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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Jacobsen von der Gerichtsmedizin untersuchte den Toten gründlich. Sie streifte Gummihandschuhe über und bat ihre zwei Assistenten, den Leichnam ein Stückchen von dem Grabstein wegzuziehen. Dann untersuchte sie seinen Rücken.
    »Keine sichtbaren Verletzungen. Keine Schuss-, Stich- oder Schlagverletzung.«
    Tucker hob die Nase in die Luft. »Schädel.«
    »Ah«, bestätigte Mrs. Murphy, denn auch sie nahm ganz schwach einen frischen Knochengeruch wahr.
    Nina, die ziemlich gut in ihrem Job war, sah sich den Nacken des Mannes an, strich ganz vorsichtig seine Haare aus dem Genick und schob dann die Hand ein wenig höher. »Da haben wir’s.«
    Rick und Cooper traten näher und nahmen die Stelle in Augenschein, auf die Nina zeigte.
    Fair stieß einen Pfiff aus. »Tatsächlich.«
    Rick sagte mit fester Stimme: »Jemand hat ihm eine dünne Nadel oder einen Eisdorn von der Schädelbasis ins Gehirn geschoben. Ein einziger fester Stoß. Er war sofort tot.«
    Fair wusste, wie schnell der Tod eintreten konnte, wenn etwas ins Gehirn eindrang. »Aber mit Sicherheit nicht hier. Es ist nicht auf diesem Friedhof geschehen.«
    Rick verzog das Gesicht. »Nein. Sicher nicht. Wer sitzt schon still, wenn jemand ihm ins Gehirn sticht? Verdammt, dieser Monat war einfach, einfach …« Seine Stimme erstarb.
    »Beschissen«, sprach Cooper den Satz für ihn zu Ende.

    »Wer auch immer ihn ermordet hat, wollte sich wichtigtun«, sagte Rick. »Da treibt einer sein Spiel mit uns. Früher oder später wäre jemand von der Feier auf den Friedhof gegangen.«
    »Seien wir froh, dass ihn keine Kinder gefunden haben.« Harry atmete tief durch.
    »Ich hab ihn gefunden.« Pewter strich Cooper ums Bein.
    »Ich nehme an, der Mörder liebt’s dramatisch.« Cooper sah Rick an, der wiederum Nina einen Blick zuwarf.
    Ihre Leute hoben den Toten auf eine Bahre.
    Pewter, die sich mehr Aufmerksamkeit erhoffte, meldete sich: »Warum muss alles immer mir passieren?«
    »Karma« , versetzte Mrs. Murphy.
    27
    M an kann nie wissen.« Dabney Farnese sprach über den Tod. Sein Werkzeug hatte er so akkurat zurechtgelegt, wie ein Chirurg seine Skalpelle, Pinzetten und Sonden auf einem Tablett anordnet.
    »Wirklich nicht.« Harry saß im Geräteschuppen auf einer umgedrehten Holzkiste, die einmal Winchester-Munition enthalten hatte, Dabney stand auf einer kleinen Trittleiter neben dem John Deere.
    Dabney Farnese, Mitte siebzig, kam mit der vielen Arbeit kaum nach. Dass er es binnen zweieinhalb Wochen zu Harry geschafft hatte, war schnell für ihn. So viele Leute ließen ältere Markentraktoren reparieren, dass Dabney vierundzwanzig Stunden täglich arbeiten könnte, falls das menschenmöglich wäre.
    Schon Harrys Eltern waren gute Kunden von Dabney gewesen. Er freute sich immer, wenn er Harry sah, und er erinnerte sich an sie als kleines Mädchen, das mit ihm Traktoren reparieren wollte, die Nase, Hände und Kleidung ölverschmiert.
    Farnese, einen italienischen Namen, konnte man sich leicht merken, zumal Farneses schon seit dem Unabhängigkeitskrieg in Virginia lebten. Dabney, der sich nicht für Geschichte oder Ahnenforschung interessierte, kam nie darauf zu sprechen, wie lange seine Familie schon in Virginia war, andere aber fanden es faszinierend. Seine Kinder beschäftigten sich mit der Familiengeschichte und fanden, was man immer findet: mutige Menschen, die einen klug, die anderen dumm wie Bohnenstroh, die meisten ehrlich, einige wenige nicht.
    »Sieh dich bloß vor«, sagte er zu Harry, »dass man dich nicht eines Tages tot auffindet. Lass den Sheriff seine Arbeit machen und halt du dich da raus.« Vorsichtig entfernte er die Hydraulikpumpe. »Möchtest du für die verdiente Hydraulikpumpe ein Begräbnis abhalten?«
    Sie lachte. »Ich könnte einen Kranz dranhängen.«
    »Sehr würdevoll. Weißt du noch, wie dein Vater auf Nick Knatterton Eier gebraten hat?« Dabney erinnerte sich an den alten Traktor aus den Fünfzigerjahren, der auf der linken Seite des Motors ein Auspuffrohr mit einem Deckel hatte. Der Deckel machte knatter, knatter, wenn beim Traktorfahren die Abgase ausströmten. Dieser Traktor hätte bis ins einundzwanzigste Jahrhundert halten können, hätte Harrys Dad ihn nicht an einem Frühlingstag angelassen, ohne zu bemerken, dass ein Vogelnest mit Gelege ins Auspuffrohr gezwängt war, dessen Deckel ein wenig offen stand. Bis er es gewahr wurde, war da nicht nur ein Schlamassel, sondern er war auch in einen Graben gefahren – ein weiterer

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