so viel beibringen! Er hat mir ganz deutlich gezeigt, wie sehr ich mich um mich selbst drehe.
Da ich christlich aufgewachsen bin, kenne ich viele Antworten bereits und habe total viel Wissen im Kopf, daher kann ich
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