Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
mehr erschließen wollte.
Einen Sinn hatte es schon, dass du den gekauft hast.
Welchen denn?
Das Hemd hat aufgehört zu reden.
Verdammt, du hast recht.
Ich sag’s doch: Das war seine Strategie.
So geschickt er darin war, Menschen um den Verstand zu quatschen, so geradezu tollpatschig war er im Einschätzen von Situationen. Die zuvor beschriebene Situation mit der Motorradgang ist ja schon genug Beweis dafür. Allerdings gibt es noch ein paar weitere kleine und große Anekdoten, welche diese Theorie allesamt untermauern. In Stahlbeton. Fangen wir mal mit einem kleinen Beispiel an: Heinz Bründl hatte sich da nämlich einmal einen Kamelhaarmantel gekauft …
Das ist kein kleines Beispiel! Das war eine Tragödie!
Ich meine jetzt im Vergleich zum Augeausstechen …
War der Kamelhaarmantel eine Tragödie.
Also gut.
Kommen wir also zu einem Beispiel von epischer Tragweite. Der Heinz hatte dieses Kleidungsstück für etwa 800 DM erstanden, was damals enorm viel Geld war. Leider machte er den großen Fehler, den Mantel nicht irgendwo einzusperren, wo nur er den Schlüssel zu hatte.
Ich hätt einfach Das Hemd einsperren müssen, das wär sinnvoller gewesen.
Man muss dazu wissen, dass der eine Zeitlang bei dir gewohnt hat.
Ja, auf dem Bärenfell.
… was …
Er hat auf dem Bärenfell vorm Kamin geschlafen.
Das heißt, er hat die Schwarzfußindianerin streng genommen in seiner Bettstatt genagelt?
Theoretisch ja, aber es war ja wie gesagt mein Bärenfell. Er hat nur drauf geschlafen.
Wie ein Hund?
Nein, mein Hund war ja der Bobo, und der hat woanders geschlafen.
Ich weiß doch, ich meine, warum …
Weil Das Hemd mir leidgetan hat. Also hab ich ihn eine Zeitlang bei mir aufgenommen, und der einzige freie Platz war eben das Bärenfell.
Wenn du das so sagst, klingt das alles logisch.
Hab ich vielleicht vom Hemd gelernt.
Am gleichen Tag abends kam der Heinz nach Hause, und das Erste, was er sah, war, dass sein sündhaft teurer Kamelhaarmantel nicht mehr am Haken im Flur hing. Interessanterweise war sein erster Reflex, Das Hemd zu konsultieren. Dabei stellte sich heraus, dass der Mantel ob seiner Dicke und Schwere wohl nicht auf dem Haken an der Garderobe verblieben, sondern irgendwann davon heruntergeglitten war.
Genau. Und vor der Garderobe stand dummerweise eine Kiste mit Flohmarktsachen, die der Das Hemd verkaufen sollte.
Jetzt lag da aber auch noch ein kostbarer Mantel drauf.
Und der Das Hemd hat sich gedacht: Das ist aber schade drum.
Hatte er ja auch recht.
Dieses Rindviech hätt doch fragen können, bevor er den kaputt schneidet und sich dann eine Jacke draus macht!
Tatsächlich hatte der Das Hemd die Sache wieder einmal etwas falsch eingeschätzt. Anstatt sich zu wundern, warum auf der Kiste plötzlich ein nagelneuer, sündhaft teurer Kamelhaarmantel lag, und vielleicht wenigstens bis zum Abend zu warten, um dann den Heinz ob des Mantels zu konsultieren, hatte er einfach nur zugegriffen, das wertvolle Kleidungsstück zerschnitten und sich daraus mit groben Stichen eine urige Jacke genäht.
Ich bin ausgeflippt.
Davon geh ich aus. Hat er die Jacke wenigstens noch?
Keine Ahnung. Ich hab ihm gesagt: Wenn ich dich jemals mit der Jacke sehe, dreh ich dir den Kopf auf den Rücken.
Aha. Somit hat jetzt keiner mehr was von dem Kamelhaar.
Besser keiner als der.
Du bist nicht gerade der Typ, der leicht vergibt, oder?
Nein.
Okay.
Das weitere Beispiel für des Das Hemds verhängnisvollen Hang zur Fehleinschätzung hat definitiv ein eigenes Kapitel verdient, und das folgt jetzt.
Kapitel 45: Der Das Hemd Teil 2
oder: »Heeeiiiiinz!«
Von Tommy Krappweis
D ie Geschichte trug sich zu, als No Name City noch kein Freizeitpark war, sondern eine tatsächlich namenlose Westernstadt, die der Heinz mit seinem Verein extra für das Jahrestreffen der deutschen Cowboy-Clubs in Ising aufgestellt hatte.
Richtig. Das war nur für die Leute aus den Vereinen und nicht öffentlich. Wir hatten aber das Interesse der Dorfjugend und anderer ich-nenn-sie-mal-gewaltbereiterer Gruppen unterschätzt, unsere Westernstadt zu besuchen.
Als das alles noch ein Vereinstreffen war, wär das schon allein versicherungstechnisch nicht möglich gewesen. Da waren wir in mehreren Bereichen schon tief in der dunkelgrauen Zone. Sanitär, Sicherheitspersonal und so weiter …
Also nicht dran zu denken, das Gelände öffentlich zugänglich zu machen?
Völlig unmöglich. Und wir wollten das natürlich auch nicht. Fremde Leute
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