Vier auf dem Laufsteg
verschmierte. Alles war total durcheinander, und sie wusste nicht, wie sie es wieder in den Griff bekommen sollte.
»Laura! Da bist du ja!«
Sie blickte mit tränenblinden Augen hoch und sah Tom. Bestimmt war Cassie im Augenblick die wesentlich attraktivere Alternative.
»Hey, was ist los?«, fragte er leise, kauerte sich vor ihr hin und nahm ihre eiskalten Hände in seine. »Weinst du?«
Laura drehte den Kopf weg von seinem verwirrten Blick, mit dem er sie heute immer öfter ansah.
»Sie haben gesagt...«, würgte sie hervor, konnte den Satz aber nicht beenden, weil es bestimmt nie passiert war. Wenn sie es aussprach, würde es Wirklichkeit werden.
»Wer hat was gesagt?«
Wütend wischte sie mit dem Handrücken über die Augen und zwang sich, die Worte herauszupressen.
»Ich - hab mich - mit Cath und Jen - gestritten«, sagte sie heiser.
Er sah kolossal beunruhigt aus. Seine Blicke flitzten überallhin, statt sie anzuschauen.
»Ach ja? Worüber denn?«
»Über alles Mögliche«, sagte sie vage. »Cassie...« Laura brach ab und wartete, ob er nach dem Köder schnappte.
Er schnappte nicht nur danach, er zappelte hilflos, als würde er am Ende einer Angelschnur hängen. Tom ließ ihre Hände los, kratzte sich am Hals und sah sie aus großen Augen an.
»Sie haben es dir gesagt? Aber sie haben versprochen, sie würden den Mund halten.«
Diese Unterhaltung verlief überhaupt nicht so, wie sie es gewünscht hatte.
»Was läuft da?«
»Wer hat dir gesagt, dass da was läuft?«, gab er zurück, und Laura kam sich vor wie in einer bescheuerten Schauspielübung, bei der einer wütender als der andere sein sollte.
»Läuft da denn was?«
Ha! Sie hatte gewonnen. Seltsamerweise war Laura jetzt nicht mehr nach Heulen zumute. Mit plötzlich getrockneten Augen und wild hämmerndem Herzen sah sie ihn an.
»Was läuft da, Tom?«
Sie wusste, was er sagen würde, noch bevor er den Mund aufgemacht hatte. Sie konnte es an seinem Zögern ablesen, als er versuchte, irgendwas zu sagen, was nicht ganz so schlimm klang. Aber er schaffte es nicht.
»Cassie und ich - wir haben mal rumgemacht.«
Endlose Augenblicke starrte sie nur Toms gequältes Gesicht an, gequält, weil er etwas getan hatte, was er nie hätte tun sollen. Was er ihr nie hätte antun sollen.
Betrogen. Belogen. Zerstört.
Fürchterliche, hässliche Wörter, die kaum wiedergaben, dass er ihr soeben das Herz aus der Brust gerissen hatte.
Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, aber sie konnte ihn nur strahlend anlächeln, wobei ihre Wangen schmerzten. »Weißt du, wenn du einfach alles abgestritten hättest, dann hätte ich dir geglaubt.«
»Aber es ist nichts Großes passiert. Echt nicht«, krächzte Tom, und als er nach Lauras Hand griff, war sie froh, weil sie einen Grund hatte, ihm auf die Finger zu schlagen. Ihm wehzutun. »Darf ich es dir bitte erklären?«
Laura stand auf, ein Kraftakt, der sie selbst erstaunte.
»Da gibt es nichts zu erklären. Wer, glaubst du, hat es mir zuerst erzählt? Cassie. Glückwunsch, Tom, sie ist echt ein toller Fang, wenn man miese, fiese Zicken mag, was du ja offensichtlich tust.«
Das war ein ziemlich guter Spruch.
Tom schien das auch zu finden, denn sein Gesicht verzerrte sich, während er einen Schritt auf sie zumachte.
Laura sah Tränen an seinen Wimpern.
»Du siehst das völlig falsch«, sagte er, aber er wurde von den kleinen Kiffern unterbrochen, die näher gekommen waren.
»Hey, Tom, Laura«, sagte einer von ihnen. »Streitet ihr euch?«
»Wir streiten uns nicht«, sagte Laura zuckersüß und sah, wie Toms Schultern erleichtert herabsanken. »Wir machen Schluss.«
Danach sah sie nur noch schnelle, einzelne Bilder wie in einem verwackelten Film: Toms Hand auf ihrem Arm, bevor sie sich von ihm abwandte. Caths und Jens verdutzte Gesichter, als Laura ihre Handtasche schnappte und rausstürmte. Als Chandra es wagte, sich ihr auf dem Weg zur Tür zu nähern, wich sie beim Anblick von Lauras Gesicht zurück.
Erst als sie den Weg zur Stadt hinunterstapfte und in ihrer Tasche nach dem Handy suchte, lief die Zeit wieder normal.
Gott sei Dank ging ihr Vater und nicht ihre Mutter ran. Er hörte sich ihre gestammelte Bitte an, sagte, sie sollte an der Tankstelle an der Ecke warten, und zehn Minuten später war er da. Er musste wie ein Wilder zu ihr gebrettert sein.
Im Auto war es angenehm warm, aber sie bebte immer noch am ganzen Körper, obwohl er die Heizung noch höher drehte.
»Du solltest was mit deinem
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