Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
geschossen hat. Der bei der U-17- WM in Indonesien war. Der bei der ersten Mannschaft von Platense fast eine Saison lang Einwechselspieler war. Gut, inzwischen spielt er nicht mehr so phänomenal wie früher, hat ein paar Pfunde zu viel um die Hüften, fristet sein Dasein bei einem drittklassigen Verein in der Provinz. Alles nur Pech. Tatsächlich ist er nach wie vor ein Spieler mit einer großen Zukunft. Irgendeinen Grund muss es ja gehabt haben, dass Mono ihn gekauft hat, noch dazu für so viel Geld. Und aus genau diesem Grund wird Fernando es schaffen, ihn zu verkaufen.
Also wieder ganz von vorn. Direkt zu Mastronardi, wem sonst! Er besorgt sich einen Termin am Donnerstag um zehn Uhr vormittags. In der Schule meldet er sich krank. Er zieht sich ordentlich an. Nimmt seine Aktentasche mit, darin eine Mappe zu Pittilanga, eine DVD mit Pittilangas besten Spielzügen bei Atlético Mitre, einschließlich der beiden Tore, die er in dieser Saison geschossen hat.
Mastronardi empfängt ihn nicht allein, sondern hat zwei seiner Assistenten dabei. Fernando jubelt innerlich. Er nimmt die Sache also ernst, ist wirklich interessiert. Mastronardi drückt ihm schlaff die Hand. Unangenehm. Macht nichts. Wichtig ist nur, dass er selbst überzeugend auftritt, klar, direkt, prägnant. In fünfzehn Minuten hat er Pittilanga vorgestellt, mit seinen Stärken, seinem Potenzial, aber auch mit seinen Schwächen. Denn Fernando weiß genau: Wenn die Gegenseite so viel Interesse an den Tag legt, dass sie ihn ausdrücklich einbestellt, dann hat sie Nachforschungen angestellt. Also ist es besser, die Schwächen gleich einzuräumen, Offenheit zur Schau zu stellen, klarzumachen, dass es sich trotzdem um ein gutes Geschäft handelt. Irgendwann wird er aufgefordert, Zahlen zu nennen. Fernando fühlt sich wie ein Pokerspieler, der ein gutes Blatt auf der Hand hat.
Einer Eingebung folgend beschließt er, nicht nur die dreihunderttausend Dollar zu verlangen, die Mono bezahlt hat. »Vierhunderttausend Dollar«, sagt er. »Oder dreihunderttausend für fünfzig Prozent.« Mastronardi klopft zweimal mit seinem Bleistift auf den Schreibtisch. Seufzt. Blickt zu seinen Assistenten, die keine Miene verziehen. Dann wendet er sich wieder Fernando zu. Sagt, er müsse es sich überlegen, schlägt ein weiteres Treffen vor, in einigen Tagen. Fernando wagt zu denken, dass nun klappen könnte, worauf er seit zehn Monaten hingearbeitet hat. Also sagt er, nein, er könne leider nicht länger warten, weil er weitere Angebote habe, er brauche eine Antwort, noch heute.
Mastronardi macht große Augen und sieht seine Leute an. Wieder dieser unergründliche Blick. Er bittet Fernando, ihm wenigstens ein paar Minuten zu geben, allein, damit er es sich überlegen kann. Fernando ist so aufgeregt, dass er am liebsten laut aufgeschrien hätte. Er steht auf, nickt und hebt zum Abschied die Hand.
Er kehrt ins Vorzimmer zurück, fragt die Sekretärin, wo die Toilette ist. Sie schlägt ihm vor, die Toilette hinter den Fahrstühlen zu benutzen, er solle aber vorsichtig sein, weil sie gerade renoviert werde und überall Baumaterial herumliege.
Fernando folgt ihrer Wegbeschreibung. Er muss sich an Kisten mit Keramikteilen, schmutzigen Fliesen und Zementtüten vorbeikämpfen, um zu den Pissoirs zu gelangen. Während er pinkelt, wird ihm bewusst, wie nah er dran ist, wie unglaublich nah dran. Plötzlich hörte er Stimmen, schallendes Gelächter. Er hebt den Kopf. Die Wand vor ihm ist gar keine richtige Wand, sondern eine Gipsbetonplatte, die nicht einmal bis zur Decke reicht. Er hört, wie Wasser in ein Waschbecken läuft. Und die Stimmen mehrerer Männer, die sich kaum mehr einkriegen vor Lachen.
»Nicht zu fassen. Schade, dass wir es nicht gefilmt haben.«
Fernando erstarrt: Es ist Mastronardi, der da spricht. Offenbar grenzt die Toilette seines Büros an die, die Fernando gerade benutzt. Sieh mal einer an, beglückwünscht er sich selbst, was für eine glückliche Fügung. Er horcht, damit ihm ja kein Wort entgeht.
»Becerra, der Typ, der für Leonetti arbeitet, hatte es mir schon angekündigt.« Fernando erkennt die Stimme von einem der Assistenten.
»Und ich hab dir auch schon davon erzählt. Du erinnerst dich nur nicht mehr.« Das ist der andere. Fernando lauscht weiterhin gespannt.
»Eines kann man ihm nicht absprechen: Er hängt sich voll rein«, ergreift Mastronardi wieder das Wort.
»Dieses Selbstvertrauen. Dieses unglaubliche Selbstvertrauen.«
»Das nehme ich ihm
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