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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Deutschland seiner Bestattung beiwohnen würden … eine indianische Feuerbestattung … und alle würden ihre Hüte vor ihm ziehen und seiner gedenken. »Der Das Hemd«, würden sie sagen, »ein echter, wahrer Held«.

    Er stand auf.

    Er legte an.

    Und schoss …
    Darf ich jetzt?
    Ja, jetzt darfst du.
    Also, am Telefon war der Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr von Ising …
    Was die dunkle Kleidung erklärt.
    Und die Helme.
    Und das Feuer …
    Wie das nämlich bei Freiwilligen Feuerwehren oftmals so ist, konnte man sich erst nach Feierabend der regulären Jobs auf freiem Feld treffen, um eine längst fällige Löschübung abzuhalten.
    Offensichtlich befand sich diese Örtlichkeit, auf der nun bald ein ansehnliches Feuerchen den frisch polierten Spritzen entgegenlodern sollte, in unmittelbarer Nähe des Geländes, auf dem Das Hemd patrouillierte.
    Und nun befanden sich die Freiwilligen der Freiwilligen Feuerwehr von Ising im Zustand ganz und gar unfreiwilliger Todesangst.
    »Da schießt wer aus Ihrer Westernstadt auf unsere Leute!«, hat der Einsatzleiter ins Telefon gebrüllt.
    Und die Feuerwehrleute haben sich auf den Boden geworfen?
    Ja, und hinter Bäumen verschanzt! Was tust du denn, wenn plötzlich jemand mit einem Bärentöter auf dich schießt und nicht aufhört?
    Mich hinlegen oder hinter Bäumen verschanzen.
    Logisch.
    Plötzlich war der Heinz also wieder hellwach, hetzte die Treppe hinunter und sprang ins Auto. Alle Geschwindigkeitsregeln missachtend, raste er die Autobahn entlang zurück zum Chiemsee und war nicht einmal eine Stunde später am Ort des ungleichen Duells angelangt.
    Kaum trat er aus dem Wald auf die Lichtung, wo er die einseitig Eingekesselten vermutete, wurde er sofort von mehreren Händen gepackt und hinter den nächsten Baum gerissen. »Da schießt wer! Gehen ’S in Deckung!«, schrie man ihn an. Doch mein Chef löste sich aus dem Griff der nach wie vor panischen Feuerwehrleute, winkte ab und sprach die denkwürdigen Worte: »I woass scho. Des hamma glei.«

    Dann stand er auf, schritt hinaus auf das offene Feld, wo das Feuer einsam niederbrannte, und stellte sich direkt davor, um gesehen zu werden. Als Antwort krachten zwei donnernde Schüsse durch die Dunkelheit. Die Feuerwehr warf sich augenblicklich wie ein Mann zu Boden und bewies dadurch ein bemerkenswertes Maß an Drill.
    Doch der geheimnisvolle Mann vor dem Feuer ließ sich nicht durch die Schüsse beeindrucken. Im Gegenteil: Im Schein der Flammen hob der Heinz beide Hände und winkte. Und dann rief er dem bewaffneten Verrückten in der Westernstadt etwas Seltsames zu, was den Feuerwehrleuten zwangsläufig vorkommen musste wie eine Art Formel oder Abbruchcode:

    »Hemd! Hey! HEMD!«

    Und tatsächlich wurde es augenblicklich still. Der Irre hatte das Feuer eingestellt …

    »Heinz? HEINZ! Verdammt, haben sie dich erwischt!? Ich hau dich raus!«, tönte es vom Sheriff’s Office herüber. Tatsächlich erhob sich nun die schlaksige Gestalt von Das Hemd hinter seiner Deckung, zog theatralisch den Revolver und rannte dem sicheren Heldentod entgegen auf seinen Boss und die Feuerwehr zu. Ja, Das Hemd rechnete mit allem, nur nicht mit:
    Hemd, du Rindviech, spinnst du? Dua de Spritzn weg, oder du fangst dir a soihane Watschn ei, dassd moanst, da Blitz hod di gschdroaft! [1]  
    Das hat der Das Hemd als Rheinländer verstanden?
    Ich glaub, die Intension war ihm klar.
    Sein Glück.
    Aber echt. Ich hätt’ ihn vielleicht sonst direkt erschlagen müssen.
    Und das hätt’ er wirklich nicht verdient.
    Na ja, wenn ich an den Kamelhaarmantel denk …
    So nahm dieses höchst einseitige und vermutlich bislang einzige Western-Shootout in Ising am Chiemsee ein verhältnismäßig glimpfliches Ende. Die Missverständnisse konnten geklärt werden, und wie das in Bayern manchmal so ist, genügte letztlich eine herzlich ausgesprochene Ausnahmeregelung für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ising, um bei der Eröffnung zusammen mit den deutschen Westernfans eine bis tausend Maß Bier zu heben.
    Aber nicht unkostümiert, oder?
    Schmarrn. Die haben sich dann natürlich alle authentische Kleidung besorgt.
    In deiner Trading Post.
    Kann schon sein …

Kapitel 46: Indianer hüben und drüben
oder: Steine oder Sockel
    Von Heinz Bründl
    E s ist schön zu sehen, wie sich die Haltung der USA in Bezug auf ihre eigentlichen Ureinwohner und deren Nachfahren langsam ändert. In den Sechzigern hat man das schon ein bisschen gespürt,

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