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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Verfügung stand: Sie strich Laura sanft über die Haare. »Mit einem vollen Bauch wirst du dich gleich besser fühlen. Ehrlich, Laura, du hast so eine süße Figur, wie konnte da jemand auf die Idee kommen, du müsstest abnehmen?«
    Laura spürte eine Entschlusskraft, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß, und schob das Tablett von sich weg.
    »Weißt du, wie viel Fett in einem Schinkenstreifen steckt?« Sie wusste es zwar auch nicht, aber es war bestimmt eine Menge. »Mama, ich fahr heute nach London zurück. Ich hab demnächst diese vielen Jobs und ich muss mich darauf vorbereiten.«
    Die Lügen, die man seinen Eltern erzählte, um sich Freiraum zu verschaffen, zählten nicht wirklich. Aber es brauchte noch drei Stunden Betteln und Drohungen und Versprechungen, bevor sie wieder im Zug nach London saß. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter-Tochter-Bindung stark genug war, um diesen momentanen Krach zu überstehen, weil sie nicht mal einen Abschiedskuss bekommen hatte, sondern nur ein knappes: »Knöpf den Mantel zu. Sieht nach Regen aus.«
    Aber mit der mütterlichen Missbilligung wurde sie fertig. Heidis Missbilligung stand auf einem ganz anderen Blatt. Laura hatte Heidis Handynummer, aber nur für Notfälle, da hatte sich Heidi unmissverständlich ausgedrückt. Doch ihre Karriere wieder zurück auf die Spur zu bringen, war ein Notfall. Was, wenn nicht das?
    Die Kabine des Münztelefons in einem berstend vollen Zug war nicht der vielversprechendste Ort, um sich zurück in die Modeszene zu katapultieren, aber Laura hatte nicht viele Optionen.
    »Hi, Heidi, ich bin’s«, sagte sie so selbstsicher, wie sie konnte. »’tschuldigung, dass ich dich sonntags anrufe.«
    »Du schuldest mir ein paar Erklärungen. Dein heimliches Verschwinden hat mich nicht beeindruckt.«
    Oh, Scheiße. Nach zwei Tagen ohne Laura war Heidi immer noch dasselbe sonnige Gemüt.
    »Ich wollte dich von meinem Handy aus anrufen, aber, äh, es war kaputt. Dann war da was mit meiner Mutter und ich musste ganz eilig nach Hause...«
    »Kommst du wieder nach London? Ich kann dir nur dazu raten.« Heidi hörte sich äußerst entschieden an. Das war doch bestimmt gut, oder? »Wir müssen miteinander reden.«
    »Ich dachte, wir könnten das am Telefon besprechen«, erwiderte Laura. »Zum Beispiel will ich dir sagen, dass ich mich jetzt ganz und gar aufs Modeln eingelassen habe und...«
    »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, Laura. Ted und ich möchten dich morgen früh sehen. Sei um halb neun da, und glaub mir, ich freu mich auch nicht darauf, vor dem Morgengrauen aufzustehen. Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann wirst du da sein!«
    »Ihr schmeißt mich doch nicht raus?« Die Frage schlüpfte wie ein ängstliches Stöhnen aus ihrem Mund. »Oh Gott, bitte nicht.«
    »Das hat alles Zeit bis morgen«, sagte Heidi unbeirrt. »Ich hab auch ein Privatleben und damit würde ich jetzt gern weitermachen.«
    Was immer auch beredet werden sollte, es war sicherlich wirkungsvoller, wenn Ted und Heidi sie in einem traurigen Häufchen zu ihren Füßen niedersinken sahen.
    »Okay, dann bis morgen früh.« Lauras Keckheit war nur noch ein schwacher Abglanz ihres früheren Selbst.
    Das fühlte sich nicht wie die ruhmvolle Rückkehr nach London an, um ihre Krone zurückzufordern, sondern mehr wie ein Büßergang, um sich die letzten Reste ihrer Träume zu winzigen Scherben zerschmettern zu lassen.

12
    N ach einer schlaflosen Nacht in einem Bett, das während ihrer Abwesenheit leider nicht gewachsen war, stand Laura um sechs auf. Alles war besser, als zuzusehen, wie die Schatten an der Wand länger wurden, und auf Tom wütend zu sein. Und dann noch wütender zu werden, weil er ihr so schrecklich fehlte.
    Es sah nicht so aus, als ob jemand während ihrer Abwesenheit in Sichtweite eines Supermarkts gekommen war, deshalb setzte sie sich aufs Sofa und knabberte an einem Müsliriegel, den sie in einem der Schränke gefunden hatte. Aber sie schob das Unvermeidliche nur vor sich her. Es war so weit. Es war an der Zeit, ihr Handy hervorzuholen und es zum ersten Mal seit Samstagnacht anzuschalten.
    Es legte sofort los, piepte, blinkte und vibrierte wie ein elektronischer Bote der Unterwelt. Auf ihrer Mailbox waren dreiundzwanzig Nachrichten, sie hatte siebenundvierzig SMS und vierundachtzig Anrufe in Abwesenheit. So musste sich Pandora beim Öffnen ihrer Büchse gefühlt haben.
    Toms Anrufe auf der Mailbox begannen mit verzweifelten Fragen, wohin

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