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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vorwürfen und Angriffen der dicken, schnaufenden Pilar Granja und bemerkte in seiner freudigen Erregung nicht die Blicke Conchas, die ihn um ein Wort über das Ergehen Juans anbettelten.
    Beschwingt und in bester Laune fuhr er zur Klinik hinaus und sah von weitem die hellerleuchteten Fenster des großen Hauses durch die Nacht scheinen.
    Das Haus eines Genies, dachte Dalias, als er näher kam und die weiten Anlagen sah. Eine Festung gegen den Tod.
    Er blickte auf seine Autouhr.
    Zehn Uhr abends. Eine dumme Zeit, um zu feiern. Moratalla wird müde sein und mich schnell aus der Klinik entfernen. Aber die Hand will ich ihm wenigstens drücken und ihm sagen, daß morgen ganz Spanien und die Welt von ihm sprechen wird. Ich werde dafür sorgen. Er soll vom Caudillo empfangen werden und den höchsten Orden erhalten. Er hat es verdient, dieser Teufelskerl.
    In der Klinik empfing ihn Schweigen, nicht das frohe Gesicht des Sieges.
    Dr. Tolax, an den er automatisch geriet, wenn er Moratalla sprechen wollte, saß in seinem Zimmer und aß gerade zu Abend.
    »Ich möchte Ihren Chef sprechen!« rief er fröhlich. »In meine Arme will ich ihn nehmen!«
    »Das lassen Sie lieber sein, Herr Professor.« Dr. Tolax stand von seinem Essen auf und gab ihm die Hand. »Er könnte es als Hohn auffassen.«
    »Hohn?« Dalias sah Tolax verständnislos an. »Ich denke, Juan ist bei Besinnung? Die Operation ist gelungen?!«
    »Das stimmt. Aber …«
    »Was aber?!« Dalias' Stimme schwankte. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nicht ganz, Herr Professor. Der Mutter geht es schlecht.«
    »Die Mutter! Himmel, die habe ich ganz vergessen! Diese arme, kleine, tapfere Anita.« Dalias setzte sich schwer. »Die Hauptsache ist doch, daß der Eingriff gelungen ist.«
    »Nein, nicht nach der Ansicht des Chefs. Daß die Transplantation gelingen würde, stand außer Zweifel für ihn. Aber ob das verkleinerte Herz der Mutter weiterschlägt, das war das große Experiment! Für ihn ist das Leben der Mutter jetzt wichtiger als das des Sohnes.«
    »Und nun versagt das Herz?« Dalias erkannte plötzlich die Tragweite dieses Satzes. Wenn die Mutter starb, war Moratalla vor dem spanischen Gesetz ein Mörder!
    »Das Herz liegt ab und zu im Krampf. Durchschnittlich vierzig Schläge in der Minute, aber unregelmäßig. Der Chef spritzt Strophantin. Er bleibt die ganze Nacht am Bett Anitas.«
    Dalias erhob sich schnell. »Ich gehe zu ihm«, sagte er fest. »Vielleicht kann ich ihm helfen. Bevor ich ins Ministerium kam, war ich ein leidlich guter Internist. Wo liegt sie?«
    »Unterer Flur, Zimmer neun.«
    »Danke.«
    Dalias trat leise in das Zimmer und sah Moratalla am Bett der alten Frau sitzen, das Membranstethoskop in der Hand. Anita Torrico atmete laut und röchelnd. Schweiß stand auf ihrem Gesicht und setzte sich in den Runzeln fest.
    Moratalla blickte auf. Als er Dalias eintreten sah, flog ein sarkastisches Lächeln über sein Gesicht. »Ist's soweit?« fragte er. »Sammeln sich die Geier um das Aas?«
    »Verrückt!« Dalias trat näher und reichte Moratalla die Hand. »Ich wollte nur gratulieren.«
    »Sie sind ein Teufel, Dalias«, meinte Moratalla ehrlich.
    »Sie mißverstehen mich. Sie haben Juan gerettet! Über die Freude an dieser Tat habe ich die alte Mutter vergessen.« Er zog seinen Mantel aus, den Dr. Albanez abnahm und auf den Stuhl im Hintergrund legte. »Glauben Sie, daß sie durchkommt?«
    »Ich hoffe es, Dalias. Ich kann hier nichts mehr tun als warten.«
    Dalias nahm das Stethoskop Moratallas und horchte die Herzgegend ab. Sehr ernst sah er nach einer Weile auf.
    »Herzkrampfgefahr.«
    »Hm.«
    »Die Durchblutung ist gestockt. Wie wäre es, wenn Sie die Mitralis als Ventil weiterspalten?« Dalias sah zu Boden. »Es wäre ein Versuch.«
    »Unmöglich. Der Organismus Anitas hält keiner neuen Operation stand. Das Herz war zwar gesund – aber sie hat die Wassersucht. Man weiß nie, was da kommen kann!«
    »Und worauf hoffen Sie noch, Moratalla?« Dalias beugte sich zu dem Freunde vor. Moratalla starrte auf seine Hände.
    »Auf ein Wunder, Dalias.«
    »Das ist doch Quatsch!«
    »Das sagen Sie, Dalias. Als der Wiener Arzt Pettenkofer eine ganze Pestbazillenkultur schluckte, rettete ihn auch nur ein Wunder. Die es ihm nachmachten, starben! Das Schicksal ist unberechenbar, Dalias.«
    »Und Sie hoffen auf das Schicksal?«
    Moratalla nickte. Seine Stimme war undeutlich.
    »Es ist die letzte Hoffnung, die ich habe …«
    Die Nacht war lang.
    Die Stunden tropften

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