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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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der Oberfläche schlummernde Neugierde war geweckt.
    Latigo, der sich diskrete Korrekturen durch die Hand eines Schönheitschirurgen gegönnt hatte, verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. »Ein Mann – eine Frau natürlich auch – muss wirklich siegen wollen. Mehr noch, sie müssen es hassen zu verlieren. Shirley Shahan war 1966 die erste Frau, die einen Landestitel holte, und ihr Siegeswille war so stark wie der der Jungs.«
    »Echt?« BoomBoom sah ihm direkt ins Gesicht, was zur Folge hatte, dass er sich sogleich aufrichtete und ein breites Lächeln aufsetzte.
    Victor pflichtete ihm bei: »Er hat recht. Den Profis, die von einem Rennen zum anderen reisen, ist Siegen wichtiger als Essen. Es verschafft ein irres Hochgefühl. Muss so sein. Ich hab das nicht. Bin ein paar Rennen gefahren, hat richtig Spaß gemacht, aber es war mir schnuppe, ob ich im Mittelpunkt stand.«
    »Performance-Persönlichkeit«, sagte Latigo voller Überzeugung. »Sicher, ein paar Fahrer der NASCAR -Strecke sind introvertiert, aber die meisten spielen sich gern auf. Sie lieben die Kameras, die Interviews. Das ist bei Dragsterfahrern nicht anders.«
    »Und wie sieht’s mit Frauen aus?«, meinte Harry scharfsinnig. »Groupies.«
    »Es gibt Groupies, aber sie kommen nicht ganz an das Niveau der Groupies von Rockstars heran. Komisch dabei ist, eine ganze Reihe von den großen Nummern stammt aus Verhältnissen, wo Frauen auf ein Podest gestellt werden. Sie schlafen wohl mit Groupies, aber früher oder später wünschen sie sich eine richtige Partnerin. Ein Blick auf die Mutter eines Mannes gibt immer Aufschluss.«
    »Wenn das mal nicht die reine Wahrheit ist.« BoomBoom dachte an ihren verstorbenen Ehemann, der vermutlich unter Schlägen seiner Mutter gelitten hatte, bis er Anfang vierzig war. Kelly Craycroft, der ein paar Jahre älter als BoomBoom gewesen war, hatte für ihren Geschmack nicht genug Rückgrat gehabt. Nach seinem Tod hatte sie ihr Leben mit einer Reihe von Liebhabern gefüllt. Am Ende war sie mit der Erkenntnis aufgewacht, dass die stete Umtriebigkeit sie davon abhielt, sich mit seinem Tod und auch mit ihren eigenen Ausflüchten auseinanderzusetzen.
    Harry dagegen beobachtete die emotionale Untermauerung menschlichen Verhaltens genau, konnte es aber selten entschlüsseln.
    »Apropos Rockstars, wo ist Ihr Gefolge?«, zog Victor Harry auf.
    »Zu Hause. Die Abgase und der Lärm würden die Tiere nervös machen. Ist sogar für uns ziemlich erdrückend.«
    Latigo sagte vergnügt: »Bobby Foltz, Victor.«
    »Ah.« Victor konzentrierte sich wieder auf die Bahn, wo Bobby zur Startlinie fuhr. »Bobby Foltz, einer von meinen Jungs.«
    Harry und BoomBoom sahen schweigend zu, wie Bobbys vier Jahre alter Dodge Charger sich neben einem richtig aufgemotzten neuen Charger aufstellte. Sie konnten die Helme der Fahrer erkennen, aber nicht deren Gesichter.
    Das grüne Licht blinkte, die Beschleunigung war atemberaubend.
    »Oh mein Gott«, stieß Harry hervor. »Sie brauchen Fallschirme zum Bremsen.«
    Bobby gewann den Vorlauf.
    »Fallschirme werden bei Wagen benutzt, die schneller als zweihundertvierzig Sachen fahren. Diese Klasse ist nah dran, aber knapp daneben ist auch vorbei.« Victor stand strahlend auf. »Entschuldigen Sie mich, meine Damen.«
    Latigo blieb. »Vic gibt seinen Leuten volle Unterstützung. Er ist ein kluger Chef. Aber er liebt Dragsterrennen ja auch.«
    »War Nick Ashby gut?«
    Latigo antwortete ein wenig betrübt: »Ja, und ein guter Junge war er obendrein. Die Sache hat Victor schwer mitgenommen. Hat sie alle schwer mitgenommen. Sie fahren allesamt Rennen und arbeiten zusammen. Eine enge Clique.«
    »Inklusive Walt Richardson?«
    Latigo lachte verhalten. »Harry, Sie sind unmöglich.«
    Sie lächelte verlegen. »Ich bin eben so. Komme ins Grübeln.«
    »Ich könnte ihr den Mund mit Kreppband zukleben.« BoomBoom tat so, als suchte sie in ihrer Pierre-Deux-Stofftasche nach Klebeband.
    Latigo hatte Spaß an BoomBooms Frotzelei. »Harry, Walt war ein Außenseiter. Hin und wieder war er hier draußen. Er hat an den Autos der anderen Jungs rumgeschraubt, aber er ist keine Rennen gefahren. Walt hat sich mehr für Oldtimer interessiert.«
    Harry hätte gern »ich weiß« gesagt, war aber so klug, den Mund zu halten.
    »Man hat noch keine Fortschritte gemacht, glaub ich – in puncto Morde, meine ich«, sagte BoomBoom.
    »Ich hatte gedacht, es würde Vics Geschäft schaden, hat es aber nicht. Sicher, seine Werkstatt ist

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