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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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besonders umgänglicher Mensch.« Shempsky hatte, eingeklemmt zwischen zwei anderen kleinen Räumen, ein Büro für sich. Seine Tür stand offen und ich steckte den Kopf durch den Spalt.
    »Darf ich?«, sagte ich.
    Allen Shempsky blickte mich einen Moment lang mit ausdrucksloser Miene an, dann sah ich, wie es bei ihm klickte und er mich erkannte. »Entschuldigung«, sagte er, »ich war mit mei nen Gedanken woanders. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich suche meinen Onkel Fred. Soviel ich weiß, hat er kurz vor seinem Verschwinden noch mit dir gesprochen.«
    »Ja. Er überlegte, ob er einen Kredit bei uns aufnehmen sollte.«
    »Einen Kredit? Was denn für einen?«
    »Einen Privatkredit.«
    »Hat er gesagt, wofür er das Geld braucht?«
    »Nein. Er hat sich erkundigt, wie hoch die Zinsen sind und wie lange die Laufzeit ist. Solche Sachen. Es war eine Vorbesprechung, ohne Verträge oder dergleichen. Es hat nur fünf Minuten gedauert, höchstens zehn.«
    »Machte er einen aufgeregten Eindruck?«
    »Kann ich nicht sagen. Jedenfalls war er nicht aufgeregter als sonst. Fred war ein ziemlich mtssmutiger Typ. Hat die Familie dich beauftragt, nach ihm zu suchen?«
    »Ja.« Ich stand auf und gab Shempsky meine Karte. »Sag Bescheid, wenn dir noch was Wichtiges einfällt.«
    Einen Kredit also. Ich fragte mich natürlich, ob er ihn dazu brauchte, um Bunchy auszuzahlen. Ich glaubte nicht, dass Bunchy wirklich Buchmacher war, aber es würde mich nicht wundern, wenn sich herausstellte, dass er Erpresser war.
    Die Reinigung lag in der Mitte der Ladenzeile, neben dem Grand Union. Die Frau hinter der Theke kannte ich vom Sehen, aber ich wusste ihren Namen nicht mehr. Ich hatte meine Wäsche hier auch schon gelegentlich reinigen lassen. Sie erinnerte sich an Fred, an mehr aber auch nicht. Er hatte seine Kleider abgeholt und das war’s. Keine Unterhaltung. Sie war an dem Tag zu sehr beschäftigt gewesen. Sie hatte Fred nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    Ich ging zurück zu meinem Wagen, blieb davor stehen, schaute mich um und versuchte mir vorzustellen, was passiert sein könnte. Fred hatte vor dem Grand Union geparkt, weil er damit rechnete, dass er schwere Einkaufstüten tragen müsste. Er hatte die Wäsche aus der Reinigung ordentlich auf den Rücksitz gelegt, dann die Tür zugemacht und den Wagen abgeschlossen. Was dann? Dann war er verschwunden. An einem Ende ging die Zeile auf einen vierspurigen Highway hinaus. Hinter der Zeile lag ein einzelnes Wohnhaus und das Viertel aus Einfamilienhäusern, das ich bereits nach Fred abgesucht hatte.
    Das Büro der RGC lag unten am Fluss, auf der anderen Seite der Broad Street. Es war ein Gewerbegebiet aus Lagerhäusern und Familienbetrieben. Nicht sonderlich malerisch. Ideal für ein Müllabfuhrunternehmen.
    Ich fädelte mich in den Verkehr ein und lenkte meine blaue Karosse westwärts. Nach zehn Minuten und sieben Ampeln rollte ich die Water Street entlang, musterte argwöhnisch die düsteren Backsteingebäude und suchte die Hausnummern. Die Straße war aufgerissen und übersät mit Schlaglöchern. Die firmeneigenen Parkplätze waren mit Stacheldrahtzäunen umgeben. Auf den Gehsteigen war kein Mensch. Die Fenster waren dunkel und leblos. Ich brauchte gar keine Hausnummern, RGC war auch so leicht zu finden. Großes Firmenschild, und auf dem Parkplatz standen viele Müllwagen. Neben dem Gebäude befanden sich fünf Besucherparkplätze. Allesamt leer. Kein Wuntier, es roch nicht gerade nach Rosen hier draußen. Ich stellte den Buick auf einem der Besucherparkplätze ab und huschte hinein. Das Büro war klein. Linoleumboden, leichenblassgrüne Wände, ein Tresen mit Raumteiler. Hinten befanden sich zwei Schreibtische und Aktenschränke.
    Eine Frau stand von einem der Tische auf und kam auf mich zu. Das Namensschild auf dem Tresen besagte »Martha Deeter – Empfang«, und ich nahm an, dass es sich hierbei um Martha handelte.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Martha. Ich stellte mich als eine Nichte von Fred vor und sagte ihr, ich suchte ihn.
    »Ich erinnere mich an ihn«, sagte sie. »Er ist nach Hause gefahren, um seinen eingelösten Scheck zu holen, aber er ist nicht wiedergekommen. Ich hätte nie gedacht, dass ihm etwas passiert sein könnte. Ich nahm an, er hätte es aufgegeben. Wir haben hier viele Leute, die versuchen, aus allem was herauszuschlagen.«
    »Was sagt man dazu?«
    »Genau. Ich habe ihn ja nach Hause geschickt, damit er die Quittung herbringt. Die alten Leute sind

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