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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Professor Dalias als Experten zuziehen.«
    Moratalla drehte sich herum. »Nein, bitte nicht Dalias.«
    »Ist er Ihnen feindlich gesinnt? Dann natürlich nicht.«
    »Nein, im Gegenteil. Wir sind befreundet. Ich möchte unbefangene Richter.«
    Der Generalstaatsanwalt schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie nicht, Herr Professor. Wir wollen Ihnen doch helfen.«
    »Das ist es ja, was ich vermeiden möchte.« Moratalla lehnte sich mit dem Rücken gegen einen großen Bücherschrank. »Habe ich etwas Gesetzwidriges getan, dann soll es nach vollem Recht auch untersucht werden.«
    Der Justizminister sprang auf. Erregung lag in seinen Augen. »Es geht um Ihren Kopf!« rief er laut.
    Moratalla nickte. »Er hat Spanien bisher gedient – er steht auch Spanien zur Verfügung!«
    General Campo zerdrückte seine Zigarre. »Das ist soldatisch gesprochen. Ich habe Achtung vor Ihnen, Herr Professor. Man wird Sie vor ein erbarmungsloses Gericht stellen, dem ich Vorsitze. Ich verstehe nichts von Medizin, das sage ich Ihnen gleich, aber ich verstehe etwas von Gehorsam. Sie wissen, was ich meine?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Wollen wir den Fall noch einmal durchsprechen?«
    »Ist das nötig?« Moratalla zuckte die breiten Schultern. »Der Tatbestand ist klar: Eine Frau stirbt durch eine in der Welt einmalige Operation, die vom Staatschef persönlich verboten wurde. Gegen diese Anklage wehre ich mich nicht. Ich wehre mich nur gegen den Begriff Mord! Ich habe nicht morden, sondern retten wollen!«
    General Campo sah auf seine Hände. »Wir werden sehen, ob die Geschworenen davon zu überzeugen sind. Unsere spanischen Gesetze sind streng. Streng und eng … sie lassen keine breite Auslegung zu. Wer wird Sie verteidigen?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Ich schlage Ihnen Doktor Manilva vor.«
    »Ob er es tut?« Moratalla wiegte den Kopf. »Ich habe ihn bei dem Letzten Willen Anita Torricos zugezogen.«
    Der Justizminister fuhr empor, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen.
    »Was?« rief er außer sich. »Sie haben ein Testament machen lassen?«
    »Selbstverständlich!«
    »Damit geben Sie ja zu, daß Sie wußten, daß diese Frau sterben würde!«
    »Ich habe es nur getan, weil ich die Schwere des Eingriffs nicht unterschätzte«, sagte Moratalla sicher. »Ich lasse bei allen schweren Fällen grundsätzlich ein Testament anfertigen, um den Hinterbliebenen geordnete Verhältnisse zu geben. Ich hasse um mich und auch im Leben Unordnung jeder Art.«
    »Das ist ja furchtbar.« Der Justizminister fuhr sich durch die lichten, angegrauten Haare. »Man wird es anders auslegen. Doktor Manilva wird Sie verteidigen müssen, er ist unser bester Anwalt. Ich werde selbst mit ihm sprechen.«
    General Campo packte ein Aktenstück in seine Tasche und verschloß die blinkenden Schlösser. Dann ging er zum Fenster und öffnete es. Die warme Luft strömte ins Zimmer und wirbelte den dichten Zigarrenqualm auf. In seinen Bewegungen lag die knappe, kurze Art des alten Soldaten, der nicht lange fragt, sondern handelt.
    »Ich werde den Prozeß schnell vorbereiten«, meinte er, am offenen Fenster stehend und die frische Luft tief einatmend. »Ich glaube, es ist in aller Interesse.« Da ihm keiner antwortete, nahm er es als Bestätigung. Er verbeugte sich straff vor Moratalla und den anderen Herren, reichte zum kurzen Druck seine Hand und verließ das Zimmer. Noch als die Tür schon längst hinter ihm sich geschlossen hatte, meinte man das leise Klirren seiner silbernen Sporen zu hören. Der Justizminister sah Moratalla mit einer Mischung von Mitleid und Achtung an.
    »Ich konnte Sie nicht retten«, sagte er bedauernd. »Ich habe alles versucht. Gegen ein Soldatengehirn rennt man vergeblich an. Es denkt nur an den Befehl. – Was werden Sie jetzt tun, Herr Professor?«
    Moratalla sah erstaunt von dem Minister zu dem Generalstaatsanwalt. »Das fragen Sie mich? Ich erwarte, daß man mich in die Spahikaserne abführt.«
    »Aber Herr Professor!« Der Generalstaatsanwalt hob entsetzt die Arme. »Sie sind frei! Wo denken Sie hin! Sie können bis zum Prozeß weiter praktizieren! Es liegt bei Ihnen doch keine Flucht- und keine Verdunkelungsgefahr vor!«
    »Das wissen Sie so genau?« Moratalla nickte. »Dann kann ich gehen?«
    »Jederzeit.«
    »Danke.«
    Als er das Zimmer verlassen hatte, schellte das Telefon auf dem Tisch. Der Generalstaatsanwalt hob den Hörer ab und gab dem Justizminister einen zweiten Hörer.
    »Hier Dalias«, sagte eine schnarrende Stimme. »Ist

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