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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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in Freizeitlook, Kirchweihgewand oder Biker-Klamotten zwischen den ganzen Cowboys und Indianern? Das wäre schade gewesen.
    Das hat den Ausgesperrten aber nicht so gut gefallen?
    Überhaupt nicht. Es hatte auch schon ein paar erste Handgreiflichkeiten gegeben, und so was eskaliert ja leider schnell. Wir hatten Angst, dass die sich zusammenrotten und so eine Art Großangriff starten würden, Feuer legen oder so was.
    Um Gottes willen …
    Ja, das war gar nicht so abwegig.
    Ausgerechnet den Das Hemd dafür zu rekrutieren, unter der Woche auf das Gelände aufzupassen, scheint mir auch heute noch nicht die brillanteste aller möglichen Lösungen gewesen zu sein, aber gut. Das Hemd war da und vergleichsweise günstig zu bekommen. Wenn ich das richtig verstanden habe, drängte er sich sogar richtiggehend auf, weil er dem Heinz einen Gegenwert für dessen Gastfreundschaft bieten wollte. Eventuell wollte er ihn auch milde stimmen wegen des Kamelhaarmantels, so genau ist das heute nicht mehr nachvollziehbar.
    Auf jeden Fall sollte nun der Das Hemd auf den Saloon, die anderen Gebäude und natürlich die historisch authentische Ausstattung aufpassen.
    Und Das Hemd hatte Angst vor Rockerbanden.
    Ja, er hat gemeint, da wären welche.
    Und er hatte mit Rockerbanden schlechte Erfahrungen gemacht.
    Allerdings. Es war ja nur noch ein Auge übrig, und das wollte er schon ganz gerne behalten.
    Wer könnte es ihm verdenken.
    War also eine Nachtwache ganz basisch betrachtet sicher keine dumme Idee, beging der Heinz bei der Ausgestaltung der weiteren sicherheitstechnischen Aspekte dann leider einen folgenschweren Fehler.
    Das war im Nachhinein betrachtet wirklich dumm.
    Du hast den Das Hemd bewaffnet.
    Das war saublöd, ich weiß das.
    Und trotzdem hast du es getan.
    Er hat mich blöd gequatscht!
    Hm.
    Wegen der nachvollziehbaren Angst vor oben genannten Rockerbanden bestand Das Hemd nämlich darauf, sich wenigstens zur Abschreckung zu bewaffnen. Da er selbst über keinerlei Waffen verfügte außer seinem Mundwerk, setzte er just dieses ein, um demjenigen Blut ins Ohr zu labern, der ihm da behilflich sein konnte – dem Heinz. Denn der hatte schon damals eine stattliche Sammlung historischer Waffen aus dem Wilden Westen zusammengetragen.

    Das Hemd nötigte den Heinz also zur Herausgabe zweier musealer Schießprügel: eines Sechsschüssers für Platzpatronen und eines alten Vorderladergewehrs, beides damals für Erwachsene frei verkäuflich und verhältnismäßig ungefährlich. Wen wundert es, dass der Heinz irgendwann aufgab, damit Das Hemd nur endlich seinen Mund hielt. So verließ der Heinz das Gelände mit gemischten Gefühlen. Einerseits war der Gedanke an Das Hemd mit einem historischen Revolver im Gürtel und einem großen Bärentöter auf dem Rücken nicht sonderlich beruhigend, andererseits wollte auch der Heinz nicht, dass irgendwer seine Westernstadt über Nacht vandalisierte.

    Man versetze sich bitte in folgende Situation: Heinz Bründl fährt nach einem anstrengenden Tag von Ising heim Richtung München. Seit vielen Tagen stampft er zusammen mit viel zu wenig Leuten diese Westernstadt aus dem Boden, und er ist, wie alle anderen, am Ende seiner Kräfte. Der Gedanke an Schlaf ist kurioserweise das Einzige, was ihn wach hält. Doch kaum steigt er zu Hause aus dem Auto, hört er oben in der Wohnung schon das Telefon.
    Es hat geklingelt, bis ich durch die Tür, die Treppen hoch und in die Wohnung reingerumpelt bin.
    War wohl dringend.
    Kann man so sagen, ja.
    Ich mach’s mal ein bisschen spannender, weil ich will, dass es nicht so schnell vorbei ist: Dem Das Hemd war wohl doch ein bisschen mulmig zumute gewesen, und so hatte er die Zeit bis Einbruch der Dunkelheit sinnvoll genutzt, um sich ein bisschen in Rage zu fantasieren. Mit seinem einen einzelnen Argusauge spähte er in die Nacht, analysierte potenzielle Feindbewegung im Unterholz des nahe liegenden Waldrands und übte sich im Zielerfassen über die rostigen Kimme und Korn der antiken, überlangen Flinte.

    Da erspähte er etwas …

    Etwas weiter unten, auf dem angrenzenden Feld nahe dem Seeufer, schälten sich drei dunkel gekleidete Gestalten aus dem noch dunkleren Dunkel des Waldes. Sofort suchte Das Hemd Deckung und sprang ein wenig sehr ungelenk hinter …, was wohl? Natürlich hinter ein klassisches Fass, wie es schon unzähligen Westernhelden als Sicht- und Kugelschutz gedient hatte. Kaum hatte er all seine überlangen, hageren Gliedmaßen halbwegs deckungsgleich

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