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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es in seiner Kehle würgte und drückte.
    Und Juan war so froh wie selten. Seine Wangen glühten. Sein Herz schlug schneller.
    Und es schlug … es schlug wirklich, und es tat nicht mehr weh … das dumme, dumme Herz …
    Selig lehnte sich Juan in die Kissen zurück.
    Gesund … und Concha … und ein Kind … und die Mutter … und die Kunst … und einen Freund … Ist das Leben nicht herrlich?
    Er hielt die Hand in die Strahlen der Sonne, die durch die Gardine brachen. Diese schmale, lange, weiße Hand.
    Plötzlich dachte er an Rosita, die Zigeunerin. Er betrachtete seine Handfläche und drehte sie lachend herum.
    »Dummheit«, sagte er laut. »Man soll Zigeunern wirklich nichts glauben …«
    Und er erzählte dem Freunde glücklich von Concha und dem Kind und seinen großen Plänen.
    Und der Freund nickte dazu und biß sich auf die Zähne, um nicht zu stöhnen vor Leid.
    Welcher Hohn des Schicksals, dachte er.
    Welche Gemeinheit!
    Was ist denn der Mensch überhaupt? Ein Wurm … das steht schon in der Bibel. Und wie hoch schätzt er sich ein …!
    Er ergriff die Hand Juans und drückte sie.
    »Ich will Ihnen immer helfen«, sagte er ernst. »Ich will Ihnen ein wirklicher Freund sein, Juan.«
    Und Juan lächelte glücklich und voll Dank und Hoffnung.

4
    Am 17. Januar 1953 begann die Verhandlung vor dem spanischen Strafgericht gegen Prof. Dr. Carlos Moratalla.
    Wie es der Justizminister vorausgesagt hatte, zog sie Kreise um die ganze Welt. Der große Saal im Justizministerium war überfüllt … Journalisten aus allen Ländern, Wochenschauen und juristische und medizinische Experten saßen auf den langen Bänken und warteten auf die große Sensation, auf das Erscheinen Prof. Moratallas.
    Systematisch war in zwei Wochen langer Arbeit die Weltpresse auf diesen Prozeß vorbereitet worden. Die Meinungen gingen auseinander … während die Mehrzahl der Leser menschlich dachte und das Opfer der Mutter höher stellte als die Operation, war sich die medizinische Fachwelt einig, daß Moratalla diesen Eingriff nie hätte wagen dürfen, da er unmöglich zu einem positiven Resultat kommen konnte! Die Operation war sträflicher Leichtsinn, wenn nicht sogar ein Mord, auch wenn es kein Motiv gab als eben das, mit einem einmaligen Wagnis auch die Einmaligkeit seiner chirurgischen Kunst zu beweisen.
    Mord aus Geltungsbedürfnis? Wer Moratalla kannte, lachte darüber … aber die fremden Ärzte wiegten die Köpfe und sprachen nur ungern das Wort Selbstüberschätzung aus. Immerhin war es ein berühmter Kollege … und so füllte sich der riesige Saal mit einer Menschenmenge, die Mikrophone, mit denen man die Verhandlung übertrug, wurden noch einmal überprüft, die Wochenschau stellte die Scheinwerfer ein, die Zeugen, die in einem Nebenraum warteten, gingen nervös hin und her, während Prof. Dr. Dalias und Dr. Osura noch bei dem Generalstaatsanwalt im Zimmer waren und per Telefon alles versuchten, den Prozeß nicht stattfinden zu lassen.
    In diesen drei Monaten war manches geschehen, was Prof. Moratalla nie vergessen würde. Er saß jetzt in einem engen Raum seitlich von dem großen Saal, bewacht von zwei uniformierten Polizisten. Ein Verbrecher. Ein Mörder. Sonst nichts mehr! Man hatte ihn nicht gefesselt, wie es sonst in Spanien bei Mördern üblich ist, denn selbst General Campo schreckte davor zurück, einen Mann wie Moratalla klirrend in die Anklageschranken zu führen. Aber sonst war alles so, wie es immer ist, wenn ein großer Verbrecher auf sein Urteil wartet … die Polizisten rauchten in einer Ecke des Zimmers, die Karabiner zwischen den Beinen, der Saaldiener blickte kurz herein und meinte, es ginge gleich los, Rechtsanwalt Dr. Manilva erschien in seiner Robe, ein dickes Aktenstück unter den Arm geklemmt, und drückte Moratalla, der ruhig und sogar ein wenig fröhlich auf seinem Stuhl saß und aus dem Fenster auf die breite Straße blickte, die Hand.
    »Kopf hoch«, sagte Manilva zu ihm. »Wir haben Trümpfe in der Hand, die Campo nicht erschüttern kann! Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Moratalla lächelte. »Ich habe in meinem bisherigen Leben nie Angst gehabt. Warum sollte ich sie heute haben? Weil Campo unbedingt sagen will: Tod durch die Garotte? Ist das so schlimm?«
    »Herr Professor!« Dr. Manilva umklammerte sein Aktenbündel. »So dürfen Sie nicht denken! Sie müssen an den Sieg glauben!«
    Moratalla nickte und hob die Schultern. »Das tat ich auch, als ich aus dem Herzen Anitas das Fleisch nahm und

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