Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
fünfzehn Prozent gemacht hat, die ich für den Transfer gekriegt habe? Oder besser den zehn Prozent, denn der Club hat gleich mal fünf in die eigene Tasche gesteckt.«
»Die haben fünf Prozent von deiner Kommission kassiert?«
»Was glaubst du denn? Die sind fix, so fix, dass sie eine Fliege im Flug ficken.«
»Schöner Spruch. Kannte ich noch gar nicht.«
»Hast du noch nie gehört?«
»Nein.«
»Sag ich ständig.«
»Werd ich mir merken. Und dann? Was ist dann passiert?«
»Verwendet hat er die Kohle 1-A. Da gibt’s nix. Hat Baumaterial gekauft, noch zwei Zimmer angebaut, die wir unter uns aufgeteilt haben, eins für die Jungs, eins für die Mädchen. Die Älteste war schon ausgezogen, zu ihrem Freund. Sie war schwanger, also brauchte sie Unterstützung. Jedenfalls hat’s für die neuen Zimmer gereicht. Und noch so einiges mehr.«
Ruso hat ein schlechtes Gewissen. Pittilanga hat es wirklich ernst gemeint mit dem »Schmuckstück«.
»Blöd war nur, dass danach alles den Bach runterging.«
»Bei dir zu Hause …«
»Nein. Mit mir. Als Spieler. Ich weiß auch nicht, was passiert ist. In der A-Jugend hab ich plötzlich meinen Stammplatz verloren. Mal hab ich gespielt, mal nicht. Dass ich auf der Bank saß, hat mir schwer gestunken. Und dann haben sie auch noch einen Typen von Colegiales geholt. Albani hieß der, weiß nicht, ob du schon mal von ihm gehört hast.«
»Hat der nicht bis vor kurzem bei Estudiantes gespielt?«
»Genau. Wurde gerade nach Portugal verkauft. Jedenfalls kam der in der A-Jugend zu uns und hat alle anderen in den Schatten gestellt. Mich hat das total runtergezogen. Hab mich mit dem Trainer angelegt. War natürlich nicht so klug.«
»Allerdings.«
»Von da an lief’s immer beschissener. Ein Jahr hab ich dort gespielt. Oder ein halbes. › Gespielt ‹ ist allerdings nicht das richtige Wort. Ich hab’s nämlich nicht mehr in die Stammelf geschafft. Ums Verrecken nicht. Und ich hab zugenommen. Mich ein paarmal gezerrt. Einmal genau in dem Moment, als ich mich wieder hätte rankämpfen können, weil sie diesen Albani verkauft haben. Es war wie verhext. Dazu Salvatierra im Knast. Vielleicht hätte ich mir jemand anderen suchen sollen. Oder meinen Vater bitten. Aber wir sind in solchen Sachen ein bisschen träge, scheint mir.«
Ruso nickt.
»Ich sah schon kommen, dass sie mir irgendwann die Freigabe erteilen würden. Und was sollte ich mit der Freigabe? Mir in den Hintern stecken … Also bin ich zu Salvatierra und hab ihm gesagt, er soll mir was suchen, irgendwas, Hauptsache, ich kann spielen. Mitre aus Santiago del Estero war interessiert, also bin ich da hin. Ein Provinzclub, aber wenigstens war ich wieder Stammspieler. Den Rest kennst du.«
Ruso muss grinsen.
»Was ist?«, fragt Pittilanga, der ebenfalls grinst.
»Und jetzt hast du es auch noch mit drei Spinnern zu tun.«
»Genau. Nein, im Ernst. Als ich das mit Alejandro erfahren habe, wollte ich hören, was Sache ist. Über Salvatierra. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tun sollte. Also war ich heilfroh, dass ihr aufgetaucht seid, sonst …«
»Und dann komme ich dir auch noch mit der Idee, dich zum Verteidiger umzufunktionieren.«
»Das kannst du laut sagen. Ich wäre dir am liebsten an die Gurgel gegangen.«
»Hab ich gemerkt. Die Idee hat dir gar nicht gepasst.«
»Wie auch? Ich hab mein ganzes Leben lang als Mittelstürmer gespielt, und dann kommst du und sagst, ich soll’s mal als Verteidiger probieren. Was für eine Schnapsidee!«
»So was kann nur einem Fußballgenie wie mir einfallen, Mario.« Ruso setzt sich gerade hin, als wollte er etwas Wichtiges sagen. »Jetzt mal im Ernst: Geht’s dir nicht besser?«
»Besser in welchem Sinn?«
»Jetzt hör aber auf. Fußballerisch. Was denn sonst?«
Pittilanga macht eine vage Geste, die Ruso nicht richtig deuten kann.
»Hand aufs Herz. Glaubst du nicht auch, dass du als Verteidiger bessere Chancen hast? Dass wir für dich dann mehr Geld kriegen?«
Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist Pittilanga seiner Meinung, aber ein Rest an Stolz verbietet ihm, es auch laut auszusprechen.
»Wichtig ist nur, dass sich was auftut, bevor ich wieder zu Platense muss«, antwortet er schließlich. »Diese Arschgeigen erteilen mir garantiert die Freigabe.«
»Irgendwas wird sich bestimmt ergeben.«
Der Junge sieht ihn lange an.
»Was guckst du so?«
»Du bist kein besonders guter Lügner.«
»Gib mir ein bisschen Zeit. Heute ist nicht mein bester Tag. Aber
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