Viel Laerm um Stratfield
abzuschrecken. Ich würde sagen, das ist ein gutes Zeichen."
Chloe brach in Gelächter aus und hob den Überrock ihres pfirsichfarbenen Seidenkleides an, um die Treppen hinunterzurennen.
Emma begegnete ihr auf halber Höhe. „Gütiger Himmel, Chloe! Haltung, bitte. Der gut aussehende Mann im Garten möchte doch nicht von der Frau niedergemäht werden, die er heiraten will."
Chloe lachte wieder. Ihr war so leicht ums Herz wie schon lange nicht mehr. „Haltung? Ich werde euch allen zeigen, was Haltung ist!"
29. KAPITEL
Der Anblick von Dominic, wie er alleine im Garten stand, raubte ihr den Atem. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen, und Regentropfen glitzerten in feinem kurzen schwarzen Haar und auf den Schultern seines schwarzen, einreihigen Fracks. Als er ihre Schritte auf dem Kies hörte, wandte er sich um. Er wirkte erleichtert, als ihre Blicke sich begegneten.
Einen Augenblick lang bewegte sich keiner von ihnen. Chloe stellte hingerissen fest, wie anziehend er in seinen engen grauen Hosen und den schwarzen Stiefeln aussah. Jeder Zoll ganz der Gentleman? Nein, nicht ganz. Dieser Mann hatte noch eine andere Seite. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte er auch ein Gutteil eines Barbaren an sich, und Chloe wusste nicht so recht, ob wirklich all seine Dämonen zur Ruhe gekommen waren.
Aber wie er so dastand, erinnerte er sie wieder an den Mann, in den sie sich an jenem ersten regnerischen Tag verliebt hatte. Und nun war er hier, und sie war mehr denn je überzeugt davon, dass es auf der ganzen Welt keinen zweiten Mann wie ihn gab.
Sie versuchte, langsamer zu gehen, nicht ganz so eifrig zu erscheinen. Wirklich, sie bemühte sich sehr, etwas Haltung zu wahren. Nur - und das war schon immer ihr fataler Fehler gewesen - sie konnte sich nicht sittsam und damenhaft betragen, wenn so viel auf dem Spiel stand, und am Ende rannte sie einfach in seine ausgebreiteten Arme und lachte voll Ausgelassenheit, als er sie mühelos in die Luft hob.
Er küsste ihr Gesicht und ihren Hals und fuhr mit den Fingern durch ihre schwarzen Locken. „Chloe, ein paar Minuten lang hatte ich Angst, du würdest nicht kommen. Ich dachte, du hättest deine Meinung geändert."
Sie blickte in sein männliches Gesicht. Mittlerweile war er nicht mehr ganz so erschreckend hager, aber er wirkte immer noch etwas gefährlich und sehr eindringlich ... bis er lächelte. Seine grauen Augen betrachteten sie sanft und neckend zugleich. „Ich habe darauf gewartet, dass du in mein Ankleidezimmer fällst."
„Sag nicht, dass du enttäuscht bist."
Sie beugte den Hals, um sich noch einmal küssen zu lassen. „Vielleicht ein bisschen."
Er trat ein wenig zurück, um sie anzulächeln. „Ah. Die Dame ist einem Eindringling in ihrem Bett also nicht abgeneigt?"
Chloe seufzte und strich einen Regentropfen vom Kragen seiner Jacke. „Ich fand das alles schrecklich beängstigend und aufregend."
„Aufregend? Einen halb toten Mann zwischen deinen Spitzenunterhosen zu finden?"
„Nicht einfach irgendeinen Mann, Dominic. Ich bin ziemlich eigen darin, wen ich in mein Ankleidezimmer einlade."
„Das möchte ich allerdings auch hoffen."
Sie brauchte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass er sich nur mit Mühe beherrschen konnte. Er hatte das Gesicht zum Himmel gewandt, als genieße er den kalten Regenschauer. Sie spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Es war erst das zweite Mal, dass sie ihn draußen im Tageslicht sah. Vermutlich musste er viel Geduld haben, bis er die endlosen Tage in der Dunkelheit vergessen hatte.
„Chloe." Er blickte sie an. Jetzt hatte er sich wieder unter Kontrolle und war mehr mit sich selbst im Reinen als je zuvor. „Glaubst du, du kannst den Gedanken ertragen, unsere Kinder in einem Haus aufzuziehen, in dem es spukt?"
„Solange es nicht dein Geist ist, der spukt", neckte sie ihn. „Ist der Skandal in Chistlebury schon abgeflaut?"
„Wohl kaum", erwiderte Dominic, „obwohl Sir Edgars Tod von den Behörden als Unfall klassifiziert wurde. Wie es scheint, wurde er von einer Ladung Steinen erschlagen, während er die versteckten Geheimgänge von Stratfield Hall erforschte."
„Und der berüchtigte Geist von Chistlebury?"
„Ah, ja. Meine Wiederauferstehung ist immer noch das Hauptgesprächsthema im Dorf. Nachdem ich der Kirche eine großzügige Spende versprochen habe, hat allerdings sogar der Pastor beschlossen, über gewisse Ungereimtheiten bei der Erklärung meines scheinbaren Ablebens hinwegzusehen."
„Kannst du
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