Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
mich, wenn sich jemand dem Eingang nähert.«
    Ich stand stramm und salutierte.
    »Scharf«, sagte er. »Gefällt mir.«
    Ich ließ mich in einem der Klappstühle nieder und beobachtete die Tür. Es näherte sich kein Mensch. Ich beobachtete die Treppe. Auch hier war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Ich überprüfte meine Maniküre. Keine Glanzleistung. Ich schaute auf die Uhr. Zwei Minuten waren vergangen. Noch 478 Minuten und ich durfte wieder nach Hause gehen.
    Tank schlenderte die Treppe herunter und setzte sich auf seinen Stuhl. »Alles cool.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir.«
    »Worauf?«
    »Auf nichts.«
    Zwei Stunden später lungerte Tank bequem in seinem Klappstuhl, die Arme verschränkt, die Augen zu Schlitzen verengt, aber wachsam, und beobachtete die Tür. Sein Stoffwechsel war auf die Stufe eines Reptils gesunken, kein Heben und Senken des Brustkorbs, keine Veränderung der Sitzhaltung. Ein zwei Zentner schwerer, sprungbereiter Sicherheitskoloss in gespannter Erwartung.
    Ich dagegen hatte längst jeden Versuch aufgegeben, nicht vom Stuhl zu kippen und lag lang gestreckt auf dem Boden, wo ich ohne Anstrengung friedlich schlummern konnte. Ich hörte Tanks Stuhl knarren. Hörte, wie er sich nach vorne lehnte. Ich klappte ein Auge auf. »Zeit für den nächsten Rundgang?«
    Tank war sofort auf den Beinen. »Da ist jemand an der Tür.« Ich richtete mich auf, um nachzuschauen und peng! Der laute Knall einer Pistole war zu hören und dann das Geräusch von zersplitterndem Glas. Tank taumelte rückwärts, schlug auf den Tisch auf und sackte zu Boden.
    Der Schütze rannte in die Eingangshalle, die Waffe noch immer in der Hand. Es war der Mann, den Tank aus dem Fenster geworfen hatte, der Mieter der Wohnung 3C. Er hatte einen irren Blick, und sein Gesicht war kreidebleich. »Lassen Sie die Waffe fallen«, schrie er mich an. »Lassen Sie die Scheißwaffe fallen.«
    Ich schaute hinunter, und tatsächlich, ich hielt meine Waffe in der Hand. »Sie werden mich doch nicht erschießen, oder?«, fragte ich ihn. Meine Stimme klang hohl.
    Der Mann trug einen langen Regenmantel. Er öffnete ihn ruckartig, um mir die mit Klebestreifen an seinem Körper befestigten Paketchen zu zeigen. »Das ist Sprengstoff. Wenn Sie nicht tun, was ich sage, sprenge ich uns alle in die Luft.«
    Ich vernahm ein Scheppern und merkte, dass mir die Waffe zwischen den Fingern entglitten und auf den Boden gefallen war. »Ich muss in meine Wohnung«, sagte er. »Sofort.«
    »Die ist abgeschlossen.«
    »Dann holen Sie den Schlüssel.«
    »Ich habe keinen Schlüssel.«
    »Meine Güte«, sagte er. »Dann treten Sie die Tür eben ein.«
    »Ich?«
    »Wer sonst? Ist doch kein anderer hier.«
    Ich sah hinüber zu Tank. Er rührte sich nicht.
    Der Mann mit dem Regenmantel deutete mit seiner Waffe zur Treppe. »Los.«
    Ich drückte mich an ihm vorbei und ging die Treppe hoch in den zweiten Stock. Vor der Tür zur Wohnung 3C blieb ich stehen und drehte am Knauf. Fest abgeschlossen.
    »Treten Sie sie ein«, sagte der Mann mit dem Regenmantel. Ich trat zu.
    »Meine Fresse! Das nennt man doch nicht treten. Haben Sie so was noch nie gemacht? Gucken Sie nie Fernsehen?« Ich trat ein paar Schritte zurück und warf mich gegen die Tür.
    Ich traf seitlich auf und prallte ab. Die Tür blieb unversehrt.
    »Bei Ranger hat es geklappt«, sagte ich.
    Der Mann mit dem Regenmantel geriet ins Schwitzen, und die Hand, mit der er die Waffe hielt, zitterte. Er stellte sich vor die Tür, hielt die Waffe mit beiden Händen von sich gestreckt und drückte zweimal ab. Holz splitterte und man hörte Metall auf Metall klirren. Der Mann trat in Höhe des Knaufs gegen die Tür, und sie sprang krachend auf. Der Mann huschte in die Wohnung, schlug auf den Lichtschalter und sah überall gleichzeitig hin. »Wo ist mein ganzes Zeug geblieben?«
    »Wir haben die Wohnung geräumt.«
    Er lief ins Schlafzimmer, ins Badezimmer und wieder zurück ins Wohnzimmer. Er riss alle Schranktüren in der Küche auf.
    »Dazu hatten Sie kein Recht«, brüllte er mich an. »Sie hatten kein Recht, mir mein Zeug wegzunehmen.«
    »Es war ja nicht viel.«
    »Es war sehr viel! Wissen Sie, was ich hier hatte? Ich hatte erstklassiges Zeug. Reiner Stoff. Wenn Sie wüssten, wie dringend ich einen Schuss brauche.«
    »Ich könnte Sie zur Klinik bringen. Die können Ihnen helfen.«
    »Ich will nicht in die Klinik. Ich will mein Koks.« Die Nachbarin aus der Wohnung 3A steckte den Kopf durch die Tür. »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher