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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Kriminalfällen packen und suche nach Lösungen. Das lenkt mich von den gewaltigen ökonomischen Kräften ab. Die Natur, die Regierung, eine Ernte jenseits des Ozeans, das alles kann sich auf meine Erntepreise auswirken. Ich bin ja nur ein ganz kleiner Fisch.«
    »Tja.« Er atmete die frische Morgenluft ein, denn in der Nacht war eine Kaltfront durchgezogen. »Krimis sind eine Sache. Mord ist was anderes. Du hast als Kind zu viele Bücher gelesen.«
    »Nancy Drew.« Sie lächelte. »Mutter war immer hinter mir her, dass ich gute Romane lese. Fand ich todlangweilig, und das hat sie wütend gemacht. Ich bin halt so.« Sie hob abbittend die Hände.
    »Hier. Dies ist nicht direkt ein Krimi, aber ich zeig dir was.« Er hielt ihr die Hydraulikpumpe hin. »Das ist eine echte John-Deere-Pumpe für deinen 2750 . Sie wurde nicht billig in Indien oder sonst wo in Asien hergestellt.« Er hob eine Augenbraue. »Dein Traktor hat siebenundzwanzig Jahre auf dem Buckel, das heißt, er ist zu alt für nachgemachte Ersatzteile. Trenn dich bloß nicht von diesem Traktor. Die Länder da drüben sind ganz scharf drauf, billige Ersatzteile zu fabrizieren.«
    »Sind die nachgebauten Teile mangelhaft?«
    »Nicht unbedingt, aber sie sind nicht so gut. Der Stahl ist nie so gut, und die beweglichen Teile sind oft nicht genug geschmiert, oder nach Jahren entsteht eine Unebenheit, weil die Kalibrierung nicht stimmt. Ein Motorteil, das nicht vom ursprünglichen Hersteller stammt, ist oft eine Spur leichter. Ein weiterer Hinweis sind die Passbohrungen. Wenn man ein Motorteil oder, sagen wir, diese Hydraulikpumpe entfernt und sieht, dass die Bolzenbohrungen vielleicht ein bisschen ellipsenförmig sind, daran erkennt man eine Fälschung. Man musste an der Originalbohrung rumfummeln, um es passend zu machen.«
    »Ich hab versucht, mir die Hydraulikpumpe anzugucken. Dabei ist mir ein Zahn abgesplittert«, verkündete Harry fröhlich.
    Dabney lachte, kam dann aufs Thema zurück. »Aber die technischen Daten. Wenn ein Modell ausläuft, wollen Hersteller sich oft nicht die Mühe machen, die alten Teile weiterzuproduzieren. Sie verkaufen die technischen Daten für die alten Modelle. Es ist vermutlich einfacher, mit dem vorhandenen Werkzeug neuere Teile herzustellen. John Deere macht das nicht, aber – und das ist ein großes ›Aber‹ – manche von den Leuten da drüben sind so geschickt, Computer zu hacken und die technischen Daten zu klauen. Im Computer ist nichts sicher. Verdammt, sogar die vom FBI haben sie gehackt.«
    »Industriediebstahl – darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht.«
    »Milliarden. Ist auch nicht zu unterbinden. Wenn ich ein John-Deere-Teil bestelle, sprech ich mit demselben Mann in Illinois, mit dem ich seit Jahrzehnten zusammenarbeite. Ich krieg echte Ware. Dasselbe bei Ford. Ich ruf bei Ford an, nicht bei einem hiesigen Händler.«
    »Sie erweitern doch wohl nicht und reparieren alte Transporter, oder?«
    »Nein, aber meinen eigenen ganz bestimmt. Jetzt hab ich viel gequatscht, wie? Aber es fuchst mich, es fuchst mich total, weil es Amerikanern das Geschäft verdirbt. Wenn sie die alten Teile nicht mehr herstellen wollen, ist das ihre dämliche Entscheidung, verdammt noch mal, aber dass ausländische Firmen unsere Neuheiten klauen?« Er biss sich auf die Unterlippe, dann stellte er sich wieder auf die kleine Leiter, um den Platz für die neue Pumpe noch einmal zu überprüfen. »Wenn du achtsam damit umgehst – und ich weiß, das tust du –, hält die Pumpe zwanzig, vielleicht dreißig Jahre. Die Schläuche wirst du vielleicht früher auswechseln müssen. Die alten haben achtzehn Jahre gehalten. Ein kleines Schlauchstück fehlt. Wo das wohl abgeblieben ist? Egal. Ich mach dir lauter neue Schläuche rein. Wär ja sinnlos, ’ne neue Pumpe und abgenutzte Schläuche.«
    Harry sah Mrs. Murphy und Pewter aus dem Stall in Richtung Schuppen kommen.
    Tucker schlief im Schuppen auf dem Betonboden. Dieser Boden hatte Harrys Dad eine Stange Geld gekostet, aber dafür war er auch haltbar. Sie stellte Dabney noch ein paar Fragen.
    »Ja. Die Inder bauen anständige Traktoren, eine Menge mehr PS für das Geld. Die Maschinen sind viel, viel besser als die russischen Traktoren, die sie vor zehn Jahren auf den Markt geworfen haben, aber John Deere ist der Rolls-Royce unter den Traktoren. Gib das Geld aus. Kauf das Beste.«
    »Das seh ich genauso. Sie haben von Modellen gesprochen, wo der Hersteller die Teile nicht mehr produziert.

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