Viel Laerm um Stratfield
er konnte nur hoffen, dass diese Veränderung zugleich auch eine Verbesserung war. Chloe zur Frau zu haben wäre in jedem Fall eine gewaltige Verbesserung gegenüber seinem früheren Leben. Wo war sie jetzt? War sie von ihrer Familie bestraft worden? Hatten ihre Geschwister sie dazu gebracht, sich für ihre Liebe zu schämen? Er ertrug den Gedanken nicht, von ihr getrennt zu sein. Sie musste irgendwo in diesem Haus versteckt sein. Er blickte zu der hohen Stuckdecke hinauf. Wie er Chloe kannte, so lauschte sie mit einem Ohr auf dem Boden dieser Unterhaltung, dessen war er sich sicher.
Bei dem Gedanken musste er lächeln.
„Wo ist sie?", fragte er Grayson.
„Sie ruht sich gerade in ihrem Zimmer aus", erwiderte der Marquess.
„Wann darf ich sie sehen?"
Grayson zuckte mit den Schultern. „Sobald der Vertrag unterzeichnet ist - ich nehme ohnehin nicht an, dass ich einen von euch beiden daran hindern könnte."
28. KAPITEL
Chloe war vollständig bekleidet auf dem Himmelbett eingeschlafen. In der Nacht zuvor war sie zu rastlos gewesen, um Ruhe zu finden, zu sehr von der Hoffnung erfüllt, dass Dominic sie in letzter Minute vor dem Schicksal erretten würde, sich ihrer Familie zu stellen.
Als sie in der Dämmerung endlich aus dem Bett aufgestanden war, hatte sie es sich auf ihrer Chaiselongue bequem gemacht und den Geräuschen der erwachenden Stadt gelauscht. Karren und Droschken klapperten über das Kopfsteinpflaster, Kühe wurden zum Markt geführt, Straßenverkäufer plauderten, während sie ihre Waren ausbreiteten, Händler riefen sich gegenseitig etwas zu. Das wundervolle Durcheinander der Stadt, ihres Londons, und doch ... nun, wer hätte gedacht, dass sie ein langweiliges Dorf namens Chistlebury so sehr vermissen könnte?
Sie hatte sich angekleidet und war dann vor Erschöpfung eingeschlafen, nachdem das Dienstmädchen ihr Tee und zahllose Briefe von alten Freunden und Bewunderern heraufgebracht hatte. Etwa eine Stunde später öffnete sie die Augen und stellte fest, dass Heath, Drake, Devon und Grayson um ihr Himmelbett saßen und geduldig warteten, bis sie aufwachte.
Gegen die Kissen gelehnt, setzte sie sich auf und blickte nacheinander in jedes ihrer gut aussehenden Gesichter. Die vier waren sich so ähnlich, und doch war jeder für sich vollkommen einzigartig. Sie seufzte. „Vier Ecken hat mein Bett. Vier Teufel sitzen an meinem Kopf."
Heath lachte. „Teufel, denen du viel bedeutest, möchte ich hinzufügen."
„Und dieser Teufel mag es gar nicht, wenn du ihn nicht ins
Vertrauen ziehst", sagte Devon sanft.
Sie drückte ihr Gesicht in das Kissen. „Teufel oder Engel, was macht das schon? Es hätten fünf sein sollen."
Sie meinte Brandon. Den abenteuerlustigen Bruder, den sie verloren hatten und um den sie erst jetzt richtig trauern konnten. Die Wahrheit hatte etwas Heilendes, ganz egal, wie schmerzhaft es war, ihr ins Auge zu blicken. Die Familie konnte stolz auf Brandons Mut sein. Die fehlenden Puzzlestückchen seines jungen Lebens konnten nun an den richtigen Platz gestellt und als Ganzes betrachtet werden. Sein Tod war immer noch ungerecht, aber wenigstens wussten sie jetzt, warum er gestorben war und wer die Schuld daran trug. Am vergangenen Abend hatten sie gemeinsam über Brandons verschlüsselten Brief und seine Hingabe gesprochen und geschworen, dass er nie in Vergessenheit geraten würde.
„Ich möchte wieder zurück", verkündete sie und blickte wieder nacheinander jeden einzelnen ihrer Brüder an.
Drake schüttelte den Kopf. „Chistlebury wird nie wieder so sein wie früher. Die Zeitungen berichten bereits darüber."
„Ich werde auch nie wieder dieselbe sein", erklärte Chloe. „War Dominic schon hier?"
„Ich glaube", erwiderte Grayson vorsichtig, „es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn du ihn einen Monat lang nicht siehst oder", bei dem panischen Blick in Chloes Augen hielt er abrupt inne, „oder vielleicht auch nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass du so starke Gefühle für ihn hegst."
„Ist Leidenschaft nicht auch eine Familieneigenschaft?", fragte sie und sah ihm geradewegs in die Augen.
Grayson schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht leugnen. Aber Chloe, findest du nicht, dass du wenigstes einmal unseren Rat befolgen solltest, wenn es um deine Verehrer geht?"
„Du hast in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal eine schlechte Wahl getroffen", fügte Drake hinzu. Seine blauen Augen wirkten eher belustigt als tadelnd.
„Ihre allererste Liebe war
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