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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Laura gegangen sei, und leidenschaftlich flehenden Bitten, ob er ihr alles erklären dürfe. Aber am Abend bebte er dann vor leisem, dumpfem Zorn, weil Laura an allem schuld war.
    Sie war nach London gezogen, sie hatte seine Anrufe nicht beantwortet oder falls doch, war sie eine launische Diva gewesen. Sie hatte ihn gewissermaßen in Cassies geöffnete Arme gestoßen. Am Sonntagnachmittag war er dann etwas entgegenkommender, weil »wir beide uns wie zwei Volltrottel aufgeführt haben, und ruf mich doch endlich an, Laura, weil diese Schweigenummer doch gar nichts bringt«. Und am Sonntagabend war er mit ihr fertig: »Du hättest wenigstens den Mumm zu einem Gespräch mit mir aufbringen können, aber die Konfrontation mit der Wirklichkeit war ja noch nie dein Ding!«
    Zwischen Toms ständig schwankenden Stimmungen waren Anrufe von Jen und Cath eingegangen, die ihr die Gründe für ihren sparsamen Umgang mit der Wahrheit erklären wollten. »Wir haben gedacht, du würdest es nie rausfinden. Warum sollten wir dir also alle miesen Einzelheiten erzählen und dir die Laune verderben? Und du bist gar nicht sooo egozentrisch.« Cath quasselte so lange weiter, bis die Mailbox sie abschnitt, aber im nächsten Augenblick rief sie wieder an und wollte unbedingt ihre Haut retten.
    Oh, und da war auch ein Anruf von Candy, die wissen wollte, wie man den Mixer benutzte. Wenn sie nicht lautlos geweint hätte, um die anderen nicht aufzuwecken, hätte das Laura ein schwaches Kichern entlocken können.
    Sie hatte gerade angefangen, ihre SMS zu lesen, die im Prinzip alles wiederholten - abgesehen von dem völligen Fehlen aller Vokale -, als sie hörte, wie eine der Türen sich knarrend öffnete. Laura schob das Handy zwischen die Sofakissen und versuchte, lässig zu wirken, als Holly in der Türöffnung auftauchte.
    Es verschaffte ihr eine gewisse Befriedigung, dass die süße Miss Zahnpasta aus Kalifornien ziemlich zerknittert aussah. Eigentlich sah sie aus wie ein Mädchen, das gerade das schlimmste Stadium eines Katers hinter sich hatte, besonders als sie mitleiderregend stöhnte: »Ich brauch Wasser!«
    Und wahrhaftig, sie brauchte das Wasser so dringend, dass sie nicht zum Kühlschrank ging, um sich das gefilterte Wasser zu holen, sondern einen Becher nahm und ihn am Wasserhahn volllaufen ließ.
    Laura konzentrierte sich aufs Knabbern und verkniff sich mit Mühe die Tränen, aber - wie schrecklich - Holly war in mitteilungsbedürftiger Stimmung.
    »Ich bin völlig ausgetrocknet«, verkündete sie und ließ sich in einen Sessel plumpsen. »Also Candys Margaritas sind echt tödlich.«
    Laura hatte den Lärm eines von Tequila eingeleiteten Zechgelages bis zwei Uhr morgens gehört, deshalb nickte sie ziemlich mitleidlos und konzentrierte sich auf einen winzigen weißen Fleck an Hollys Knöchel, den der Selbstbräuner wohl nicht erreicht hatte.
    »Warum bist du so früh auf? Hast du ein Shooting? Du Glückliche.« Selbst ein Kater konnte Holly nicht zum Schweigen bringen. »Also ich werd nicht mal festgenommen. Im Ernst. Noch nicht mal, wenn man mich betrunken und nackt erwischt.«
    »Holly, warum zum Teufel willst du festgenommen werden?« Andererseits war Hollys total oberflächliches Geplapper immer unterhaltsam.
    »Klatschspalten, Baby. Mein PR-Fuzzi versucht, mich als das neue wilde Kind zu verkaufen, bloß dass er das französisch ausdrückt. Onfang... «
    »Enfant terrible« , sagte Laura mit dem Schatten eines Grinsens, das sich ganz seltsam anfühlte. »Du gehst wohl am besten wieder ins Bett und schläfst dich aus.«
    Holly zog eine Grimasse. Ohne stundenlangen Einsatz von Kosmetik- und Haarstylingprodukten sah sie aus wie eine verblichene Fotografie, ein Schatten ihres sonst sprühenden Ichs.
    »Ich glaub, ich muss gleich kotzen«, nuschelte sie und zog die Beine hoch auf die Sitzfläche. »Na und du, warum hast du eben geheult?«
    Lauras Antwort kam automatisch. »Hab ich nicht.«
    »Also ich heul dauernd.« Der viele Tequila verleitete Holly offenbar zu Enthüllungen. »Aber immer im Bad, damit ihr es nicht hören könnt.«
    »Und weshalb heulst du?«, fragte Laura neugierig, weil sie nicht geglaubt hätte, dass Holly genug Substanz hatte, um, na ja, echte Gefühle zu haben.
    Holly wedelte mit der Hand. »Das Übliche, würde ich sagen. Zum Beispiel dass ich L.A. und Chow-Chow vermisse - das ist mein Hund. Meine Mutter kümmert sich um ihn, aber die ist total gefühllos. Oder ich denk dran, wie berühmt ich mal war. Überall

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