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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so glücklich, daß ich gesund werde. Die Mutter soll es sehen …«
    »Ich werde es ihr schreiben«, sagte Moratalla fest. »Vielleicht kann sie nächste Woche kommen …«
    »Und was machen Fredo Campillo und Professor Tortosa?«
    »Sie fragen jeden Tag nach Ihrem Befinden. Wenn Sie sich stark genug fühlen, können Sie auch diese Herren empfangen. Nur – Juan – wenig sprechen und sich nicht rühren!«
    »Bestimmt nicht, Herr Professor.«
    Moratalla faßte sein Handgelenk und maß den Puls.
    »Haben Sie Schmerzen?« fragte er dann.
    »Ja, die Wunde.«
    »Im Inneren nicht? Am Herzen? Atemnot?«
    »Nein – nur die Wunde.«
    »Das gibt sich.« Moratalla legte ihm die Hand auf die Stirn. Sie bedeckte fast das ganze schmale Gesicht Juans. »Es freut mich, daß es Ihnen so gut geht«, sagte er herzlich. »Sie haben mir viel Sorgen gemacht.« Er blickte sich um und sah den leeren Tisch. »Noch kein Mittagessen? Haben Sie keinen Appetit?«
    »Doch. Aber Doktor Tolax meinte, es sei besser, wenn ich nur Suppe äße.«
    Moratalla winkte unwillig ab. »Ach was! Doktor Tolax ist ein Übervorsichtiger!« Er ging zur Tür und riß sie auf. »Schwester!« rief er dröhnend in den Gang.
    Und als die weiße Haube angerannt kam und knickste, kommandierte er: »Für Señor Torrico sofort bestellen: eine große Tasse Rotwein mit einem geschlagenen Ei, Hühnerfrikassee mit Kartoffelschnee und Sahnepudding. Am Abend Kalbfleisch, weich und mit Ei angerührt. Morgen früh statt Kaffee oder Tee eine schöne Tasse Kalbsbouillon mit Ei.«
    Er schloß die Tür, und die Schwester lief hinab in die Küche.
    Juan sah Moratalla mit leuchtenden Augen an. »Sie sind so gut«, sagte er. »Wenn Mutter kommt, sagen Sie ihr bitte nicht, wie krank ich war. Sie hat immer solche Angst um mich …«
    Pedro verließ das Zimmer. Erstaunt sah ihm Juan nach.
    »Was hat er?« fragte er.
    »Er ist übernächtigt. Er hat zwei Nächte an Ihrem Bett gesessen. Da wird man nervös, Juan.«
    »Der gute Pedro!« sagte Juan leise. Und plötzlich war er sehr ernst und winkte Moratalla, der das Zimmer verlassen wollte, zurück. »Noch eine Frage, Herr Professor. Sie wissen, daß ich ein armer Bauer bin …«
    »Bitte fangen Sie nicht davon an, Juan!«
    »Es peinigt mich, Herr Professor. Ich bin arm und werde arbeiten, viel arbeiten, um Ihnen alles zu bezahlen.«
    »Aber es ist doch alles bezahlt, Juan.«
    Juan schaute Moratalla ungläubig an. »Bezahlt? Von wem denn?«
    »Von Campillo, Tortosa und einem Contes de la Riogordo aus Toledo …«
    »Der Contes …« Juan schüttelte den Kopf. »Er hat mich doch nur einige Stunden gekannt.«
    »Er ist auch hier. Wollen Sie ihn sehen?«
    »Ja, Herr Professor. Ja.«
    »Ich schicke ihn Ihnen.«
    Auf dem Flur stürzte Pedro auf ihn zu und umklammerte die Aufschläge des weißen Kittels.
    »Ich werde wahnsinnig«, stöhnte er. »Ich halte es nicht mehr aus! Immer fragt er nach der Mutter. Immer redet er von ihr! Sagen Sie es ihm! Bitte, sagen Sie es ihm.«
    »Unmöglich! Es gäbe einen Rückfall, den er nicht überlebt.«
    »Aber er muß es doch erfahren, Herr Professor.«
    »Später, Pedro, später, wenn er wieder geheilt ist. Wir müssen lügen, auch wenn es Gott verboten hat. Wir retten damit das zweite Leben! Es ist schwer, ich weiß es … aber es ist nicht schwerer als das einmalige Opfer Ihrer Mutter.«
    »Sprechen Sie nicht davon«, schrie Pedro auf. Er hielt sich die Ohren zu und rannte davon, planlos den Flur entlang, die Treppe hinunter, und stand plötzlich im Garten, umflutet von der Sonne. Weinend sank er auf eine Bank und schluchzte haltlos.
    Oben, im Zimmer, klopfte es leise.
    Contes de la Riogordo trat ein und sah in das lächelnde Gesicht Juans. »Mein Freund«, sagte er lustig, »ich soll Sie grüßen von der ganzen Klasse und von Professor Yehno. Er hat übrigens einen Tick … er läßt jetzt Arme modellieren, nur nach Ihrer Zeichnung!«
    Da lachte Juan, und wenn es auch weh tat in der Brust, wenn er auch die Hand auf den Verband legen mußte und hustete, er lachte, und dieses Lachen machte ihn so froh und voll Leben, daß er die Hände des Freundes so fest drückte, wie er konnte, und ihn an seine Seite zog.
    »Erzählen Sie«, sagte er. »Was macht Toledo, was Frau Sabinar? Und haben Sie Jacquina gesehen? Oh, erzählen Sie, Fernando. Sie bleiben doch in Madrid? Ja, bitte. Ich möchte Sie doch so gerne meiner Mutter vorstellen …«
    Und der Contes nickte und erzählte mit viel Späßen von Toledo, auch wenn

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