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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Schlamassel. Darauf hatte er den Traktor gegen ein neueres Modell eingetauscht, das für Vögel weniger einladend war.
    »Hab meinen Vater nie so viel fluchen gehört.« Harry lachte. »Sogar Mom hat ein paar unfeine Worte rausgelassen, nachdem er in den Graben fuhr. Zuerst wussten wir gar nicht, was los war. Wir haben nur unseren Collie bellen gehört, er hat gebellt und gebellt. Bis wir nach draußen kamen, war Dad unter dem umgekippten Traktor rausgekrochen. Zum Glück war ihm nichts passiert. Es war urkomisch – das sind solche Vorkommnisse ja immer, wenn genug Zeit vergangen ist. Ich nehme an, eines Tages werden wir es lustig finden, dass wir den jungen Bobby Foltz auf dem Friedhof gefunden haben. Wie praktisch. Man hätte bloß an Ort und Stelle ein Grab schaufeln müssen.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Nur flüchtig. Ich hab ihn auf der Dragsterbahn fahren gesehen. Und bin ihm kurz bei ReNu begegnet.«
    Dabney entfernte die Schläuche. »Fandest du ihn sympathisch?«
    »Er schien ganz nett zu sein. Jetzt sind drei Männer tot, die bei ReNu gearbeitet haben.«
    »Hab in der Zeitung gelesen, dass der Eigentümer der Werkstatt zehntausend Dollar Belohnung ausgesetzt hat für Informationen, die zu einer Ergreifung führen.« Dabney wischte sich an einem roten Lappen die Hände ab, packte neue Schläuche aus und legte sie auf sein großes Tablett.
    Harry stieß einen Pfiff aus. »’n Haufen Geld.«
    »Da stand auch, dass dieser Mann zu Ehren der toten Männer Stipendien einrichtet für Kinder, die Mechaniker werden wollen.«
    »Eine gute Tat.« Harry hörte den Drosseln zu, die draußen hinter dem Schuppen ein Nest gebaut hatten.
    »Ich wünschte, jemand würde Stipendien für Traktorreparaturen einrichten«, sagte Dabney.
    »John Deere sollte Stipendien nach Ihnen benennen. Sie können alles reparieren.« Sie überlegte kurz. »Aber ich vermute, Sie nehmen den Händlern Aufträge weg. Die verlangen ein Vermögen für Reparaturen.«
    »Ich hab nicht deren Betriebskosten«, erklärte Darbey schlau. »Was sollte ich auch damit.«
    »Danke, dass Sie am Sonntag hergefahren sind. Sie sind meine Rettung; ich muss nämlich das Heu ernten.«
    »Du hast Glück, dass es nicht verdorben ist – so wenig wie du«, sagte er augenzwinkernd.
    »Die Höhenlage. Ich bin manchmal zwei Wochen hinter Farmen zurück, die nicht so hoch liegen, und fast drei Wochen hinter den Farmen um Richmond. Meistens nützt mir das. Mitten im Winter vielleicht nicht.«
    »Du hattest am Telefon erwähnt, dass Fair einen Kredit aufnehmen will.«
    »Ich hab’s ihm ausgeredet. Er hatte befürchtet, dass wir unsere Heuernte verlieren. Die ist dieses Jahr sehr gut, aber ich hab gesagt, abwarten, Schatz. Die Farmarbeit überlässt er mir. Wir haben jeder unsere eigene Sphäre, wie er das nennt. Aber ich hab das Geld aufgebracht, indem ich Yancy Hampton meine Sonnenblumenernte – die zukünftige gewissermaßen – verkauft habe.«
    »Ich halte nichts von dem Bioanbauquatsch, du?« Dabney prüfte sorgfältig die neuen Schläuche auf seinem Tablett, dann packte er die neue Pumpe aus und untersuchte sie gründlich.
    »Ja und nein. Ackerbau ohne irgendwelche Pestizide ist schrecklich kostspielig. Vögel, Käfer, Viren können einen Großteil der Ernte vernichten. Außerdem, Dabney, sehen die Erzeugnisse nicht so hübsch aus wie die Produkte der Agrarindustrie.«
    »Wohl wahr. Richtige Äpfel sind viel kleiner und haben auch mal kleine Schönheitsfehler. Vielleicht ist sogar ein Wurm drin.« Er hob die Schultern ein wenig. »Wie kann man erwarten, die explosionsartig wachsende Weltbevölkerung ohne Gentechnik satt zu kriegen?«
    »Keine Ahnung.« Hatte sie wirklich nicht, denn sie hielt sich an die althergebrachten Methoden.
    »Ich bin in meinem langen Leben bestimmt schon auf der Hälfte der Farmen in Virginia gewesen und hab John-Deere-Traktoren repariert. Ich hab große Veränderungen gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Am schlimmsten war es in den Achtzigern, als die Regierung die kleinen Farmer ausgenommen hat. Gott segne alle, die durchgehalten haben. So wie deine Familie.«
    »Manchmal denke ich, es hat Mom und Dad umgebracht. Sie haben so schwer gearbeitet, um die Farm zu erhalten. Das hat seinen Tribut gefordert. Ich habe einen Mann, dessen Einkommen nicht von Farmarbeit stammt, drum kann ich das alte heimische Anwesen am Laufen halten. Trotzdem bin ich manchmal überfordert. Vielleicht lasse ich mich deswegen von

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