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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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trink sie, wenn ich wiederkomme.«
    Holly kicherte. »Dummerchen. Die sind doch nicht zum Trinken. Du legst sie zum Abschwellen auf deine Augen. Also meine Visagistin bei ›Hollys Haus‹ hat darauf geschworen.«
    »Das ist echt lieb, Holly.« Und es war wirklich lieb, auch wenn Laura nicht wusste, wie sie gleich in der U-Bahn an den Haltegriffen hängen und sich zwei Dosen Cola auf die Augen drücken sollte. »Danke. Tja, dann bis später.«
    Holly winkte müde und schlurfte wieder die Treppe hoch.
     
    Heidi wartete mit säuerlicher Miene an der großen Schiebetür.
    »Ich bin da«, verkündete Laura überflüssigerweise, aber mit fünfzig Prozent mehr Pep als sonst.
    Heidi drückte ihr etwas in die Hand. »Zieh das an und komm dann ins Konferenzzimmer.«
    Das waren ein schwarzer Bikini und Highheels. Offensichtlich war es ihnen bitterernst und der Gang auf die Waage nicht erniedrigend genug.
    Wenigstens machten hohe Absätze ihre Beine länger und schlanker. Laura zog den Bauch ein, bis sie kaum noch atmen konnte, und versuchte, schwungvoll ins Konferenzzimmer zu stolzieren.
    »Ah, Laura, endlich lernen wir uns kennen«, sagte der berühmte Ted mit - wer hätte das gedacht? - derart breitem Manchester-Akzent, dass sie Heimweh gekriegt hätte, wenn sie sich nicht so auf das Anspannen ihrer Bauchmuskeln konzentriert hätte. Ted trug ein schwarzes Polohemd, eine trendige Klugscheißer-Hornbrille und machte einen arroganten Eindruck. Quelle surprise .
    »Geh zum Spiegel, und sag mir, was du siehst.«
    Die Rückwand des Raums war ein einziger Riesenspiegel, den die Sonne durch die großen Panoramafenster beleuchtete. Laura blieb nichts anderes übrig, als langsam dorthin zu gehen und Bilanz zu ziehen.
    Sich im Spiegel zu betrachten, war für sie fast eine Berufung, aber niemals im Bikini und nie bei so wenig schmeichelhaftem Licht. Laura erschauerte leicht und sah entsetzt, wie ihr Bauch sich kräuselte. Und schlimmer noch: Über dem Bund der Bikinihose wölbte sich unübersehbar ein Speckring. Sie drehte sich, reckte den Kopf und sah bestürzt die ersten Spuren von Cellulitis an ihren Oberschenkeln.
    Sie hatte eindeutig zugenommen.
    Wie war das möglich? Es war möglich, weil sie zwar seit drei Tagen keine Kohlenhydrate mehr gegessen hatte und in den Wochen zuvor ab und zu auf dem Laufband marschiert war, wenn sie in Stimmung gewesen war (was nicht oft geschah) - aber bis zu der Spaghetti-Bolognese-Verweigerung ihren Junkfoodkonsum kein bisschen gedrosselt hatte.
    »Zurück zu mir, Laura«, befahl Ted und winkte mit dem Zeigefinger.
    Als Laura dann vor ihm stand, stupste er denselben Finger sanft in ihren Bauch.
    »Hi«, murmelte Laura, weil ihr das Schweigen unhöflich vorkam, selbst wenn sie gerade auf ihren Speck hin untersucht wurde.
    »Ist mit dir alles in Ordnung, Schätzchen?« Ted linste an ihrem Hüftknochen vorbei und gab ein »Ah« von sich.
    Falls Ted mit seinem Finger noch länger in ihrem Bauch herumstocherte, würde sie ihm den abreißen. Vorerst begnügte sich Laura jedoch mit einem Blick auf das Muttermal auf Kate Moss’ Schulter, die als Schwarz-Weiß-Foto hinter Ted an der Wand hing.
    »Messen ist überflüssig. Es ist ziemlich klar. Sie ist von Natur aus kurvig, aber das meiste hier ist Babyspeck!«, diagnostizierte Ted triumphierend. »Das kann man doch schnell loswerden.«
    »Aber ich war dauernd im Fitnessstudio«, rief Laura ihnen klagend in Erinnerung. »Na ja, manchmal jedenfalls.«
    Heidi starrte anklagend auf Lauras leicht gerundeten Bauch zwischen den Beckenknochen, als wäre der verantwortlich für alles Schlimme in der Welt, Klimaveränderung und Rauchverbot eingeschlossen.
    »Ja, ich habe mit Gustave, deinem Trainer, gesprochen, und er meinte, er hätte Glück, wenn er dich mal aufs Laufband bekäme - was nicht heißt, dass du jemals in Schweiß gerätst. Ich hatte mit dir darüber gesprochen. Ich hatte mich ganz klar ausgedrückt.«
    Laura blieb die Luft weg bei so viel Ungerechtigkeit. Hatte Gustave denn nicht die Trainervariante des hippokratischen Eids geschworen? Unterlag er bezüglich der Aktivitäten seiner Kunden nicht der Schweigepflicht?
    »Ich hab es versucht«, beteuerte sie und glaubte es in diesem Moment auch wirklich. »Echt. Ich hab Mahlzeiten ausgelassen, was kann ich also noch tun, außer mir den Finger in den Hals zu stecken?«
    Aus Teds Gesicht verschwand in Sekundenschnelle der »Ich bin nicht nur der Boss, sondern auch ein spaßiger Typ«-Ausdruck. »Das reicht

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