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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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begeisterte sie, ganz so wie Beethoven Musikliebhaber begeistert.
    Die Auspuffrohre stießen heiße Schwaden über den Asphalt. Es war Freitagabend, sieben Uhr, und hier in Waynesboro waren es noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Die Hitze des Tages wirkte nach, die Temperatur betrug noch an die 26  Grad.
    Das ganze Wochenende wurden Rennen gefahren, doch freitagabends kamen die Jungs direkt von der Arbeit, begierig darauf loszubrausen, und mit zu wenig Geld in der Tasche, um mit den Samstagstypen konkurrieren zu können. Die Halbprofis nahmen samstags und sonntags die Virginia-Dragsterbahn in Beschlag. Diese großen Nummern verstanden sich auf Burn-outs, das heißt darauf, ihre Reifen aufzuheizen, bevor sie sich aufstellten und gegeneinander antraten. Aufgeheizte Reifen hafteten besser. Aber auch die Jungs mit dünneren Brieftaschen wussten ihre Vorderreifen auf Vordermann zu bringen. Die Tribünenlichter gingen an, dann die großen bernsteinfarbenen, dann das grüne, und brumm! Manchmal legte ein Fahrer einen Fehlstart hin, und das Vorderteil ging hoch: eine todsichere Art, das Rennen zu verlieren. Die Top-Fuel-Dragster schafften eine Viertelmeile in 4 , 9  Sekunden bei einer Endgeschwindigkeit von fast 500  Stundenkilometern. Aber auch bei einem geringeren Tempo war der Fahrer annähernd der 4 , 9 -fachen Kraft der Erdbeschleunigung ausgesetzt. Das machte einen richtig high.
    BoomBoom hatte Wort gehalten und begleitete Harry. Alicia war zu einer Spendengala für die historische Gesellschaft nach Richmond gefahren und verzichtete nur zu gern auf den Lärm und den Gestank der Rennbahn. Fair begleitete Alicia, denn auch er liebte Geschichte und las alles über die Geschichte Virginias. So traf es sich gut für beide Paare; ein jeder hatte eine Begleitung, und ein jeder tat, wozu er Lust hatte.
    Die zwei Frauen saßen weit oben auf der Tribüne.
    Umwerfend wie immer, zog BoomBoom so manchen bewundernden Blick auf sich. Dann aber schauten die Männer zu Harry, die viel natürlicher aussah. Zwei hübsche Frauen, die in den Zuschauerreihen bislang nie gesehen wurden, heizten die Stimmung an. Die zwei Schulkameradinnen trugen kurzärmelige dünne Blusen, Bermudashorts und Espadrilles. BoomBoom fächelte sich mit einem altmodischen Palmblattfächer von der Art, wie man sie im Sommer in der Kirche verteilte.
    »Wie teuer mag so eine Lackierung wohl sein, was meinst du?« Harry zeigte auf einen flammend orangefarbenen Camaro mit einer schwarzen 15 auf den Seiten.
    »Metallic ist teurer, und die Farbe ist ungewöhnlich.« BoomBoom blinzelte. »Ich schätze mal, viertausend für den Anfang. Um diese Farbe hinzukriegen, muss man sie unzählige Male ganz dünn auftragen.«
    »Da magst du recht haben. Gott, wenn man an das Geld denkt, das in diese Wagen gesteckt wird, ist man direkt überwältigt.«
    »Schon, aber mich bekümmern die Menschen, die keine Leidenschaft haben. Die sich immer wegen Geld sorgen und für die alles Sinn und Verstand haben muss.«
    »Kritisierst du etwa mich damit?«
    »Nein. Du machst dir zu viele Sorgen um Geld, aber du bist nicht ohne Leidenschaft. Du liebst deine Pferde, deine Farm. Ich muss sagen, du liebst sogar deine Kreppmyrte.« BoomBoom lachte.
    Ehe Harry etwas erwidern konnte, erzitterte die Luft von einem aufgemotzten Dragster, der auf der Bahn angedonnert kam. Victor Gatzembizi stürmte schwitzend mit Latigo Bly die Tribüne hinauf.
    »Harry, mein Model. Nie hat diese bescheidene Bahn solche Schönheit gesehen.« Victor riss die Arme hoch, berichtete dann BoomBoom und Latigo, wie er sich von Harry das Geschenk zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau hatte vorführen lassen.
    Nach Victors Schilderung des märchenhaften Schmuckstücks fragte der weniger enthusiastische Latigo nur: »Und was führt die Damen über den Berg?«
    »Wir wohnen so nah, da haben wir endlich mal beschlossen, uns das Treiben anzugucken.« Harry lächelte, als Victor sich neben ihr niederließ und Latigo sich zu BoomBoom setzte.
    »Sind ’n paar gute Mechaniker dabei. Was noch wichtiger ist, ’n paar gute Fahrer.« Victor schlug nach einer Mücke. »Meine Mannschaft ist vollzählig hier, und das sind alles gute Fahrer, wenn ich das mal so sagen darf.«
    Latigo nickte. »Manch einer von seinen Jungs hätte eine Rennkarriere hinlegen können, aber das ist ein zähes Leben. Dafür muss einer die richtige Persönlichkeit haben; es geht nicht bloß ums Können.«
    »Was genau meinen Sie damit?« Harrys stets dicht unter

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