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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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Ruso fragte so begeistert, so naiv, dass Fernando dachte, was er immer dachte: dass er ihm am liebsten einen Kuss auf die Stirn geben würde. »Was bin ich?«
    »Du bist … Ein andermal, Ruso.« Mono wollte sich nicht ablenken lassen, sonst hätte er die Gelegenheit genutzt, ihn ein bisschen zu ärgern. Stattdessen wandte er sich wieder Fernando zu: »Also, noch mal. Wer bin ich?«
    Fernando nahm sich Zeit. Worauf wollte sein Bruder hinaus? Dann sagte er das Erstbeste, was ihm einfiel:
    »Du bist IT -Ingenieur.«
    »Nein! Bin ich nicht!« Mono sprang auf, als müsste er sich unbedingt bewegen, damit er weiter argumentieren konnte. »Das sagst du nur, weil dir nichts Besseres einfällt. Du weißt doch, wie ich IT -Ingenieur geworden bin. Das haben wir dir tausendmal erzählt.«
    »Soll ich’s noch mal erzählen?«, bot sich Ruso an.
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Mono. Ich …«
    »Ich will nur, dass du meine Frage beantwortest. Und sag nicht wieder Ingenieur. Von einem Ingenieur habe ich in etwa so viel wie von einer japanischen Geisha.«
    »Soll ich dir den Kimono holen?«
    »Halt die Klappe, Ruso. Ist doch so, oder nicht?«, sagte er an seinen Bruder gewandt. Fernandos Schweigen deutete er als Zustimmung. »Und wenn ich kein Ingenieur bin, was bin ich dann?«
    Fernando suchte Hilfe bei Ruso. Aber dem stand die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
    »Du weißt es nicht!«, sagte Mono schließlich. »Du kannst mir diese Frage nicht beantworten. Keine Angst, es liegt nicht an dir. Ist nicht deine Schuld. Es liegt an mir. Und genau das ist der Punkt.«
    28
    Ein makellos gekleideter Kellner hält ihm die Schwingtür auf, damit er sich nicht selbst bemühen muss. Fernando erinnert sich an eine Szene aus Titanic : Leonardo DiCaprio, der arm ist wie eine Kirchenmaus, aber einen Smoking trägt, betritt mit fürstlichem Gehabe den Speisesaal der ersten Klasse. Und die Kellner, die sich von seinem Auftreten blenden lassen, behandeln ihn wie einen hohen Herrn. Hier ist es genauso. Allerdings hofft Fernando, dass sein Abenteuer nicht so tragisch enden wird: tiefgefroren im Nordatlantik. Er nennt seinen Namen und wird an den Tisch geführt, den er reserviert hat. Prieto ist natürlich noch nicht da.
    Es ist ein Fenstertisch, mit Blick auf die Docks. Als er sich setzt, wird ihm schlagartig klar, dass er einen schweren Fehler begangen hat. Die anderen Gäste – es sind noch nicht viele, dafür ist es noch zu früh – sind alle sportlich gekleidet. Elegant, aber sportlich. Es ist Samstag. Und er ist ein Vollidiot, weil er wie für einen Arbeitstag angezogen ist. Er ruft sich innerlich zur Ruhe. Schluss jetzt mit diesem Gedankenkarussell. Augen zu und durch, wie seine Oma immer gesagt hat.
    Ein Kellner kommt, und er erklärt ihm, dass er auf jemanden wartet. Man schenkt ihm ein Glas Rotwein ein und serviert ihm ein Brotkörbchen und einige Schälchen mit Leckereien. In zehn Minuten hat er alles verputzt. Er sieht sich um und schimpft sich selber aus wegen seiner Gefräßigkeit. Hier isst man langsam, nicht mit dem Hunger eines Schiffbrüchigen. Er will die Krümel von der Tischdecke wischen, um die Spuren seiner Fressorgie zu beseitigen, aber sie bohren sich nur tiefer in den Stoff. Am Ende sieht alles genauso aus wie am Anfang. Er schaut auf die Uhr. Halb eins. Verdammt. Schon eine halbe Stunde Verspätung. Er muss auf die Toilette, aber traut sich nicht, weil er Angst hat, dass Prieto auftaucht, den leeren Tisch sieht und wieder abzieht.
    Schließlich kommt Prieto, mit vierzig Minuten Verspätung. Der Kellner begrüßt ihn wie einen Stammgast und zeigt zu dem Tisch, an dem Fernando wartet. Fernando steht auf, um dem Journalisten die Hand zu geben. Er wird einen Teufel tun und ihm die Verspätung vorwerfen. Bei dieser Verhandlung sitzt er am kürzeren Hebel. Außerdem ist Zuspätkommen ein Nationalsport. Für einen Argentinier gibt es nur ein noch größeres Vergnügen: wie eine gesengte Sau zu fahren und die anderen dabei zur Schnecke zu machen.
    Wie dem auch sei, da steht Armando Prieto. Nicht sehr groß, nicht mehr ganz jung, das Haar grauer, als es im Fernsehen den Anschein hat, aber mit der typischen Solariumsbräune. Er trägt ein helles Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine passende Bundfaltenhose. Klar, es ist Samstag. Fernando kommt sich in seinem Geschäftsanzug wieder vor wie eine Schießbudenfigur.
    »Du bist also ein Freund von Polaco«, sagte Prieto schließlich und macht dem Kellner ein

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