Vier Morde und ein Hochzeitsfest
auf.
Bevor ich aus dem Haus ging, nahm ich mir die Zeit, um m den Gelben Seiten nach einem neuen Müllabfuhrunternehmen für Mabel zu suchen.
Bunchy stand unten in der Halle. Er lehnte gegen eine Wand, und er wirkte immer noch nachdenklich. Vielleicht war er auch nur müde.
»Sie sehen hübsch aus«, sagte er zu mir. »Wirklich hübsch. Sie haben nur zu viel Make-up aufgetragen.«
Grandma wartete schon in der Tür, als ich kam. »Hast du das mit dem Müllmann gehört? Hat sich das Gehirn weggepustet. Lavern Stankowski hat angerufen und gesagt, ihr Sohn Joey hätte den Rettungswagen gefahren. Er hat gesagt, so was hätte er noch nie gesehen. Überall Gehirnmasse verspritzt. Der ganze Hinterkopf von dem Mann hätte in dem Büro an der Wand geklebt.«
Grandma rückte sich den Vorbau zurecht. »Lavern sagte, die Verstorbenen würden bei Stiva aufgebahrt. Stell dir vor, die Arbeit, die er mit dem haben wird. Wahrscheinlich braucht er pfundweise Wachs, um die ganzen Löcher zu stopfen. Kannst du dich noch an Rita Gunt erinnern?«
Rita Gunt war zweiundneunzig, als sie starb. Sie hatte in ihren letzten Lebensjahren enorm an Gewicht verloren, und ihre Familie hatte Stiva gebeten, ihr für ihren letzten öffentlichen Auftritt ein blühenderes Äußeres zu verleihen. Stiva hatte sich wirklich redlich Mühe gegeben, mit seinen Mitteln das Beste herauszuholen, und Rita muss wie das Michelinmännchen ausgesehen haben, als sie in die Gruft einfuhr.
»Wenn mich jemand töten sollte, dann bitte nicht durch eine Kugel in den Kopf«, sagte Grandma.
Mein Vater saß im Wohnzimmer, auf seinem Lieblingssessel. Und aus den Augenwinkeln sah ich, dass er hinter dem Rand seiner Zeitung hervorguckte.
»Ich möchte vergiftet werden«, sagte Grandma. »Das würde wenigstens meine Frisur nicht ruinieren.«
»Hm«, sagte mein Vater nachdenklich.
Meine Mutter kam aus der Küche. Sie roch nach Lammkeule und Rotkohl, und ihr Gesicht glühte von der Ofenhitze. »Was von Fred gehört?«
»Nichts Neues«, sagte ich.
»An diesem Abfuhrunternehmen ist irgendwas faul«, sagte Grandma. »Irgendjemand hat die Müllmänner umgebracht, und ich wette, derjenige hat auch Fred getötet.«
»Larry Lipinski hat einen Abschiedsbrief hinterlassen«, entgegnete ich.
»Der könnte gefälscht sein«, sagte Grandma. »Jemand hat ihn sich ausgedacht, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.«
»Ich dachte, es wären Außerirdische, die Fred entführt hätten«, ließ sich mein Vater hinter seiner Zeitung vernehmen.
»Das würde vieles erklären«, sagte Grandma. »Ganz zu schweigen davon, dass auch die Müllmänner von Außerirdischen umgelegt worden sein könnten.«
Meine Mutter warf meinem Vater einen warnenden Blick zu und verzog sich wieder in die Küche. »Setzt euch hin, bevor die Lammkeule kalt wird«, sagte sie. »Und von Außerirdischen und Morden will ich jetzt nichts mehr hören.«
»Das sind die Wechseljahre«, flüsterte mir Grandma ins Ohr. »Seit deine Mutter in den Wechseljahren ist, ist sie so gereizt.«
»Ich habe alles mitgehört«, sagte meine Mutter. »Und ich bin nicht gereizt.«
»Ich rede ihr ständig zu, sie soll Hormonpillen nehmen«, sagte Grandma. »Ich überlege, ob ich sie nicht auch nehmen soll. Mary Jo Klick hat angefangen, sie einzunehmen, und sie hat mir erzählt, vorher wären manche Körperteile an ihr ganz verschrumpelt gewesen, und nach einer Woche wären sie wieder richtig aufgeblüht.« Grandma sah an sich herab. »Ich hätte nichts dagegen, wenn manche Körperteile an mir auch wieder aufblühen würden.«
Wir traten an den Tisch und nahmen unsere Platze ein. Gebetet wurde bei uns nur zu Weihnachten und Ostern. Da weder das eine noch das andere war, fing mein Vater an, sich das Essen auf den Teller zu laden und anschließend in den Mund zu schaufeln, voll konzentriert auf diese Tätigkeit.
»Was glaubst du, ist mit Onkel Fred passiert?«, fragte ich ihn, zwischen zwei Gabelhappen Fleisch und Kartoffeln seine Aufmerksamkeit erhaschend.
Er schaute erstaunt auf. Nach seiner Meinung hatte noch nie jemand gefragt. »Mafia«, sagte er. »Wenn jemand einfach so spurlos verschwindet, dann war es die Mafia. Die Mafia hat so ihre Methoden.«
»Was für ein Interesse sollte die Mafia daran haben, Fred umzubringen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte mein Vater. »Für mich deutet nur alles daraufhin, dass es die Mafia war.«
»Wir müssen uns beeilen«, sagte Grandma. »Ich möchte nicht zu spät zu der Aufbahrung
Weitere Kostenlose Bücher