Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
tschüss.«
»Wir müssen also rund dreihundertfünfzigtausend rausschlagen, damit wir Bermúdez und diesem Typen die Kommission zahlen können?«
»Hast du nicht gesagt, dass Pittilanga ein guter Verteidiger ist?«
»Ja, schon …«
»Fünfunddreißigtausend für einen Job, bei dem man sich nicht die Hände schmutzig machen muss und nicht den Hauch eines Risikos eingeht: Was will man mehr?«
» › Nicht den Hauch eines Risikos ‹ : Das hast du schön gesagt.«
»Siehst du?«, lässt sich Mauricio auf das Spiel ein. »Du hast wohl gedacht, dass nur Lehrer rhetorisch was draufhaben.«
»Da ist noch was anderes«, fährt Fernando fort. Mauricio stellt das Geplänkel sofort ein und fährt die Deckung wieder hoch. »Mit Prieto haben wir bereits Kontakt aufgenommen, das hat Polaco für uns erledigt. Immerhin.«
»Super.« Super?
Und jetzt will Prieto sich mit uns treffen, in einem Restaurant in Puerto Madero, am Samstag, nicht diesen, sondern nächsten.«
Erneut Gefahr. Mauricio hat den Überblick über seine Kreise verloren, aber wenn Fernando jetzt von ihm verlangt, das Treffen mit dem Journalisten zu übernehmen, wird er nein sagen, nein, nein und nochmals nein. Keine Chance. Also: nicht okay.
»Und?«
»Ruso und ich haben uns überlegt, dass ich den Typen irgendwie beeindrucken muss.«
Ich? Dann wird also Fernando hingehen. Gott sei Dank.
»Sicher. Gute Idee.«
»Wenn ich so hingehe«, sagte Fernando und zeigt auf das, was er anhat, »dann wird das nichts. Wenn ich hingegen einen feinen Zwirn anhätte wie du, italienischer Maßanzug …«
» › Feiner Zwirn ‹ ? Da kommt der Lehrer in dir durch«, nimmt Mauricio die Witzeleien von vorhin auf. Alles wieder gut.
»Schon möglich. Wenn du mir also einen Hauch von feinem Zwirn zur Verfügung stellen könntest …«
»Ha, ha, sehr witzig«, kommentiert Mauricio, der dieses Spiel mit den Auslassungspunkten allerdings lieber wieder beenden würde.
»Außer dem Anzug bräuchte ich auch noch ein gescheites Auto. Mit meinem Fiat Duna beeidrucke ich jedenfalls niemanden. Oder doch, aber in die falsche Richtung.«
»Du willst meinen Wagen haben?«
»Na ja, Ruso und ich dachten, wenn wir mit einem Audi A4 vorfahren, wäre das ein interessanter Knalleffekt.«
Mauricio geht im Geiste seine beiden Kreise durch. Er hatte Angst, dass sie Geld von ihm leihen wollten. War aber nicht so. Er hatte Angst, dass er die Verhandlung führen sollte. War aber nicht so. Ihnen den Audi zu leihen scheint ihm ein akzeptabler Preis, um gut aus der Sache rauszukommen.
»Okay, Fer – Prieto wird Augen machen.«
Als stünde es in einem Drehbuch, in dem es vor glücklichen Fügungen nur so wimmelt, kommt genau in diesem Augenblick Soledad herein, um Bescheid zu geben, dass Sabino draußen wartet. Fügungen, die Mauricio das Gefühl verleihen, dass das Leben perfekt ist.
27
Um Viertel vor neun steht er bei Mauricio auf der Matte und klingelt. Mariel macht ihm auf.
»Hallo, ich bin das Mädchen, das sein Kleid für den Abschlussball abholen will«, witzelt er.
»Hallo, Fernando. Wie geht’s?«, antwortet Mariel, als hätte sie seinen Scherz nicht gehört. »Komm rein. Mauri schläft noch.«
Er folgt ihr durchs Wohnzimmer in die Küche. Sie trägt ein hellgrünes Sportensemble. Fernando fragt sich – leidenschaftslos, nüchtern wie jemand, der eine rein theoretische Überlegung anstellt –, wie es wäre, mit dieser Frau Sex zu haben. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich solche Gedanken macht. Die Frage war öfters aufgekommen in Gesprächen mit Mono, als er noch lebte, und auch mit Ruso. Aber sie wurden sich nie einig. Die beiden anderen – rein triebgesteuert, wie Fernando immer konstatierte – hatten sich klar dazu bekannt, dass sie sie gern mal so richtig durchvögeln würden. Und sie hatten sich gewundert, dass er Einwände vorgebracht hatte. Sie sei hübsch, ja, sehr hübsch sogar, hatte er argumentiert. Ein Knaller, hatten sie ihn verbessert. Okay, ein Knaller, hatte er zugegeben. Hast du dir mal ihre Augen angesehen?, hatten sie ihn gefragt. Die sind toll, hatte er bestätigt. Und ihre Brüste, ihre Taille, ihren Arsch? Supersexy, hatte er zugegeben. Die anderen hatten mit lüsternem Blick genickt. Trotzdem, hatte er angeführt, sie sei ihm ein bisschen zu – und hier hatte er Schwierigkeiten gehabt, das richtige Wort zu finden – »puppenhaft«. Keine gute Wahl, denn die beiden Clowns hatten sich abgeklatscht, weil sie das »puppenhaft« sofort mit
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