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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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wie auf heißen Kohlen. Bis er dann irgendwann eingesehen hat, dass es nicht reichen würde. Er ist zu unserem Trainer hin und hat ihm die Sache erklärt. Weiß gar nicht mehr, wie der hieß, nur noch, dass er ein alter Sack war. Und ein Riesenarschloch. Jedenfalls hat mein Vater ihn gefragt, ob ich gehen darf. Ich hätte meinen guten Willen ja gezeigt. Weißt du, was dieser Scheißkerl gesagt hat? Wenn ich jetzt ginge, bräuchte ich nicht mehr wiederzukommen. So ein Wichser. Kurze Zeit später ist er gestorben. Wahrscheinlich an Verbitterung. Dass solche alten Säcke Jugendliche trainieren dürfen. Jedenfalls mussten wir dableiben. Zurück zu Hause waren wir erst um sieben. Damals hatte mein Vater noch kein Handy. Er hat mich zu Hause abgesetzt und ist zu dem Lottoladen gefahren. War natürlich viel zu spät, aber er wollte trotzdem hin. Die haben ihn gleich wieder nach Hause geschickt. Und nie wieder angerufen. Solche Geschichten kann ich dir tausende erzählen.
    »Und während der Spiele« – Ruso spürt, dass er jetzt fragen kann, dass Pittilanga Lust hat, alles zu erzählen –, »hat er sich da sehr eingemischt?«
    Pittilanga reißt die Augen auf, hebt aber nicht den Blick. Als könnte er sich leichter einen Ruck geben, wenn er mit dem Tisch spricht.
    »Ich hatte oft so einen Kopf«, erklärt er und hält sich die flachen Hände neben die Ohren. »Er war unerträglich. Manchmal ist er die Seitenlinie rauf- und runtergerannt, als wäre er der Linienrichter. In der C-Jugend bekam ich zum Glück einen gescheiten Trainer, der ihn gebremst hat. Wenn nicht … Irgendwann hätte ich ihn noch umgebracht. Und gut war auch, dass ich inzwischen alt genug war, um allein zum Training zu fahren, mit dem Bus. Nur bei den Spielen hatte ich ihn noch am Hals. Aber da hat ihm der Trainer was gegeigt, und das hat geholfen.«
    »Und wie sah’s mit Jobs aus?«
    »Geht so. Jobs eben. Bei uns im Viertel geht’s allen so. Früher war’s besser, heißt es. Aber heute, heute kriegt man zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Aber er hat sich bemüht, was mir ein bisschen Luft verschafft hat. Meine Mutter musste trotzdem weiter putzen gehen. Deswegen gab’s oft Zoff. Mein Vater meinte, jetzt, wo er mich nicht durch die Gegend kutschieren musste, wär genug Geld da. Aber sie wollte davon nichts wissen. Hatte den Glauben an ihn verloren. Ist immer noch so. Für mich war’s ein Segen, als ich nach Santiago ausgeliehen wurde. Da musste ich mir diese ständige Zankerei nicht mehr anhören.«
    »Streiten sie sich oft?«
    »Wegen allem möglichen Quatsch. Zum Glück nie lang, ein bisschen Geschrei, und dann legt es sich wieder. Aber irgendwann nervt’s. Trotzdem wird man’s nicht los. Man wird’s einfach nicht los.«
    »Was wird man nicht los?«
    »Das mit meinem Vater. Dass er immer noch hofft, es hat sich gelohnt. Die vielen Opfer in all den Jahren, dass er mich durchgefüttert hat, dass ich keine Arbeit suchen musste, dass er darauf geachtet hat, was ich esse, all das. Wie war das denn bei deinem Vater? War der auch so?«
    Jetzt ist Ruso an der Reihe, die Augen aufzureißen und zu überlegen. »Mein Vater?« Er lächelt. »Nein, der war gutmütig. Zu gutmütig. Manchmal hätte mir eine festere Hand vielleicht gutgetan. Vielleicht wäre ich dann nicht so ein Idiot geworden.«
    »Weißt du, was er gemacht hat? Weißt du, was er gemacht hat, als ich zur U-17 berufen wurde?«, unterbricht ihn Pittilanga, nicht mit böser Absicht, sondern weil er die Geschichte unbedingt loswerden muss. Sogar rot ist er geworden. »Mein Alter sitzt immer am Kopfende des Tisches. Wir haben zu Hause einen langen Tisch. Am einen Ende der Fernseher, der immer laut aufgedreht ist, und am anderen Ende er. Der Rest an den Seiten. Meine Mutter, meine Geschwister und ich. Ganz normal vermutlich.« Er hält inne, als würde er von seinen Erinnerungen überwältigt. »Weißt du, was er gemacht hat, als ich zur U-17 berufen wurde? Er hat mich am Kopfende sitzen lassen! Den anderen blieb die Spucke weg. Überleg mal. Ich war sechzehn. Mein Gott, war mir das peinlich. In den Arm nehmen, okay. Mich beglückwünschen. Lachen. Was weiß ich. Aber doch nicht so was. Ich bin doch nicht der Vater. Das wäre ja noch schöner. Ich erinnere mich noch, dass ich meine Mutter angeschaut habe, aber die hat nichts gesagt. Meine Schwestern auch nicht. Was sollten sie auch sagen, wenn meine Mutter keinen Mucks getan hat. Und ich auch nicht. Außerdem war mein Alter glücklich wie

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