Vier Morde und ein Hochzeitsfest
bist.«
»Danke, aber ich muss nach Hause. Ich will duschen und mir was Frisches anziehen.« Dann wollte ich meine Suche nach Fred wieder aufnehmen. Ich gieperte danach, seine Schritte zurückzuverfolgen. Ich brannte darauf, mich auf den Parkplatz zu stellen, auf dem er verschwunden war, um möglichen psychischen Schwingungen nachzuspüren. Ich hatte vorher noch nie derlei Schwingungen gespürt, aber bekanntlich gab es für alles ein erstes Mal. »Ach, übrigens, kennst du einen Buchmacher namens Bunchy?«
»Nein. Wie sieht er aus?«
»Italienischer Typ, durchschnittliche Größe. Um die vierzig.«
»Für mich arbeitet er jedenfalls nicht. Woher kennst du ihn?«
»Er war bei Mabel und dann war er bei mir. Er behauptet, Fred schuldet ihm Geld.«
»Fred?«
»Wenn Fred auf Pferde gesetzt hat, frage ich mich, warum er die Wetten dann nicht in dem Laden von seinem Sohn abgeschlossen hat?«
»Vielleicht, weil er nicht wollte, dass jemand von seiner Wettleidenschaft erfährt.«
»Ach nein. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.«
»Ich habe mit deinem Arzt gesprochen«, sagte Morelli. »Er hat mir gesagt, du solltest dir ein paar Tage Ruhe gönnen. Und dann hat er noch gesagt, das Klingeln im Ohr würde sich mit der Zeit wieder legen.«
»Das ist schon viel besser geworden.«
Morelli sah mich von der Seite an. »Du gönnst dir bestimmt keine Ruhe, was?«
»Was verstehst du unter Ruhe?«
»Zu Hause bleiben. Lesen. Fernsehen.«
»Vielleicht ein bisschen von allem.«
Morelli bog auf den Mieterparkplatz vor meinem Haus und hielt an. »Du musst noch auf die Polizeiwache und eine offizielle Aussage machen. Aber erst, wenn dir danach ist.«
Ich sprang aus dem Wagen. »Gut.«
»Warte doch«, sagte Morelli. »Ich begleite dich nach oben.«
»Nicht nötig. Ich komme schon zurecht. Trotzdem vielen Dank.«
Morelli grinste wieder. »Hast du Angst, du könntest im Treppenhaus schwach werden und mich bitten, reinzukommen und mit dir zu schlafen?«
»Wohl nur in deinen Träumen, Morelli.«
Als ich in meine Wohnung kam, blinkte das rote Licht auf meinem Anrufbeantworter wie verrückt, und auf meinem Sofa schlief Bunchy.
»Was machen Sie denn hier?«, brüllte ich ihn an. »Stehen Sie auf! Hauen Sie ab! Wir sind hier nicht im Hotel Ritz. Ist Ihnen überhaupt klar, dass Sie einen Einbruch verübt haben?«
»Meine Fresse, jetzt regen Sie sich nicht künstlich auf«, sagte er und erhob sich. »Wo waren Sie so lange? Ich habe mir Sorgen gemacht. Sie sind gestern Abend nicht nach Hause gekommen.«
»Sie sind nicht meine Mutter.«
»Ich mache mir nur Sorgen um Sie, mehr nicht. Sie sollten froh sein, so einen wie mich zum Freund zu haben.« Er schaute sich um. »Haben Sie meine Schuhe gesehen?«
»Sie sind nicht mein Freund. Und Ihre Schuhe sind unter dem Sofatisch.«
Er holte die Schuhe hervor und zog sie sich an. »Also, wo waren Sie?«
»Ich war arbeiten. Schwarz.«
»Muss ja ein toller Job gewesen sein. Ihre Mutter hat angerufen. Sie hätte gehört, Sie hätten jemanden in die Luft gejagt.«
»Haben Sie mit meiner Mutter gesprochen?«
»Sie hat eine Nachricht auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.« Er schaute sich wieder um. »Haben Sie meine Pistole gesehen?«
Ich wandte mich ab und ging in die Küche, um meinen Beantworter abzuhören.
»Stephanie, hier ist deine Mutter. Was ist das für eine Geschichte mit dieser Explosion? Edna Gluck hat von ihrem Sohn Ritchie gehört, du hättest jemanden in die Luft gejagt. Stimmt das? Hallo? Hallo?«
Bunchy hatte Recht. Was hatte dieses blöde Großmaul Ritchie wieder rumerzählt.
Ich spielte die zweite Nachricht ab. Atmen. Das Gleiche beim dritten Anruf.«
»Wer atmet denn da so schwer?«, wollte Bunchy wissen, der plötzlich mitten in meiner Küche stand, die Hände in die Taschen vergraben, das zerknitterte, schon mehr als verblichene, karierte Baumwollhemd über der Hose.
»Falsch verbunden.«
»Sie würden mir doch sagen, wenn Sie Probleme hätten, oder? Ich habe nämlich meine Methode, solche Probleme in Null Komma nichts zu lösen.«
Daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Er sah nicht aus wie ein Buchmacher, aber ich hätte ihm sofort geglaubt, dass er dieses spezielle Problem ohne weiteres gelöst hätte. »Warum sind Sie hier?«
Er suchte meine Küchenschränke nach Essbarem ab, fand aber nichts, was ihn interessierte. Auf Hamsterkuchen war er bestimmt nicht scharf. »Ich wollte wissen, ob Sie etwas herausgefunden haben. Irgendwelche Hinweise
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