Vier Morde und ein Hochzeitsfest
oder Ähnliches.«
»Nein. Keine Hinweise. Nichts.«
»Ich dachte, Sie wären so eine supertolle Privatdetektivin.«
»Ich bin keine Privatdetektivin. Ich bin Kautionseintreiberin.«
»Kopfgeldjäger.«
»Kopfgeldjägerin, wenn Sie es genau wissen wollen.«
»Na gut. Sie stöbern Leute auf. Mehr wollen wir doch gar nicht.«
»Wie viel Geld schuldet Fred Ihnen?«
»Es reicht, dass ich es gerne wiederhätte. Aber es ist nicht so viel, dass man deswegen abhaut. Ich bin eigentlich ein ganz verträglicher Mensch. Ich zertrümmere nicht gleich jedem, der nicht zurückzahlen kann, die Kniescheibe. Na gut, es kann schon mal vorkommen, dass ich jemandem auf die Finger haue, aber es passiert nicht jeden Tag.«
Ich verdrehte die Augen.
»Wissen Sie was?«, sagte Bunchy. »Gehen sie doch mal zu seiner Bank. Überprüfen Sie, ob er Geld abgehoben hat. Ich kann so was nicht machen, weil ich so aussehe, als würde ich gleich jedem die Kniescheibe zertrümmern. Aber Sie sind eine hübsche Frau. Vielleicht kennen Sie ja sogar jemanden, der bei der Bank arbeitet. Die Menschen tun Ihnen gern einen Gefallen.«
»Ich werd’s mir überlegen. Und jetzt gehen Sie.«
Bunchy schlich zur Tür. Er nahm eine zerschlissene braune Lederjacke von einem der Haken im Flur und drehte sich zu mir um. Sein Gesichtsausdruck war ernst. »Finden Sie ihn.«
Das Übliche »… sonst«, blieb ungesagt in der Luft hängen.
Ich schob hinter ihm den Türriegel vor. Bei der nächsten Gelegenheit musste ich mir ein neues Schloss besorgen. Es würde doch wohl Türschlösser geben, die ungebetene Gäste auch wirklich fern hielten.
Ich rief meine Mutter an und erklärte ihr, dass ich niemanden m die Luft gejagt hätte. Das Opfer hätte sich selbst in die Luft gejagt, mithilfe einer alten Dame in einem rosa Nachthemd.
»Du könntest eine viel bessere Arbeit kriegen«, sagte meine Mutter. »Du könntest Unterricht bei der Firma nehmen, die immer Werbung im Fernsehen macht, wo man beigebracht kriegt, wie man einen Computer bedient.«
»Ich muss jetzt gehen.«
»Wie war’s mit Abendessen? Es gibt Schmorbraten mit neuen Kartoffeln und Soße.«
»Ich glaube nicht.«
»Und zum Nachtisch gestürzten Ananaskuchen.«
»Also gut. Ich komme um sechs.«
Ich löschte die beiden Anrufe mit den Atemgeräuschen und redete mir ein, dass sich nur jemand verwählt hatte. Im Grunde wusste ich genau, wer der Anrufer war.
Ich überprüfte zweimal die Schlösser an meiner Tür und sah nach, ob auch alle Fenster fest verschlossen waren und sich kein Eindringling im Schrank oder unterm Bett versteckt hatte Ich duschte heiß, lang und ausgiebig, wickelte mich in mein Handtuch, trat aus dem Badezimmer und lief einem Mann in die Arme. Ranger.
4
»Huch« Ich sprang zurück und schlang das Handtuch enger um mich »Was machst du denn hier?«, schrie ich ihn an.
Sein Blick fiel zuerst auf das Handtuch, dann sah er mir in die Augen »Ich wollte dir deine Mütze wiederbringen« Er setzte mir die SEALS-Baseballmutze auf den Kopf und ruckte sie auf dem feuchten Haar zurecht »Du hast sie in der Eingangshalle liegen lassen«
»Oh, vielen Dank«
Ranger lachte »Was ist?«, sagte ich »Süß«, sagte Ranger Ich sah ihn durchdringend an »Sonst noch was?«
»Machst du heute Abend die Schicht mit Tank?«
»Bewacht ihr das Haus noch immer?«
»Es hat ein riesiges Loch. Wir müssen die Bösewichte davon fern halten«
»Da muss ich passen«
»Kein Problem Ich hatte noch andere Jobs für dich zum Ausprobieren«
»Ach so? Was denn zum Beispiel?«
Ranger zuckte die Achseln »Es kommt immer wieder mal was rein« Er fasste hinter sich und holte eine Waffe hervor Meine Waffe »Die habe ich auch in der Halle gefunden« Er steckte die Waffe oben in den Ausschnitt, klemmte sie zwischen meine Brüste, wobei seine Fingerknöchel mich streiften Mir blieb die Luft weg, und für einen Augenblick dachte ich, mein Handtuch würde Feuer fangen.
Ranger lachte wieder. Ich sah ihn noch durchdringender an.
»Ich melde mich«, sagte er.
Dann war er verschwunden.
Mist. Ich zog die Waffe vorsichtig aus dem Ausschnitt und legte sie in die Keksdose auf dem Küchentresen. Danach ging ich zurück zur Wohnungstür, um mir die diversen Schlösser anzusehen. Alles Schrott. Ich schloss die Tür trotzdem ab und schob auch den Riegel vor. Mehr konnte ich im Moment nicht machen.
Dann ging ich ins Schlafzimmer, legte das Handtuch ab und stieg in ein Baumwollbustier. Heute war nichts mit Straps und Seide,
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