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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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nicht, aber was ich dir eigentlich sagen will, sei vorsichtig. Zwei Männer sind tot. Lass nicht eine Frau dazukommen.«
    »Ich pass auf sie auf« , bellte Tucker.
    Pewter war auf der Tribüne geblieben. Sie genoss es, auf die anderen hinunterzublicken.
    »Ja.« Harry machte eine lange Pause. »Vor Jahren wärst du einmal meinetwegen fast getötet worden. Ich werde brav sein.«
    Die zwei Frauen hatten damals einen Mörder in einem Gebäude gestellt. Obwohl der Mann eine Waffe hatte und um sich schoss, waren die zwei gefasst geblieben.
    »Na hoffentlich. Die nächste Frage ist jetzt, wann willst du dir das Dragsterrennen anschauen? Ich weiß, dass du hingehst, und ich komm lieber mit.«
    »Freitag.«
    22
    H arry, die mit weit offenem Mund zu Dr. Nelson Yarbroughs unglaublichem Silberhaar hochsah, war heilfroh, dass der ehemalige UVA -Quarterback Zahnmedizin als Beruf gewählt hatte. Er war ganz vorsichtig, als er sie behandelte. Bei dem Versuch, die Hydraulikpumpe ihres John Deere  2750 auszubauen, war ihr ein Stück von einem Zahn abgesplittert.
    Während der Zahnarzt geduldig arbeitete, meinte er mit seiner Brummstimme: »Ich habe ein Menge Zähne gesehen, Harry, und Sie haben gute, aber mir ist noch niemand untergekommen, dem an einem Traktor ein Zahn abgesplittert ist.«
    Sobald er seine Hände aus ihrem Mund nahm, erwiderte sie: »John Deere. Prima Stahl.«
    »Hmm-hmm.« Er lächelte und machte sich wieder an die Arbeit. Beverly, seine Assistentin, reichte ihm das Bindemittel.
    Nelson und Sandra, seine Frau, ebenfalls Zahnärztin, waren in ihrer Jugend eines der schönsten Paare von Albemarle County gewesen. Die Jahre hatten ihnen ihr gutes Aussehen nicht genommen; heute jedoch schimmerte die Liebenswürdigkeit durch. Das Ehepaar hielt mit der tüchtigen Assistenz von Alice Hill und JoAnne Burkholder – einer ehemaligen Bezirksbeauftragten von Greene County – die Patienten bei Laune. Amy Doss und Holly Cox waren für die Zahnreinigung zuständig. Das Verhalten der Leute, die in einem Betrieb arbeiteten, sagte viel über das Betriebsklima aus. Dies war die einzige Zahnarztpraxis, die Harry je betreten hatte, wo ausgelassenes Lachen das Erste war, was man hörte.
    Einmal war sie in Larry Hunds Praxis gewesen und hatte miterlebt, wie eine hübsche Teenagerin beim Anblick des Zahnarztes, der wie ein Filmstar aussah, aus dem Häuschen geriet. Charlottesville war offenbar auf interessante Zahnärzte spezialisiert.
    Harry verließ die Praxis – ihr Zahn sah so gut wie neu aus – und stapfte die hölzerne Außentreppe zur Blue-Ridge-Stickerei hinauf. Evan Gruber kam gerade herunter.
    »Morgen, Evan. Schön, Sie wieder mal zu sehen.«
    »Harry, was führt Sie hierher?«
    »Ich hol die T-Shirts für St. Lukas ab. Für den Flaggentag. Wird jedes Jahr groß gefeiert. Die Kinder freuen sich drauf; ich mich auch.«
    Evan rieb sich das Kinn, das ein modischer Zweitagebart zierte. So modisch der auch sein mochte, Evans Freundin rieb sich bestimmt wund daran.
    »Ist das nicht der Tag, an dem man Flaggen auf den Friedhof bringt?«
    Harry nickte. »Das machen alle. In ganz Amerika.«
    Nachdem seine Frage beantwortet war, zeigte Evan stolz an Harry vorbei. »Ich hab einen neuen LKW .«
    Harry drehte sich um. Ein Kühllaster aus Edelstahl mit Strukturmuster funkelte im Sonnenschein.
    »Toll.«
    »Fordmotor. Die Karosserie ist in Richmond gebaut. Ich sag Ihnen, das Dingen kann Frostschäden verursachen.« Er strahlte. »Voll mit bratfertigen Freilandhühnern. Muss ich zu Frisch! liefern.«
    »Ich hab Sie vor ein paar Tagen ausladen gesehen. Wusste gar nicht, dass Sie im Geflügelgeschäft sind.«
    »Bin ich nicht. Ich erledige bloß Aufträge. Alles, was übrig ist, spende ich für die Heilsarmee.«
    »Da tun Sie gut dran.«
    »Meistenteils Säufer. Trotzdem.« Er zuckte die Achseln.
    Harry wusste nicht, ob diejenigen, die sich an die bewundernswerten Organisationen wendeten, Säufer waren. Sie wusste aber, dass vierundfünfzig Millionen Amerikaner jeden Tag hungerten. Diese Zahl erschütterte sie dermaßen, dass sie immer hoffte, sie möge nicht stimmen; sie befürchtete aber, dass dem doch so war.
    »Bin jahrelang nicht dort gewesen.«
    »Ich bin jeden Tag dort. Manchmal schleppe ich mit meinem alten Lieferwagen auch Möbel hin.«
    »Das ist lieb von Ihnen, Evan.« Sie zögerte kurz. »Wie lange liefern Sie schon an Frisch?«
    »Ungefähr zwei Jahre. Ich fahr rüber ins Tal, da gibt es noch ein paar Geflügelfarmen. Ich

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