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Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Loebner
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aber das waren eben Scherze! Dass sie ja wirklich so was wie Bruder und Schwester sind, Phase-Zwei-Bruder-und-Schwester, die sich lauter Verwandte teilen (und außerdem noch das Klo), die für die nächsten sieben, acht, neun Jahre dasselbe Vater-Zuhause haben – das wird ihr gerade erst klar.
    Alle Glühwürmchen, die Elisa jemals umschwirrt haben, schalten ihre Lämpchen aus. Das Gesumm schlägt in eine Hustenattacke um. Was ihr an sanftem Windhauch ins Gesicht gepustet hatte, hält den Atem an.
    Stattdessen setzt kalter Nieselregen ein.
    »So, hier ist dein Baum«, sagt Mai und lässt sie los.
    Elisa steht da, in einer rötlich-gelb schimmernden Dunkelheit, die Blätter vom Papa-Paul-Geschichten-Apfelbaum rauschen, sein Schatten hüllt ihren ganzen Körper in eine sommerliche Kühle, zwischen ihren nackten Zehen fühlt sie das Gras. Es duftet nach Garten, nach Zeder und Lavendel. Das könnte sich alles friedlich und vertraut und schön anfühlen.
    Tut es aber nicht.
    »Elisa!«, drängelt Juni.
    »Ich glaub, ich kann euch doch keine Papa-Paul-Geschichte erzählen«, sagt Elisa matt.
    »Du bist gemein! Warum nicht?«
    »Regen«, murmelt sie nur.
    »Quatsch.« Mai nimmt Elisas Hände und legt sie an die Rinde vom Apfelbaum. »Die Sonne scheint. Jetzt mach!« Und dann grummelt sie superleise: »Bitte.«
    Wie automatisch führt Elisa die hundert Mal geübten Bewegungen durch. Und sobald sie im Papa-Paul-Geschichten-Kopfstand am Stamm lehnt, kullern die Brudergedanken in irgendwelche tiefen Löcher in der Erde, und der Nieselregen hört auf. Die Welt steht jetzt kopf, egal, ob Elisa blind ist oder sehen kann, und wenn die Welt kopfsteht, dann gibt es nur noch Papa Paul. Sie holt tief Luft.
    »Also gut. Schließt eure Münder ab, ich fang an.« Sie wartet einen Moment, damit Mai und Juni ihre Lippen versiegeln können und bei der Geschichte nicht dauernd reinquatschen, dann legt sie los.

 
    S upergeheimagent Papa Paul war der beste Agent der Welt. Immer wenn was extrem Kniffeliges zu erledigen war, wurde Papa Paul angepiepst. Sein Leben war logischerweise ziemlich stressig, aber er mochte es auch, immer auf Zack sein zu müssen. Er war einfach der Typ dafür.
    Seine Frau, die schöne Eva, die gerade mit Zwillingen schwanger war, und seine Tochter, die kleine E-Punkt, vermissten ihn natürlich immer, wenn er auf Weltrettertour ging, aber sie wussten auch, dass er ohne seine Freiheit nicht leben konnte. Deswegen versuchten sie, sich auch ohne ihn immer eine möglichst schöne Zeit zu machen.
    Bei seiner neuen Mission hatte Papa Paul einen verdammt weiten Weg vor sich: bis zur Sonne. Denn in dreieinhalb Millionen vierhundertsechsundachtzigtausendsiebenhundertzwölf Komma dreidreidrei Lichtminuten (Pi mal Daumen) würde der gigantomane und gefräßige Sonnen-Schluckwal dort angekommen sein und sich die Sonne zum Frühstück genehmigen. Er hatte schon andere Sonnensysteme in Schutt und Asche gelegt, weil er sich immer die Leckerbissen, nämlich die Sonnen, rausgepickt und verschlungen hatte, und nun war er auf direktem Kurs auf Terra-Luna-Alpha-Solexis, was die inoffizielle Geheimagentenbezeichnung für unsere Sonne ist.
    Der Wal war so groß, dass die Sonne für ihn maximal wie ein Fußball aussah. Sein riesiges Maul machte nur einmal Happs, und weg war die Feuerkugel. Er hatte eigentlich einen empfindlichen Magen, aber weil er vom vielen Schwimmen durch schwarze Löcher ständig kalte Flossen hatte, machten ihm die Temperaturen von Sonnen nichts aus.
    Diese vierflossige Riesengefahr schwamm nun also langsam und unaufhaltsam auf die Sonne zu, und Papa Paul musste etwas schneller und genauso unaufhaltsam auf sie zuschießen, um den Wal rechtzeitig vor dem großen Frühstück zu erledigen. Denn wenn der Wal die Sonne fressen würde, würde auf der Erde stockfinstere, eisige und noch dazu ewige Nacht herrschen, die Leute könnten nichts mehr sehen, würden gegen alles gegenknallen, sie würden außerdem schrecklich bibbern und schließlich vor Kälte sterben. Es hat keinen Sinn, drumrum zu reden.
    Die Mission von Papa Paul war also mal wieder nicht ohne. Aber natürlich war er perfekt ausgerüstet. Er hatte seinen Lungenspezialanzug, mit dem er im Weltall atmen konnte, so umbauen lassen, dass er widerstandsfähig gegen extrem hohe Temperaturen war. Das brauchte Papa Paul logischerweise, wenn er so nah an die Sonne ranfliegen würde, sonst wäre er auf halbem Weg geschmolzen wie ein Schokonikolaus in der Sauna. Was aber viel

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