Viele Mütter heißen Anita
meiner eigenen Mutter. Können Sie das verstehen, Doktor Osura?«
»Ja, Herr Professor.«
»Ich habe zum erstenmal in der chirurgischen Geschichte eine Transplantation im Herzen vorgenommen. Sie ist gelungen! Juan lebt. Und vielleicht wird Spanien in ihm einen neuen künstlerischen Stern besitzen … Aber im Inneren, Doktor Osura, hier in der Brust, wäre ich froher, wenn Anita noch lebte und jetzt aus der Küche käme, mit ihrer alten, fleckigen Schürze, und den Schweinetrog hinüber zu den Ställen schleppte.« Er richtete sich auf und wischte sich über die Augen. »Zu dumm, der alte Moratalla wird sentimental. Das kenne ich nicht an mir. Ob es das einsame, strenge Land macht, dieses trostlose Castilla? Gehen wir, Doktor Osura. Ich will Pedro eine große Summe geben, damit er keine Sorgen mehr hat.« Er lächelte schmerzlich. »Schon wieder Geld … merken Sie was? Man kommt nicht aus seiner Haut heraus.«
Ja, so war es in Solana del Pino, und in der Klinik lag Juan und sah Concha wieder. Anita war begraben, Pedro grub wieder im Garten und bestellte die Felder, führte das Vieh auf die Weide und ärgerte sich über die beiden neuen Knechte, die er aus Mestanza mitgebracht hatte, nachdem ihm Moratalla eine große Summe Geldes gegeben hatte. Dr. Osura besuchte seine Kranken in der Sierra Morena, Ricardo Granja verkaufte wieder Obst und alle Dinge, die man auf dem Land gebraucht, Pilar lag bis zehn Uhr im Bett, las Romane, knabberte Pralinen und stöhnte über ihr Fett und ihr Herz. Campillo hatte den Kopf voller Sorgen – eine Kunstausstellung in Madrid mit internationalen Künstlern beschäftigte ihn Tag und Nacht, und Ramirez Tortosa ging schimpfend durch die Räume seiner Akademie in Toledo und entließ zum vierten Male Jacquina, weil sie mit Kunstschülern eine Liebschaft begonnen hatte.
Es war alles wie früher … nur Concha und Riogordo blieben in Madrid und saßen abwechselnd am Bett Juans.
Als Concha das erste Mal ins Zimmer trat, warteten draußen auf dem Gang Ricardo und Pilar Granja. Juan schlief. Er sah besser aus, als es Concha gewagt hatte zu hoffen. Noch schwang in ihr der Tod Anitas nach, die kalt und steifgefroren in der elektrischen Kühlzelle im Keller lag. Sie hatte sie sehen dürfen, als man sie aus dem Zimmer fuhr, begleitet von dem schreienden Pedro, der nichts mehr um sich sah als nur die Qual seines untragbaren Schmerzes. Das blasse, runzelige, aber fast lächelnde Gesicht, die schmalen Lippen, um die ein so tiefer Friede lag, daß man unwillkürlich schwieg, ergriff sie so, daß sie jetzt zögernd ans Bett trat und einen großen Strauß selbstgepflückter, frischer Feldblumen auf die Bettdecke legte. Bunt leuchtete der Strauß in der Sonne, Farben der Erde und Farben des Himmels … Wohl eine Stunde saß Concha still am Bett und rührte sich kaum. Als Juan langsam die Augen öffnete und an die Decke blickte, hielt sie den Atem an und fühlte doch, wie ihr Herz laut schlug.
Seine Hände tasteten über die Bettdecke, ergriffen den Strauß, sein Kopf fuhr herum, er sah den herrlichen bunten Strauß, und hinter ihm die langen, schwarzen Locken Conchas, ihre ein wenig geschlitzten Augen und ihre schmalen Schultern, die vor Erregung bebten.
»Concha …«, sagte er leise und innig. »Endlich … Concha … Komm, gib mir einen Kuß …«
Sie beugte sich über ihn und küßte ihn mit geschlossenen Augen. Er fühlte das leise Kitzeln ihrer langen Wimpern auf seiner Wange und umarmte sie mit der schwachen Kraft, die er in sich fühlte. So hielt er sie fest, und wenn auch ihr Körper auf seiner Brust lag, wenn die Wunde schrecklich schmerzte, er drückte sie an sich und ließ seine Lippen nicht von ihrem Mund.
»Ist es wahr?« fragte er dann leise, als sie wieder neben ihm saß und seine Hände hielt. »Ist es wirklich wahr, Concha …«
Sie nickte stumm, und Tränen kamen ihr in die Augen.
»Und was sagen deine Eltern? Hat dich dein Vater auch geschlagen?!« Juan richtete sich mühsam auf. »Hat er es wirklich gewagt, Concha?!«
»Nein. Er ist jetzt zufrieden mit allem, wie es gekommen ist. Er hat mir nichts mehr gesagt. Auch die Mutter nicht. Wenn du wieder gesund bist, dürfen wir heiraten.«
»Conchita!« rief er glücklich und küßte ihre Hände, die ihn streicheln wollten. »Ich bin ja so glücklich.« Er blickte auf. »Hast du es der Mutter schon gesagt oder geschrieben?«
»Ja.« Concha schaute zur Seite, denn sie konnte ihn nicht ansehen, während sie ihn belog.
»Und was
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