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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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aufblasbaren Sexpuppen in Verbindung gebracht hatten, mit denen sie – ihren Beckenbewegungen nach zu urteilen – einige Erfahrungen hatten, zumindest in der Fantasie. An diesem Punkt hatte Fernando es aufgegeben und ihnen zugestimmt: Ja, sie sei süß, was zum Vernaschen, damit die beiden Riesenbabys Ruhe gaben.
    »Hier ist der Anzug«, sagt Mariel und mustert ihn mit einem Expertenblick. »Ich hab den ausgesucht, weil er um die Schultern rum etwas breiter ist. Da bist du etwas muskulöser als Mauricio.
    »Klar, ich bin ja auch ein Wassersportfanatiker. Kanufahren auf dem Morón und so.«
    »Was?« Sie sieht ihn an und lächelt, damit sein Witz nicht wieder ins Leere läuft. Aber dann fährt sie einfach fort: »Ich hab ihn noch schnell zur Reinigung gebracht.«
    Okay, Mariel, keine Witze mehr. Er ist vielleicht nicht der geborene Komiker, aber diese Frau ist einfach penetrant unnahbar. Penetrant unnahbar, das trifft es genau, aber er ist froh, dass er es nie in Gegenwart von Monito oder Ruso gesagt hat, die hätten nur wieder dreckig gelacht. Eine hübsche Frau, Punkt. Oberflächlich. Oder besser gesagt: hohl. Reine Form, null Substanz.
    Fernando zieht sich in aller Ruhe an. Es hat schon so lang keinen Anzug mehr getragen, dass er anfangs nicht mehr weiß, wie man eine Krawatte bindet. Aber was er am Ende im Spiegel erblickt, stellt ihn zufrieden. Mit dieser Rasur, mit dieser Frisur, mit diesem Anzug und diesen Schuhen sieht er aus wie ein Manager. Ähnlich genug jedenfalls, um ihm ein bisschen die Angst zu nehmen. Er hängt seine Sachen auf den Bügel und legt seine Sportschuhe in die Schachtel. Mariel, die auf ihn gewartet hat, isst einen Diätjoghurt.
    »Passt alles?«
    »Ja, perfekt.«
    »Willst du deine Sachen nicht lieber hierlassen?«
    »Nein, die nehm ich lieber mit. Ich hab mit Mauricio noch nicht ausgemacht, wann und wo ich ihm sein Auto zurückgebe.«
    Auf der Treppe ertönen Schritte, und kurz darauf tritt Mauricio ein, in Morgenmantel und Schlappen, die Haare zerzaust.
    »Wie geht’s, Fer? Na, mein Schatz?«
    » › Mein Schatz ‹ ? Bin ich damit gemeint oder sie?«, fragt Fernando gespielt beleidigt.
    »Sie, aber nur weil sie anwesend ist, du Dummerchen.« In vielem ist Mauricio ein Idiot, aber eins muss man ihm lassen: Humor hat er. Fernando breitet die Arme aus, um sein Outfit vorzuführen. »Und? Was sagst du?«
    »Du bist wunderschön, Fer. Prieto wird vor dir auf die Knie gehen«, sagt Mauricio und schenkt sich einen Kaffee ein.
    Fernando sieht zu Mariel. Sie kratzt gerade ihren Joghurt aus und scheint ganz woanders zu sein. Weit weg. Oder nirgends. Was für eine hohle Nuss, denkt er wieder und erklärt das Thema damit für beendet.
    »Wie machen wir das mit dem Auto?«, fragt er. »Ich würde vorschlagen, ich bring’s dir gleich danach vorbei. So gegen zwei oder drei.«
    »Wann ist euer Treffen? Um zwölf? Das kann sich ziehen. Lass es uns so machen«, sagt Mauricio, gähnt und setzt sich vor seine Tasse an den Tisch. »Komm in den Tennisclub. Wir nehmen Mariels Auto.«
    »Aber von fünf bis sechs haben wir doch ein Spiel, Mauri.«
    »Macht nichts«, sagt Fernando mit einem gewissen Unbehagen. »Wenn ich früher da bin, warte ich auf euch und reiße eine Frau auf. Ist in dieser Aufmachung bestimmt kein Problem.« Er will noch etwas hinzufügen, von wegen dass manche Frauen den ganzen Tag sinnlos dort herumhängen, aber er verkneift es sich, weil er Angst hat, dass Mariel es als Angriff auf ihre hellgrüne Schönheit auffassen könnte.
    »Alles klar.« Mauricio zeigt auf ein Regal: »Da liegt der Schlüssel vom Audi.«
    »Fahr lieber du ihn aus der Garage. Ich habe ein gestörtes Verhältnis zum Rückwärtsgang. Zum ersten Gang eigentlich auch, aber da fahre ich wenigstens vorwärts.« Mauricio steht der Schreck ins Gesicht geschrieben. »Ist nur ein Scherz, du Depp.«
    Mauricio grinst. Mariel zupft sich eine Fluse von ihrer Jacke. Bestimmt ist ihr der »Depp« übel aufgestoßen, nicht, weil er es zu ihrem Mann gesagt hat, sondern weil er es gewagt hat, so ein Wort in ihrer Küche auszusprechen. Ihm ist inzwischen klar, warum ihn diese Frau so nervös macht: weil sie so ruhig ist, so distanziert, so kühl. Das ist schlimmer als jede Hochnäsigkeit. Es gibt einem das Gefühl, dass man stört, dass man überflüssig ist, wie eine Tasche, die irgendwo abgestellt wurde. Er fragt sich, ob sie mit allem so umgeht, was nicht zu ihrer Welt gehört, oder nur mit dem, was Mauricio aus seiner vorigen

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