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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dahin, und Moratalla und Dalias saßen abwechselnd am Bett Anitas und maßen den Puls oder injizierten Traubenzucker und Kochsalzlösungen. Dr. Albanez lag auf einem Sofa im Hintergrund des Zimmers und schlief mit leise schnarchenden Atemzügen. In den langen Stunden des Wartens und Hoffens gingen Dalias und Moratalla abwechselnd auf den Flur und rauchten eine Zigarette. Dort trafen sie dann gegen drei Uhr morgens auf Dr. Osura, den es in seinem Zimmer bei Dr. Tolax nicht mehr hielt und der es doch nicht wagte, in das Zimmer Anitas zu gehen. Campillo und Tortosa begleiteten ihn.
    Moratalla rauchte hastig seine Zigarette und zerdrückte sie halbgeraucht in einem Blumentopf. Zischend erlosch sie in der feuchten Erde.
    »Nichts!« sagte er dann. »Das Herz schlägt! Aber es ist eine müde Arbeit. Wie ein Motor, der den letzten Treibstoff aufsaugt.«
    Dr. Osura blickte Moratalla starr in die Augen.
    »Wenn sie stirbt, haben Sie sie auf dem Gewissen!« sagte er hart.
    »Rede nicht solchen Unsinn!« Fredo Campillo stieß seinen Freund in die Seite. »Juan ist gerettet!«
    »Vielleicht«, sagte Moratalla.
    »Wieso vielleicht?« Tortosa zerdrückte seine Zigarette, die er gerade anzünden wollte, zwischen den Fingern. »Sie haben doch gesagt, daß die Operation gelungen ist.«
    »Allerdings! Aber ich werde Ihnen morgen die neuen Röntgenbilder vorführen. Das Geschwür hat nicht nur am Herzbeutel gesessen!«
    Dr. Osura hielt sich an der Wand fest. »Das ist ja furchtbar«, stammelte er.
    Moratalla nickte. »Das Geschwür hat bereits auf den Herzmuskel übergegriffen, und den können wir nicht herausschneiden! Immerhin –«, der Riese schaute an die weiß gekalkte Decke des Flures – »ich gebe Juan gut zehn Jahre Leben! Das Ende wird schnell sein – ein Herzschlag!«
    Fredo Campillo neigte den Kopf etwas zur Seite. »Zehn Jahre! Das ist eine lange Zeit für einen Künstler. In zehn Jahren kann Juan unsterblich sein. 1962! Es wird ein Trauertag der spanischen Nation werden.«
    »Du denkst nur an die Kunst!« rief Dr. Osura außer sich. »Und dort, in diesem Zimmer, liegt eine unschuldige alte Frau, die sterben muß! Solche Opfer sind zu groß!«
    Campillo winkte erregt ab. »Davon verstehst du nichts!« sagte er grob.
    »Davon will ich nichts verstehen! Ich bin Arzt, der Hausarzt der Torricos! Ich habe eine Verantwortung diesen einfachen Menschen gegenüber!« Er schlug mit der Faust gegen die Mauer. Dumpf klangen die Schläge durch die nächtliche Stille. »Wenn Anita etwas geschieht, werde ich euch, euch alle für ihren Tode verantwortlich machen!«
    »So?!« Campillo zitterte vor Erregung. »Das sagst du? Ausgerechnet du? Wer hatte den Gedanken, daß es möglich sein könnte, durch eine Herzumpflanzung Juan zu retten?! Wer hat uns allen die Ohren vollgesungen, Professor Moratalla zu bewegen, Juan zu operieren? Du Feigling! Du erbärmlicher Wicht.«
    Dr. Osura war unter den schimpfenden Worten zusammengeschrumpft. Fahl lehnte er an der Wand und streckte die Hände nach Campillo aus.
    »Ich wollte nicht den Tod Anitas …«, stotterte er.
    »Das will ich auch nicht!« Moratalla hatte die Klinke zu Anitas Tür in der Hand. »Wie kann man von einem Willen reden, wenn wir auf den Lauf der Dinge keinen Einfluß mehr haben?«
    Er ging in das Zimmer und ließ die anderen draußen auf dem Flur stehen.
    Prof. Dalias saß auf der Bettkante und injizierte Traubenzucker. Sein Gesicht war ernst, als Moratalla zu ihm trat und ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Vielleicht bis zum Morgen«, sagte er leise. Der Riese neben ihm nickte.
    »Ob eine Transfusion das Herz stärken kann?« fragte er.
    »Kaum. Je mehr Blut im Körper ist, um so größer ist der Andrang zum verkleinerten Herzen und damit um so stärker der Krampf.«
    Moratalla setzte sich an den kleinen Tisch neben die abgeblendete Tischlampe und stützte den Kopf in beide Hände. »Wissen Sie, Dalias, daß Sie sich jetzt mitschuldig machen?« fragte er.
    Dalias sah kurz auf. »Reden Sie nicht solchen Unsinn«, antwortete er.
    »Wenn Anita stirbt, wird man mich anklagen. Sie wird auf Mord lauten, die Klage. Mord durch ein Experiment. Mord mit dem Skalpell! Und man wird Sie mit hineinziehen, weil jetzt Sie hier sitzen und versuchen, noch etwas zu retten.«
    »Hören Sie davon auf!« sagte Dalias grob.
    »Dalias – Sie decken einen Mord! Sie versuchen eine Ermordete zu retten, anstatt den Mörder anzuzeigen! Warum tun Sie das eigentlich?«
    »Erwarten Sie darauf wirklich eine

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