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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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mit dem Fass eingeklappt, wagte er einen zweiten vorsichtigen Blick hinunter zum Ufer. Innerhalb der nun folgenden Schrecksekunde brach sich der Schweiß auf des Das Hemds Stirn die Bahn, denn inzwischen hatten sich die mysteriösen Gestalten vermehrt! Das Hemd zählte mindestens zwölf Personen! Und zu welchem Moloch muss seine Panik angeschwollen sein, als das Licht des fahlen Mondes ihm enthüllte, dass sie alle Helme trugen!
    Worte vermögen kaum zu beschreiben, wie der Das Hemd sich nun gefühlt haben mag. Lief vor seinem verbliebenen Auge nun noch einmal dieser horride Moment ab? Das Messer direkt vor ihm? Der fatale Stich? Der unaussprechliche Schmerz? Wir wissen es nicht, könnten es bestenfalls erahnen und wünschen uns, niemals solcherlei Pein ausgesetzt zu sein.
    Wie aber soll man jetzt den namenlosen Horror beschreiben, der Das Hemd nun heimsuchte, als er in den Händen seiner Häscher plötzlich Feuer aufflammen sah?
    Für den einsamen Nachtwächter auf der verlassenen Mainstreet der namenlosen Westernstadt war klar: Diese Hurensöhne wollten die Häuser abfackeln und ihm dann im Schein der lodernden Flammen auch noch sein letztes Auge nehmen!
    Doch kampflos würde er sich nicht ergeben, oh nein, er würde ihnen eine Schlacht liefern, wie sie Ising noch nie erlebt hatte …

    Den langsamen Marsch von »Für eine Handvoll Dollar« im Kopf dröhnend, erhob sich das Hemd langsam hinter dem Fass. Ohne den Feind aus dem Auge zu lassen, legte er die uralten Waffen vor sich, lud den Revolver bis zur letzten Kammer und stopfte die beiden Läufe des Bärentöters. Dann machte er sich bereit zu sterben …
    Du hattest ihm auch Munition gegeben!?
    Nur Platzpatronen natürlich! Aber du weißt ja …
    Ja, man kann es nicht oft genug sagen: Bei echten Waffen ohne Druckauslass kann das Mündungsfeuer allein schon lebensgefährlich sein.
    Natürlich nicht auf die Distanz, die Das Hemd da überbrücken wollte.
    Aber das wussten seine ominösen Angreifer ja nicht.
    Nein …
    Eine mächtige Ruhe legte sich über Das Hemd, wie er sie bislang nicht gekannt hatte. Im Angesicht des Todes fokussierten sich seine Sinne wie nie zuvor, die Bewegungen wurden effizient, der Blick fürs Wesentliche so klar wie das Wasser des Chiemsees.
    Das Hemd wusste, er hatte zwei Chancen: Entweder konnte er den Feind auf die lange Distanz mit Schüssen abschrecken, oder er musste sie im Nahkampf mit Hilfe des Mündungsfeuers erlegen. Die doppelläufige, schwere Flinte hatte nur zwei Schuss pro Ladevorgang, dafür war ihr Knall ohrenbetäubend und der Lichtblitz schlichtweg kolossal. Stand er aber dem Angreifer Auge in Auge gegenüber, würde er keine Zeit mehr haben, immer und immer wieder den Bärentöter zu stopfen. Hier sollte darum der Revolver zum Einsatz kommen. Das Hemd nickte. Das war sein Plan.

    Obwohl es bei Platzpatronen nicht arg viel Unterschied macht, ob man aus acht, dreißig oder achtzig Metern auf das Ziel schießt, pirschte sich Das Hemd so nah wie möglich an den Feind heran. Er nutzte jede Deckung, für die sich dank seiner schlanken Statur gerade die vielen Verandapfosten ganz hervorragend anboten, und näherte sich dem ersten Gebäude der kleinen Westernstadt, das dem Feind am nächsten lag.
    Wie des Schicksals Fügung mutete es ihm an, dass sich auf der Veranda des Sheriff’s Office ein weiteres Fass befand. Mit einem weitestgehend sinnlosen Hechtsprung prallte Das Hemd gegen das leere Gefäß und atmete zunächst ein paar Mal stoßend durch die Zähne, ganz so, wie er das in zahllosen Filmen gesehen hatte.
    Gerade hatte der Soundtrack zwischen seinen Ohren den Song gewechselt und die ersten Töne der berühmten einsamen Mundharmonika angestimmt. Das Hemd beschloss, wenigstens noch so lange zu warten, bis die Gitarren einsetzten … Dann würde er losschlagen …

    Doch der Feind machte ihm einen Strich durch die Rechnung, denn im selben Moment fiel der Schein von Feuer auf seine Deckung … Waren sie ihm innerhalb der wenigen Sekunden schon so nahe gekommen? »Verdammt«, fluchte Das Hemd. Nun war es also so weit … Jeder Tag war ein guter Tag, um zu sterben. Der Heinz würde ihn morgen mit leer geschossenen Kammern zwischen den Trümmern vorfinden und wissen, dass sein Das Hemd sich für ihn und seinen Traum geopfert hatte … für den Traum der Westernfans im ganzen Land … einer Westernstadt am Chiemsee … Er wusste, sein Freund und Mentor Heinz würde verfügen, dass die über tausend Gäste aus ganz

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