Viel Trubel um Sam
rief: “Mr. Trotter. Könnte ich Sie mal kurz sprechen?”
Der Geschäftsführer blieb abrupt stehen. “Was wünschen Sie denn, Stevenson?”
Denk nach, Sam. Denk nach.
“Also …”
“Ja?”, zischte Trotter. “Reden Sie!”
Sam schielte über Trotters Schulter. Das war ihre Chance, schnell zu verschwinden. Wo war sie? “Ich wollte Sie wegen des Mitarbeiterrabatts fragen.”
Trotter schaute finster. “Sie bekommen keinen Rabatt. Sie leisten hier Ihre Sozialstunden ab, Sie werden nicht bezahlt.”
In diesem Augenblick sprang Edie plötzlich hinter Trotter auf die Füße. Sie wedelte mit den Armen und formte das Wort: “
Weg!”
Sam antwortete mit einem Kopfschütteln.
“Was ist hier eigentlich los?”, wollte Trotter wissen und riss den Kopf herum.
Schnell wie ein Kastenteufel duckte sich Edie wieder weg.
Trotter blickte Sam mit zusammengekniffenen Augen an. “Sie haben irgendetwas vor, Stevenson. Ich habe einfach kein gutes Gefühl, was Sie betrifft.”
“Wer, ich?” Sam lächelte unschuldig.
“Ja, Sie. Gehen Sie zurück in Ihre Abteilung. Sofort.”
“Entschuldigen Sie, Sir. Ich habe mich irgendwie verlaufen. Könnten Sie mir zeigen, wo meine Abteilung ist?”
“Herrgott noch mal!”, schnaubte Trotter. “Folgen Sie mir.”
Als Trotter ihn aus der Damenabteilung führte, seufzte Sam erleichtert auf. Er mochte wie ein absoluter Schwachkopf wirken, aber zumindest hatte er Edie gerettet.
Warum ihm das so wichtig war, wusste er selbst nicht. Aber irgendwie rührte diese süße kleine Elfe ihn ganz tief an.
3. KAPITEL
S ozialstunden ableisten?
Edie kauerte hinter dem Ständer mit der herabgesetzten Unterwäsche und grübelte über das nach, was Trotter gesagt hatte. Sam leistete seine Sozialstunden ab? Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, wieder an den Fingernägeln zu kauen.
Als sie aus ihrem Versteck herausschielte, sah sie, dass Sam und Mr. Trotter verschwunden waren. Schnell schaute sie auf ihre Uhr. Nun hatten sie nur noch fünfundzwanzig Minuten Zeit fürs Mittagessen. Sie konnte es kaum erwarten, endlich mit ihm zu sprechen.
“Miss Preston!”
Trotters Stimme ratterte wie ein Schnellfeuergewehr. Erschrocken sprang sie auf.
“Könnten Sie mir bitte erklären, Miss Preston, was sie auf dem Fußboden der Dessousabteilung zu suchen haben?”
“Hallo”, erwiderte Edie munter. Dann blickte sie Trotter unschuldig an.
“Schauen Sie nicht so drein, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Was machen Sie hier?”
“Pause.”
Trotter stemmte die Hände in die Hüften. “Haben Sie denn nicht die neuen Regeln gelesen, die ich heute Morgen ans Schwarze Brett gehängt habe?”
“Neue Regeln?” Edie behielt ihr freundliches Lächeln bei.
“Die Mitarbeiter dürfen nicht im Kaufhaus herumspazieren. Sie bleiben entweder im Personalraum oder in ihrer eigenen Abteilung. Keine Besuche bei Freundinnen in der Haushaltswarenabteilung, kein Schwätzchen in der Schuhabteilung.”
“Wie bitte?” Edie richtete sich zu ihrer vollen Größe von immerhin ein Meter siebzig auf und starrte ihm direkt in die Augen. Sie konnte es einfach nicht fassen. Trotter stellte immerzu neue Regeln auf, um die Mitarbeiter zu schikanieren. “Das ist total lächerlich.”
“Das ist nicht lächerlich, Miss Preston, wenn man bedenkt, dass in den letzten Tagen Waren im Wert von über zehntausend Dollar entwendet worden sind.”
“Und warum bestrafen Sie die Mitarbeiter für diese Ladendiebstähle?”
“Ich habe guten Grund anzunehmen, dass die Ladendiebe Mitarbeiter sind.”
“Sie machen wohl Witze.” Sie blinzelte ihn an.
“Ich meine das todernst. So langsam frage ich mich übrigens, ob diese Männer aus dem Wohnheim, die Sie mir aufgeschwatzt haben, nicht hinter den Diebstählen stecken. Sollte sich herausstellen, dass dem so ist, dann werden Sie Ihren Hut nehmen müssen.”
Edie wollte protestieren. Doch es war sinnlos, mit jemandem zu diskutieren, dessen Meinung bereits feststand. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass einer der drei Männer, die sie während ihres letzten Praktikums im Hazelwood Treatment Center kennengelernt hatte, in die Diebstähle verwickelt war. Sie vertraute ihnen, und genau aus diesem Grund hatte sie Trotter angefleht, sie einzustellen. Andererseits: Man konnte nie wissen.
Nachdenklich verließ sie das Kaufhaus und eilte die Treppe des Einkaufszentrums hinunter zu Lulu’s Cafeteria. An der Tür blieb sie stehen und versuchte Sam in der Menschenmenge zu
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